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29. September 2014 Mehr

Aquarium / Kastrup / 3XN
The Blue Planet – Der blaue Planet
70 % der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt und 700.000 Besucher soll Europas größtes und bedeutendstes Aquarium jährlich anlocken. „Blue Planet“ genannt, befindet es sich an der Küste von Øresund/Dänemark, nur acht Kilometer vom Stadtzentrum Kopenhagens entfernt. Die Lage ist ideal – die Autobahn, der Flugplatz Kopenhagen, die Øresund-Brücke, internationale Zugverbindungen und die Metro sind nur ein paar hundert Meter entfernt. Erbaut von den 3XN Architekten gehört es bereits jetzt – wenige Monate nach seiner Eröffnung – zu den top five Touristenattraktionen des Landes.

Wenn man mit dem Flugzeug anreist, kann man schon aus der Luft das Gebäude entdecken: Wie ein zu Architektur gewordener großer Wirbel, wie ein spiralförmiger Strudel liegt es auf einer kleinen Landzunge am Meer. Besucher betreten das Aquarium über den am längsten in den Umraum ragenden Ausläufer der Spirale. Sanft werden sie in die Eingangszone hineingezogen, förmlich aufgesaugt und in eine andere Welt, eine Welt unterhalb der Meeresoberfläche geführt.
Die Inspiration für die Gestalt und Form des Gebäudes kam von der endlosen Bewegung des Wassers, und so ist der Grundriss wie ein riesiger „Whirlpool“ geformt.
Schon von außen erahnt der Besucher, was ihn im Inneren erwarten wird. Situiert in der Nähe von Kastrup Harbor, bindet dieser „Whirlpool“ sozusagen Meer und Festland zusammen. Die Fassade der Architektur ist mit kleinen, diamantförmigen Aluminiumschindeln bedeckt – so konnte man leicht die organische Gebäudeform des Entwurfes verkleiden. Und so wie Wasser, reflektiert Aluminium auch die Farben des Himmels und verleiht dem Körper ständig wechselnde Ausdrucksformen. Und wie der Fluss des Wassers ist die Architektur auch flexibel und kann jederzeit für zukünftige Erweiterungen adaptiert werden.

Der Blaue Planet ist ein Bauwerk von allerhöchster Komplexität. Es generiert eine Vielzahl von einzigartigen, ökonomisch nachhaltigen, kulturellen Erfahrungen und gleichzeitig den Rahmen für die komplexesten Ökosystems mit einigen der seltensten Tierarten der Welt.
Das kreisförmige Foyer ist das Zentrum des Riesenaquariums, hier können die Besucher entscheiden, welchem Themenbereich, welchem virtuellen Fluss mit seinen Fischen sie sich zuerst zuwenden oder welches Meer sie erkunden wollen. Jede Ausstellung, jeder Themenbereich hat einen eigenen Eingang an dem Ton und Bilder bereits die Atmosphäre vermitteln. Durch die Wahlmöglichkeit verschiedenster Routen wird ein Gedränge vor den einzelnen Schwerpunkten vermieden. Und das Restaurant bietet einen großartigen Ausblick auf das nur ein paar Meter entfernt liegende Meer.

Der Bau erstreckt sich entlang der ursprünglichen Küstenlinie, es bedurfte jedoch spezieller Maßnahmen in der Struktur, um Senkungen in der Bodenbeschaffenheit zu verhindern. Die Gründung ruht auf Stahlbetonpiloten und die gesamten Abwässerleitungen wurden ebenfalls mit Stahlbetonkonstruktionen unterstützt, bzw. in diesen aufgehängt. Eine Anschlussleitung wurde 1,6 Kilometer weit in das Meer hinaus verlegt, um frisches Meerwasser für die Becken zu erhalten.
Die gesamten Stahl- und Betonstrukturen wurden mittels 3D Modellierungen entworfen. Die architektonische Fassade entspricht den Stahlstrukturen, das lastabtragende System besteht aus 54 einzelnen Stahlrahmen, die – radial positioniert – die Form und Lage der gebogenen Fassaden bestimmen. Die Betonteile rund um die einzelnen Aquarien sind einer sehr aggressiven Salzwasserumgebung ausgesetzt, weshalb besondere Schutzmaßnahmen gegen Korrosion nötig waren.

Mittels 3D wurden auch die zahlreichen Installationen – wie zum Beispiel der „Amazonas-Bereich“ – bestimmt und gestaltet. Die Technologien für die Feuchtigkeitskontrolle, Heizung sowie die verschiedenen klimatischen Bereiche mussten jeweils an das Gesamtgebäude angepasst werden. Das Kühlsystem für die Aquarien, die Klimaanlage und für die öffentlichen Bereiche benutzt Meerwasser aus dem Øresund.
Die Überwachung der elektrischen Anlagen und die Regulierung der Gebäudetechnik sind in ein Gebäudemanagementsystem eingebunden. Alle Informationen aus diesem System, wie Aquarien, Sicherheit, Kühlung, Ventilation und Licht müssen wiederum in ein übergeordnetes Gesamtsystem eingebunden werden.
Die Technologien der Aquarien inklusive der Pumpen, Filter, Rohrleitungen und Acrylverglasungen sowie der Gestaltung der künstlich/natürlichen Lebensräume wurden von einer australischen Spezialfirma realisiert. Die Technik gewährleistet eine unabhängige Versorgung jeder einzelnen Wasserart. Die Anlagen müssen den aggressiven Eigenschaften von warmem Salzwasser Widerstand leisten. Auch ist es wichtig, dass mehr als 4 Millionen Liter Salzwasser im größten Becken, dem Ozeantank, jede Stunde einmal gefiltert und gereinigt werden können. Und schließlich muss das System auch die endgültige Reinigung des gesamten Brauchwassers, bevor es wieder an die Natur zurückgegeben wird, sicherstellen.

Eine Mischung aus Licht, Ton, fortschrittlichsten AV-Techniken, Projektionen, Film, Video, interaktiven Grafiken, Illustrationen und Zeichen helfen den Besuchern jeden Alters – unabhängig von deren Interessen oder Bildung – die für sie interessantesten Erlebnisse im Aquarium zu bekommen. Das Konzept setzt neue Maßstäbe in der Technologie, im Betrieb und Design von Aquarien.

Nationales Aquarium Dänemark
Kastrup, Dänemark
Bauherr: Building Foundation „Den Blå Planet“
Planung: 3XN
Mitarbeiter: Moe & Brødsgaard
Grundstücksfläche: 12.000 m2
Bebaute Fläche: 15.000 m2
Planungsbeginn: 07/2008
Fertigstellung: 12/2012
Baukosten: 730 Mio DDK

Der „Blue Planet“ beinhaltet mehr als 7 Mio. Liter Wasser, die Acrylverglasung des Ozean Beckens ist 16 Meter lang, 8 Meter hoch und 48 Zentimeter stark, sie wiegt 60 Tonnen, es gibt insgesamt 523 verschiedene Aquarien mit 20.000 verschiedenen Fischen und anderen Wasserlebewesen, und auch 3 – 4 Meter große Hammerhaie können hier besichtigt werden.

Die Geschichte des Aquariums
Dänemarks Aquarium wurde vom Unternehmer und Ingenieur Knud Højgaard gegründet. 4 Monate vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges, im Jahr 1939 öffnete es seine Pforten. 7 Monate später wurde Dänemark von den Nationalsozialisten besetzt. Aufgrund der danach geschlossenen Grenzen war es damals sehr schwierig, exotische Tiere für den Betrieb zu bekommen. Trotzdem schafften es die Dänen, das Aquarium während dieser Zeit offen und in Betrieb zu halten. Nach dem Krieg war es in einer sehr schlechten Verfassung und Knud Højgaard leitete intensive Renovierungsarbeiten ein. In den nächsten Jahrzehnten wurden verschiedene Modernisierungen und Erweiterungen vorgenommen.
Seit mehr als 73 Jahren war das Originalgebäude in Charlottenlund ein Ort der Bildung, Information und des Freizeitvergnügens für alle Altersgruppen, bis es vor einigen Jahren geschlossen und nun neu in Kastrup wieder eröffnet wurde.

Text: Peter Reischer
Fotos: Adam Mørk

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kategorie: Projekte