Blue Sky Project – Panzarini Emmanuele
Die beste Kamera ist die, die man jeden Tag mit sich herumträgt, die man immer dabei hat. Und wer hat heutzutage nicht ein Handy? Mit Kamerafunktion selbstverständlich. Fotografie gibt nicht immer genau die Realität wieder, aber sie gibt Raum für eine eigene Interpretation der Welt um uns herum. Sie fängt einen Moment ein, sie stoppt die Zeit und hinterlässt dem Betrachter ein sehr subjektives Teilstück des eigenen Lebens.
Das „Blue Sky Project“ von Panzarini Emmanuele entstand aus dem Bewusstsein, dass die neuen Technologien auch neue kreative Wege eröffnen. Eine Reise nach Spanien, die Einfachheit eines Moments, der dahineilende Himmel – alles nur mit dem Klick eines Handys eingefangen.
Eigentlich war es das Resultat einer einfachen Wette: Können Fotos, die mit dem Handy gemacht werden, genauso und die gleiche Aufmerksamkeit des Auges auf sich ziehen, wie die mit einer Profikamera gemachten? Der Gedanke, die Barrieren der Fotografie – wo nur Aufnahmen mit teurem Equipment wahrgenommen und juriert werden – zu durchbrechen und herauszufordern, faszinierte ihn.
Als Erasmus-Student reiste er nach Spanien und studierte in Bilbao. Er erforschte Spaniens schönste und exquisiteste Plätze und entdeckte die ikonografischen Besonderheiten dieses europäischen Landes. Die Reise führte ihn durch die Hektik und Betriebsamkeit der Metropolen wie Madrid, Barcelona und Valencia in das Hügelland und zu kleinen, ländlichen Städten wie Palencia, Teruel und Bakio. Während der Reise hatte er immer auf auffällige Kompositionen der spanischen Kultur geachtet: kleine Stadtausschnitte, berühmte Denkmäler, verborgene Ecken und Plätze, Architektur, Pflanzen, Fahnen, Brücken und Kirchen.
Nach seiner Rückkehr in sein Heimatland entstand die Idee einer langen, horizontalen, fotografischen Komposition. Die Farbe Blau sollte der dominante Farbton sein, gefolgt von dunklen Tönen und Blauabstufungen. Von den 8.000 Fotos, die er während eines Jahres aufgenommen hatte, wurden schließlich 204 Stück ausgewählt. Dabei entdeckte er, dass er unbeabsichtigt immer ähnliche Ausschnitte und Themen fotografiert hatte. Ebenso, dass die Fotos, paarweise angeordnet, eine wesentlich größere Aussagekraft und Wirkung entfalteten. So entstand ein Buchprojekt, das einen neuen Weg der Interpretation der Fotografie aufzeigt.
Der italienische Architekt Mario Cucinella (3M Hauptquartier, Architektur Heft 02/2011) schrieb über das Projekt des Fotobuches: Architektur-Fotografie ist eine Herausforderung. Die meisten Aufnahmen heutiger Architektur sind schöner als die Wirklichkeit ist. Somit trägt das Medium Fotografie zu einer Verzerrung der Wahrnehmung der realen Welt bei.
In der Arbeit von Emmanuele ist diese Richtung nicht gegeben. Sein Fotoprojekt geht über die Repräsentation hinaus, er betritt den Bereich der Emotionen, des Imaginativen und der Interpretation, indem er die Architektur als Medium benutzt.
Architektur wird mit dem Blau des Himmels verbunden. Die Fotos haben den Anschein, als ob Emmanuele den unsichtbaren Teil der physischen Existenz einer Architektur fotografieren wollte.
Es erinnert an die Art wie Carlo Scarpa es liebte, durch die Städte zu wandern – immer mit dem neugierigen Blick nach oben, in den Himmel.
Panzarini Emmanuele wurde 1984 in Padua, Italien, geboren. Von Kindheit an war er durch seine Mutter – sie war Kunsterzieherin – mit Kunst konfrontiert. Mit 13 Jahren begann er Englisch zu lernen, ging für einige Zeit in die Vereinigten Staaten von Amerika, 2006 graduierte er an der Universität von Padua in den Bereichen Kunst, Musik und Medien mit dem Thema „Ende unerwartet – eine Epiphanie, die man nicht erwartet“. 2007 kam er als Gewinner eines Erasmus-Stipendiums nach Bilbao, Spanien, wo er 2009 sein Studium in Multimedia und darstellender Kunst abschloss.
Seine fotografischen Arbeiten wurden bereits weltweit in angesehenen Magazinen veröffentlicht.
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