Die Zukunft einer grünen Architektur
Die Zukunft einer grünen Architektur
Ständig wird (oder soll) Architektur effektiver, nachhaltiger werden, ständig entwickeln Wissenschaftler neue Konzepte zur Bekämpfung des Klimawandels: Spiegel im Weltraum halten die Sonnenstrahlung von der Erde fern, eine künstlich erzeugte Algenblüte frisst CO2 auf – so klingen Geoengineering- oder Climateengineering-Pläne, mittels derer die Erderwärmung und damit der Klimawandel durch eine künstliche Manipulation aufgehalten werden soll. Die Auswirkungen solcher Eingriffe sind bisher zumeist nur theoretisch oder unzureichend erforscht.
Früher Morgen 07.15 – Eine starke Windböe trifft Vater und Sohn, als das Frachtschiff v34 über ihre Köpfe hinweg fliegt und etwas, das wie ein künstlicher Wald aussieht, zu einem in der Nähe gelegenen Museum bringt.
Tatsache ist aber, dass der Mensch immer noch versucht, die Natur und die Architektur, die Schöpfung an sich anzupassen, statt sich endlich der Realität anzupassen. Diese Unbelehrbarkeit hat Nicholas Stathopoulos zum Anlass genommen, ein dystopisches Märchen über eine mögliche, immer wahrscheinlicher werdende Zukunft der Architektur zu entwerfen. Die Erzählung spielt in 100 Jahren.
Mittag 12.00 – Vater und Sohn nähern sich einem Denkmal, das an die grünen Berge und die verschwundenen Gletscher erinnern soll.
„Vor langer Zeit“, erzählt ein Mann seinem Sohn, während beide mit schweren Atemschutzgeräten und Schutzanzügen auf einer Hafenmauer sitzen, „war der Planet Erde von vielen Hügeln und großen Wäldern bedeckt. Sie existierten damals noch außerhalb unserer Museen. Wir kletterten auf diese Berge und konnten auch die Sonnenuntergänge sehen.“
In dieser Geschichte sind die Wälder verschwunden und die Berge von Abgasen, Staub und Rauch verhüllt. Die Natur hat aufgehört zu existieren und eine Welt ähnlicher einer Marslandschaft zurückgelassen. Eltern erzählen ihren Kindern nur noch die Geschichten von Wäldern, Wiesen und Bergen, wie sie einst waren. Die Kinder staunen und können sich das nicht mehr vorstellen. Hunderte Jahre hat man die Natur und Mutter Erde als gegeben und selbstverständlich erachtet. Sie wurde sehenden Auges zerstört, Hektar Waldflächen verdorrten und wurden von Käfern gefressen, Städte expandierten und verbrauchten die natürlichen Ressourcen. Die Menschheit ignorierte die Zeichen des Klimawandels und als es ernst wurde – war es zu spät. Das Grün verschwand und Staubwolken hüllten alles ein.
Nachmittag 14.00 – Ein Museum von Hügeln, Tälern und landwirtschaftlichen Flächen, eingebettet in Aussichtsterrassen und Warnschilder.
In dieser Welt werden von Menschen künstlich erzeugte „Naturstücke“ produziert, in Museen gebracht und können so besichtigt werden. Diese Superstrukturen beinhalten die Schätze einer Vergangenheit und sollen die Schönheit der Erde, wie man sie früher als selbstverständlich ansah, repräsentieren. In dieser zukünftigen Welt reisen nun Tausende herum, um diese architektonischen Megastrukturen und mit ihnen das, was einmal Natur gewesen war, zu bestaunen: Denkmäler einer Vergangenheit.
Abenddämmerung – Kann das eine Pflanze sein?
Text:©Peter Reischer
Illustrationen:©Nicholas Stathopoulos
Kategorie: Start