Infinite Living – Willkommen in der Zukunft

22. November 2018 Mehr

In China werden bereits 2020 mehr als 60% der Bevölkerung in Städten und urbanen Lebensräumen leben, das ist ein dramatischer Anstieg von 26% seit 1990. Diese massive Urbanisierung und Verdichtung wird die Mehrheit der Menschen in standardisierte Wohnungen zwingen, in Hochhäuser. Die Layouts werden nicht gerade förderlich für die Ansprüche von Familien, digitalen Nomaden und co-working-Gruppen sein. Viele Wissenschaftler begeben sich deshalb auf die Suche nach Alternativen, nach gesunden und effizienteren Räumen für die Zukunft.

 

infinite living

 

Eine dieser Organisationen ist Crossboundaries, ihre Vision besteht in antwortenden und veränderbaren Räumen zum Wohnen und Leben. Räume, in denen die Nutzer bestimmen können, wie sie aussehen und die sich auch laufend an die Bedürfnisse anpassen können. Räume, die mit den zukünftigen, kommenden Technologien arbeiten werden. „Infinite Living“ ist ein 1:1 Prototyp, ein Experiment welches aus einer jahrelangen Kooperation mit HOUSE VISION, der panasiatischen Plattform für multidisziplinäre Forschung und Entwicklung hervorgegangen ist. So benutzt „Infinite Living“ etwa auch den Fernseher als ein Fenster, um neue Interaktionen in der Virtualität zu erforschen.

Als ein visuelles Portal kann der Fernseher mehr sein als ein Bildschirm und unendlich viele Räume innerhalb und jenseits seines Mediums erzeugen. Es reagiert auf die Alltagsbedürfnisse und durchbricht die flirrende Linie zwischen virtuell und aktuell.
Vom 21. September bis zum 6. November 2018 wurde in Beijing, China dieser Haustyp der Zukunft präsentiert. Wie ein Kaleidoskop zeigt der Pavillon den Fernseher nicht als singulären Sender von Information und Unterhaltung, sondern stellt den Menschen in den Mittelpunkt jedes Hauses. Jeder Monitor wird zum Interface, erweitert die Funktionen der modernen Mobilgeräte und integriert sie mit räumlichen Dimensionen in den Alltag: Der Pavillon demonstriert, wie der Raum vertikal, horizontal jederzeit individualisiert werden kann, und zwar digital an seinen Oberflächen und räumlich in seinem Volumen.
Ein System „smarter“ Böden, Decken und Wandelemente kann jede mögliche Inszenierung und räumliche Anordnung schaffen, sowohl atmosphärisch wie auch optisch. Aktivierte, bedarfsgesteuerte Paneele verschieben sich, rotieren oder ziehen sich in Wandtaschen zurück. Sie öffnen oder schließen Volumina. Teleskopisch oder hydraulisch sind sie in der Architektur eingebettet, vorausgesetzt, dass sämtliche lasttragenden Strukturen entfernt sind. So kann der Raum stündlich, täglich, monatlich verändert und angepasst werden. Teile, die heute noch als Systeme hydraulischer Paneele funktionieren, können in Zukunft eine nanotechnische Beschichtung enthalten, die eine endlose Form und Oberflächenvielfalt auf Knopfdruck ermöglicht. Mit diesen digitalen Einstellungen als Datensatz gespeichert, könnte der Benutzer in jede andere Stadt reisen und sich dort in der entsprechenden Umgebung per Knopfdruck sein Zuhause wieder herstellen. Neue Technologien drängen unaufhaltsam in unsere Lebenswelten und verdrängen traditionelle Geschäftsmodelle.

Ein derartiges „plug-in“-Lebens/Wohnmodell könnte auch halbgefüllte oder schlecht benutzte Architekturen, Bürohäuser etc. wieder mit neuem Leben füllen. Die schon üblichen Modelle des co-workings, shared cooking, shared mobility sind alle Indikatoren für eine derartige Entwicklung und eines radikalen Wandels der Gesinnung im städtischen Bereich. Bereits 2016 hat China auf der Architekturbiennale in Venedig das Projekt „Across Chinese Cities – China House Vision“ präsentiert und diese Ansätze visualisiert. 2018 wurde diese Vision nun als 1:1 Modell realisiert.

 

 

Foto:©Mini Liu

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Kategorie: Magazin