Kühlende Gehsteige in Nizza
Schon die Römer verwendeten im Straßenbau Steine und Marmor. Kunstvoll behauen verliefen römische, mit Steinen gepflasterte Wege über die Alpen nach Mittel- und Nordeuropa. Aber andere Zeiten verlangen andere Techniken. So hat das Büro Josep Lluís Mateo – mateoarquitectura 2018 in Nizza einen multimodalen Verkehrsknotenpunkt für Straßenbahnen, Busse, Fahrradfahrer und Fußgänger mit einer Größe von 21.200 m2 fertiggestellt.
Er bietet eine Besonderheit: Zum ersten Mal in Europa wurde hier eine größere Anstrengung für die Kühlung der Erdoberfläche an heißen Tagen unternommen. In den Bereichen der größten Akkumulation von Fußgängerbewegungen (Bushaltestellen und Gehsteige) versuchte man, durch im Boden integriert liegende Kühleinrichtungen den klimatischen Hotspot in den Sommermonaten zu entschärfen. Hier liegt ein unterirdisches Bewässerungssystem, kontrolliert und gesteuert durch Sensoren, welches spezielle „atmende“ Pflastersteine kühlt. Diese sind experimentell aus Muschelschalen gefertigt worden. Auch die Vegetation soll zur Kühlung beitragen – große Bäume auf den Gehsteigen, Kletterpflanzen an den Seitenwänden und ein kleiner Park am Ende der Strecke.
Natürlich sind an besonders exponierten Stellen (zwischen den Tramgleisen zum Beispiel) Beton- und Granitsteine verlegt. Aber alles zusammen formt einen eher uniformen Teppich mit leichten Höhenunterschieden um die Fußgängerströme zu leiten und ihnen Sicherheit zu bieten. Dieser Überzug mit Linien und Einkerbungen aus künstlichen und natürlichen Steinen bietet trotzdem den Grund für die Vegetation und stellt durch seine mineralische Basis einen dialektischen Zusammenhang mit den menschlichen Bewegungen dar.
Und unter all dem liegt das Meer …
Fotos: ©Aldo Amoretti und Adrià Goula
Kategorie: Magazin