Wort(t)räume – Jaume Plensa
Der in Barcelona geborene, katalanische Künstler und Bildhauer Jaume Plensa hatte bis Ende September 2011 seine erste größere Ausstellung im ‚Yorkshire Sculpture Park’ in Wakefield in England. Ausgestellt wurde sowohl in den unterirdischen Galerieräumen wie auch in der Parklandschaft.
Die Plastiken und Objekte von Jaume Plensa sind faszinierende zweischichtige Gebilde. Zum einen sieht der Betrachter die Form, dann erkennt man beim Näherkommen die Struktur der Form und wird mit dem Grundgedanken des Künstlers konfrontiert: Wir sind von einer unsichtbaren, mit Poesie erfüllten Wolke umgeben. Worte bleiben im Raum hängen, nachdem sie ausgesprochen wurden, sie verschwinden nicht einfach, sie haben eine ‚Nach’-Wirkung.
Das ist sicherlich auch mit seinem Elternhaus zu erklären – laut seinen eigenen Angaben war es mit Büchern geradezu überfüllt. Der physische Aspekt der Sprache hat ihn von Kindheit an begeistert. Aber auch die Faszination der Schriften, der Gedichte, die Plensa im Lauf seines Lebens gelesen hat, schwingt in den Arbeiten wieder. So regen seine Werke den Betrachter dazu an, sie nicht nur visuell, sondern auch in einer taktilen und sensitiven, ja fast emotionalen Weise wahrzunehmen.
Manche seiner Skulpturen sind so groß, dass man in sie hineingehen kann, sie stellen Räume (‚House of Knowledge’) dar. Seine großformatigen Arbeiten neigen oftmals dazu, mit der sie umgebenden Landschaft zu verschmelzen, sich aufzulösen – sie hinterlassen einen diaphanen Eindruck. Erst beim Näherkommen entdeckt man, dass diese durchsichtigen Strukturen, diese Hüllen, aus ausgeschnittenen Metallbuchstaben bestehen. So bildet das Wort (‚Am Anfang war das Wort’) die Hülle, die Architektur, in die der Besucher manchmal sogar eintreten kann. Viele seiner Arbeiten beinhalten auch Ton- und Lichtelemente, um die Idee des Raumes umso eindrücklicher zu vermitteln und zu unterstreichen.
Und immer wieder taucht der Mensch, der menschliche Körper, als Hülle in seinen Arbeiten auf. Der Künstler gibt durch die physischen Formen einem an und für sich unberührbaren Begriff wie Liebe, Erinnerung, Sprache und Hoffnung einen materiellen Ausdruck. Jaume Plensa glaubt – und das materialisiert sich in all seinen Arbeiten -, dass jedes im Leben einmal gesprochene und gelesene Wort sozusagen im Körper für immer und ewig eingeschrieben ist. Und er schafft es, diese Erinnerung sichtbar zu machen.
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