Alte Hülle, neuer Kern

17. April 2022 Mehr

Nach dem „Haus im Haus“-Prinzip verwandelte das Architekturstudio Arcgency mit den Farbers Factories eine alte Fabrik in neuen Wohnraum. Der historische Bestand blieb dabei nahezu unberührt. Er dient als schützende Hülle für einen eingesetzten Holzkern mit vier Appartements. Auf diese Weise entsteht ein spannender Mix aus industriellem Charme und modernem Design, der ein Stück der Geschichte Dänemarks bewahrt.

 

Nach dem „Haus im Haus“-Prinzip verwandelte das Architekturstudio Arcgency mit den Farbers Factories eine alte Fabrik in neuen Wohnraum.

 

Die Farbers Factories befinden sich auf der dänischen Insel Fünen in Ryslinge. Mit 460 m2 sind sie eine von mehreren Umnutzungsprojekten, mit denen zukünftig das Kulturerbe des Landes auch in ruralen Gebieten erhalten und gleichzeitig lokale Entwicklung sowie Lebensqualität gefördert werden sollen. Für die einstigen Werkhallen entwickelte das Planerteam deshalb ein innovatives Konzept: Es erhielt mit einem modularen Konstruktionssystem die geschichtsträchtige Bausubstanz und schaffte leistbares Wohnen.

 

 

Für die Revitalisierung passten die Architekten die Wohnungen an die Fabrik an und nicht umgekehrt. Dieser Ansatz vermied teure Sanierungsarbeiten und hielt den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich. Zudem wurde nicht in die Umgebung eingegriffen und der Charakter des Industrieareals blieb bestehen. Sämtliche Eingriffe in die Originalstruktur beschränkten sich auf kleine Reparaturen. Der Bestand bildet nun die Außenhülle des Baus und zeugt von der Geschichte des Ortes. Im Inneren wurden vier aus Holz gefertigte Kerne mit separaten Einheiten eingesetzt. Diese beruhen auf einem modularen Raster und bieten eine optimierte und kosteneffiziente Raumaufteilung. Neben einer offenen Wohn-Essküche beinhaltet jede der Boxen Schlafbereiche und Badezimmer.

 

 

Holz fungiert nicht nur als konstruktives, sondern auch als gestalterisches Element. Es kleidet Wände und Böden, sorgt für eine angenehme Atmosphäre und reguliert das Raumklima. Besonderes Augenmerk legte Argency auf den unbeheizten Bereich zwischen den beiden Hüllen. Als flexibel nutzbare Zone erweitert er je nach Jahreszeit die Wohnfläche oder dient als überdachtes Atelier und Indoor-Spielplatz. Glastüren lassen Innen und Außen fließend ineinander übergehen. Die warmen, maßgeschneiderten Holzeinbauten und -oberflächen ergeben hier in Kombination mit den abgenutzten Fabrikwänden und gewölbten Ziegeldecken einen reizvollen Kontrast. Mittels 3D-Scan und CNC-Fräse wurden die Verbindungspunkte zwischen dem alten Bestand und den neuen, vorgefertigten Holzkuben in den Farbers Factories genau eingepasst und damit der Grundstein für weitere Sanierungsprojekte im ländlichen Dänemark gelegt.

 

Text: Edina Obermoser
Fotos: Rasmus Hjortshøj – COAST Studio

 

Kategorie: Projekte