Lindower 22 – Arbeiterviertel Wedding
Lindower 22 – Arbeiterviertel Wedding
Lindower 22 – In Zeiten der Berliner Mauer war der Bezirk Wedding ein Arbeiterviertel des westlichen Teils von Berlin. Später entstand hier ein Mix aus Migranten und verbleibenden Berliner Einwohnern. Diese kulturelle Mischung ist auch heute noch ein Kennzeichen der Gegend. Die fortschreitende Gentrifizierung der Nachbarbezirke machte ihn plötzlich auch für die Stadtentwicklung interessant.
Er hat in den letzten Jahren eine Menge Künstler, Kunstgalerien und Ateliers angezogen. Sie alle bemächtigten sich der verlassenen Produktionsstätten der ehemaligen Industrie. Heute hat der Bezirk ein mit seiner Bevölkerung (die Hälfte hat einen Migrationshintergrund) ein großes Entwicklungspotenzial und spielt eine gewisse Rolle in der urbanen Zukunft der Stadt.
Das Projekt Lindower 22 wurde von den Heim Bal Architekten & Asastudio als Kulturprojekt auf dem Areal der verlassenen Max Hasse Maschinen Fabrik entworfen und erdacht. Es beinhaltet die Umwandlung von mehr als 6.000 m2 existierender Gebäude mit einem Fokus auf Kreativräume für Kunstproduktion und Ausstellungen. Zusätzlich entstehen 5.000 m2 Mischnutzungen auf dem engen und schmalen Grundstück an der Seite der Fabrik: 27 Wohneinheiten, ein kleines Theater, Ateliers und auf der Erdgeschossebene Gemeinschaftsräume, Cafés und Restaurants.
Der Prozess der Transformation reduzierte sich auf die notwendigsten Eingriffe und möglichst wenig neue Substanz. Das Resultat sind klare und reine architektonische Räume, die kein ikonisches Statement benötigen. Eine Architektur, die auf der Geschichte aufbaut, statt sie auszulöschen. Der größte, 4-geschossige, L-förmige Baukörper erhielt einen zweigeschossigen Aufbau am Dach, verkleidet mit reflektierenden, gebürsteten Metallplatten. Er unterscheidet sich klar von der alten Originalarchitektur. Eine neue Treppe aus Stahlbeton, sie war durch den Brandschutz notwendig geworden, dient nun als Hauptzugang. Alle Neuerungen im Inneren sind durch weiße Farbe oder durch die Klarheit der Materialien gekennzeichnet – so entsteht eine Differenzierung zwischen Alt und Neu.
Das in der Mitte des Hofes frei stehende Bauwerk, mit der Bezeichnung „Kathedrale“, enthält Ausstellungsbereiche, Büros und zwei neue Grünterrassen, im dritten Stock befinden sich loftähnliche Wohneinheiten. Die Ziegelfassade ist erhalten und nur – wo notwendig – ausgebessert worden.
Der Teil des Komplexes an der Straßenseite, ein existentes Wohnhaus, wurde erneuert und mit einem Zusatz für vier Wohneinheiten versehen. Ein schmales Geschäft auf der Straßenebene dient als Bibliothek. Dieser Teil des Ensembles schafft die Verbindung vom industriellen Kern zur Öffentlichkeit hin. Der Neubau ist niedriger gehalten, um mehr Licht für die dahinter stehenden Bauten zu gewährleisten.
Fotos:©Andrea Garzotto, Nick Ash
Kategorie: Magazin