Architektur als Leitschiene – FernUniversität Hagen

22. Juli 2019 Mehr

FernUniversität Hagen

Architektur als Leitschiene

Mit 76.000 Studierenden ist die FernUniversität in Hagen die größte Bildungseinrichtung Deutschlands. Mitte der 1970er-Jahre erhielt diese ihren eigenen Campus – das Kernstück dessen ist auch heute noch das Allgemeine Verwaltungszentrum. Da es sich bei jener Einrichtung nicht um eine Präsenzuniversität handelt, besuchen Studenten diese nur für einzelne Veranstaltungen.

 

FernUniversitaet

 

Die meisten Besucher sind mit dem Campus somit nicht sehr vertraut und haben erhöhten Orientierungsbedarf. Daraus entstand das Bedürfnis nach einem Leitsystem, das im Zuge der Neustrukturierung der Campusanlage implementiert wurde. Der Entwurf geht auf das Konto der Osnabrücker Agentur Kuhl|Frenzel.

Die größte Herausforderung bestand darin, trotz unregelmäßiger Topografie eine gute Orientierung zu gewährleisten. Da die Region um Hagen zum rheinischen Schiefergebirge gehört, ist der Campus nicht ebenerdig und daher auch von zentralen Stellen aus unüberschaubar. Eine neue, intuitive Namensgebung aller Gebäude und Parkplätze bringt Ordnung in das topo­grafisch vielschichtige Areal und bildet die Leitstruktur des Orientierungssystems. Im Zuge der Umbenennung wurden alle Standorte so durchnummeriert, dass auf den ersten Blick eine Logik erkennbar ist – Besucher finden sich fortan schneller zurecht.

 

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In puncto Gestaltung bleibt das Orientierungssystem einer Linie treu – da es an das Corporate Design der Universität anknüpft, bietet es hohen Wiedererkennungswert und unterstreicht dadurch die identitätsstiftende Wirkung des Campus. Auch das Logo und die Hausfarbe der FernUniversität – ein blau ausgefüllter Kreis mit runden Bahnen – greift das Leitsystem auf. So sind alle wegweisenden Elemente mit abgerundeten Ecken und dem charakteristischen Blauton versehen. Damit sind die Kommunikationselemente auf den ersten Blick erkennbar und leiten die Besucher lückenlos zum Ziel. Die Leitfunktion weist Studenten nicht nur im Außenbereich, sondern auch im Inneren der Gebäude den Weg. Mehr als 700 Elemente führen die Besucher zu den Räumen, wobei Nutzer direkt beim Eingang abgeholt werden.

Beim Entwickeln des Systems spielte Barrierefreiheit eine zentrale Rolle. Über mehrere Jahre hinweg identifizierten die Planer Hindernisse und entwickelten Lösungen zur Überwindung dieser. Daneben wurden die Schilder gemäß dem Zwei-Sinne-Prinzip entwickelt. Die Begrüßungselemente sind sowohl mit Braille- als auch mit einer erhabenen Profilschrift versehen – diese sind in einer dezenten Farbe gehalten, sodass sie von Sehenden erst bei näherer Betrachtung bemerkt werden. Um Orientierung bei jeder Tageszeit zu gewährleisten, sind die Stelen und die Nummerierungen der Gebäude mit energiesparenden LED-Leuchten versehen. Auch die Laufwege und die Eingänge der Institute wurden auf diese Weise ausgeleuchtet. Das neue Leitsystem bietet damit nicht nur bessere Orientierung, sondern es macht den Campus der FernUniversität Hagen gleichzeitig sicherer.

 

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Fotos:©Axel Hartmann

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Kategorie: Magazin