Stadt- und Ortsgestaltung durch Licht

21. Dezember 2017 Mehr

Gerade jetzt, wo uns die dunkle Jahreszeit wieder eingeholt hat, wird uns die Wichtigkeit künstlicher Beleuchtung täglich vor Augen geführt. Genau dies ist auch die Zeit, in der die Stimmung, die wir in Dörfern, Städten, Straßenzügen erleben, maßgeblich durch Licht beeinflusst wird. Wenn wir Christkindlmärkte besuchen und uns bei dem einen oder anderen Glas Punsch in heimeliger Atmosphäre unterhalten, dann zeichnet da nicht zuletzt auch die Beleuchtung mit verantwortlich.

Ortsgestaltung durch Licht ist das ganze Jahr über allgegenwärtig. Beginnend bei der funktionalen Beleuchtung von Verkehrswegen, über Platzgestaltungen, bis hin zur Anstrahlung von Sehenswürdigkeiten, die uns die Orientierung erleichtern. Als Beispiel sei hier die Beleuchtung des Domes in Eisenstadt angeführt. Schon von weitem erhebt sich der sakrale Bau aus dem Meer von Häusern und weist so dem Besucher bereits aus der Ferne den Weg.

Doch die Beleuchtung von historischen Gebäuden und Denkmälern ist weit komplizierter als sie im ersten Moment scheint. So gilt es, neben der Beleuchtung des Objektes, auf mögliche Blendung zu achten, das Lichtniveau auf die Umgebungshelligkeit abzustimmen und die Oberflächenfarbe zu berücksichtigen. Weiters ist der Einfluss der Beleuchtung auf die Umwelt zu berücksichtigen (Thema Lichtverschmutzung).

 

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Dom Eisenstadt, Foto:©Gunther Ferencsin

 

Objektgenaue Beleuchtung hat neben ihrer hohen Energieeffizienz – der Lichtverlust durch Vorbeileuchten wird gering gehalten bzw. vermieden – auch noch eine möglichst geringe Auswirkung auf die Tier- und Pflanzenwelt. Des Weiteren arbeitet eine objektnahe Beleuchtung architektonische Details hervor, die bei einer Anstrahlung im Verborgenen geblieben wären. Hier zeichnen sich die aktuellen Technologien, die zur Beleuchtung genutzt werden, durch ihre geringen Baugrößen und perfekten optischen Leistungen (Reflektor- oder Linsentechnik) aus.

Bei der Beleuchtung des Hauptplatzes Retz wurde zum Beispiel weitestgehend auf Mastleuchten verzichtet und stattdessen die Inszenierung des Platzes durch die Beleuchtung von Fassaden, Pranger und Brunnen realisiert. Dadurch entsteht ein Lichtraum, der dem Besucher ein warmes, wohliges Gefühl beschert und zum längeren Verweilen einlädt.

 

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Hauptplatz Retz, Foto:©Christoph Weber

 

Auf ähnliche Weise wurde die Beleuchtung des Hauptplatzes Melk realisiert. Da der gewachsene Platz, an dessen Stelle einst ein Haus positioniert war, am Fuße des Stiftes Melk liegt, sollte er in keiner Weise in einen Wettstreit mit diesem treten. Dazu wurden die ursprünglichen Lichtpositionen weitestgehend beibehalten, allerdings neue Laternenköpfe mit jeweils zwei Lichtquellen installiert. Durch eine Steuerung ist es nun möglich, die Lichterscheinung von frei strahlenden Lichtquellen nachzubilden, ohne aber dabei eine Lichtverschmutzung in Kauf nehmen zu müssen. Die Fassadenaufhellung wird ab 23:00 weggeschaltet und die Platzbeleuchtung in ihrem Lichtniveau auf ein niedrigeres Level gedimmt, um der späteren Stunde ihren Tribut zu zollen.
Moderne Steuerungen und die Möglichkeit der Anpassung des Lichtniveaus auf die jeweiligen Anforderungen, signalisieren dem Besucher auf sehr feinfühlige Weise die vorschreitende Nacht und nehmen auf diese Weise gleichzeitig Rücksicht auf unsere innere Uhr. Ergänzend zur Grundbeleuchtung wurden auch die Schanigärten mit ihren Schirmen ins Beleuchtungskonzept integriert – so wurden Schirmbeleuchtungen und die Materialien, mit denen die Schirme bespannt sind, ins architektonische Gesamtkonzept integriert, um hier eine ruhige Gesamterscheinung beizubehalten.

Ein allen wohl gut bekannter Bereich ist die weihnachtliche Beleuchtung der Wiener Innenstadt mittels „Kronleuchter“. Diese auf Spannseilen über der Fußgängerzone angebrachten Lichtquellen erzeugen durch die Schaffung eines Lichtraumes eine für den Besucher beeindruckende Atmosphäre.

 

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Hauptplatz Melk, Foto:©Roland Pauer

 

Die Beleuchtung eines Ortes schafft für den Betrachter ein Erlebnis, das im Idealfall einen einmaligen Eindruck hinterlässt. Dadurch trägt sie neben den architektonischen Besonderheiten zur Wiedererkennung ein großes Stück bei und ist heute bei einer guten Orts- oder Stadtgestaltung nicht mehr wegzudenken. Die Geschichte, die eine stimmungsvolle Illuminierung erzählt, wird im besten Fall nur im Zuge der beeindruckenden Erscheinung eines Ensembles wahrgenommen – denn genau dann erfüllt das Licht seinen Zweck bestmöglich, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Gutes Licht zeigt als Marketingwerkzeug das architektonische Juwel eines Ortes und schafft es auf einmalige Weise, Bauliches aus den verschiedensten Epochen in einer Harmonie zu vereinen.

 

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Wiener Graben, Foto:©Johann Ployer LUX

 

Text:©DI Gunther Ferencsin

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Kategorie: Licht