Neue Technologie trifft auf historische Substanz
An die Planung der Beleuchtung von historischen Gebäuden muss man grundsätzlich mit Respekt vor der alten Substanz und mit viel Fingerspitzengefühl herangehen. Dabei kann durchaus mit dem Spannungsfeld des Aufeinandertreffens der verschiedenen Zeiten gearbeitet werden. In enger Kooperation mit den Denkmalschutzexperten werden Wege gesucht, neue Lösungen zu finden. LED-Kerzen ermöglichen zum Beispiel bei historischen Lustern ein der Kerze näheres Erscheinungsbild als die langsam aussterbenden Glühlampen oder Retrofits.
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Als Lichtplaner tut man sich leicht, wenn man – was leider nicht immer der Fall ist – im Zusammenarbeit mit dem Architekten schon früh in den Entwurfsprozess eingebunden wird und die Lichtauslässe und Einbaugehäuse an den optimalen Stellen platzieren kann. Sanieren auf der anderen Seite ist zugleich Chance und Herausforderung und bedeutet für uns als Lichtplaner, mit einer Reihe von Vorgaben konfrontiert zu sein: wo sich zum Beispiel die Wand- und Deckenauslässe befinden, oder wie die bestehende Verkabelung dimensioniert und geführt ist. Bei den in den vergangenen Jahrzehnten entstandenen Bauten findet man in der Regel den 08/15-Mittelauslass in der Deckenmitte jedes Raumes vor, während man bei historischer Substanz mit mürben verputzten Schilfdecken oder reich mit Stuck oder Fresko verzierten Deckenuntersichten konfrontiert ist. Die Normen und Gesetze mit den relevanten Sicherheitsvorschriften haben sich im Laufe der Zeit verändert und verschärft, und verlangen zwingend ein Upgrade auf den Stand der Technik, sobald in eine bestehende Anlage wesentlich eingegriffen wird. So muss der ausführende Elektriker beispielsweise darauf achten, dass die Nullungsverordnung und die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Von daher ergibt sich meist die Notwendigkeit, die gesamte Anlage auch von der Installation her grundlegend zu erneuern und damit die Chance, die Lichtanlage zukunftsorientiert zu sanieren und nicht nur halbherzig den Bestand zu erneuern. Im Zuge der Lichtplanung können Schaltszenarien ausgearbeitet und in aktuelle Steuerungstechnik einbezogen werden.
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Energieeinsparung und bessere Lichtqualität – ein Widerspruch?
Am Anfang jeder Lichtplanung steht die Analyse der Architektur, aber auch die Erfassung der Ansprüche und Bedürfnisse der Nutzer an die künstliche Beleuchtung, die in unserer zivilisierten Welt mit ihrer Verlängerung des Tages in die Nacht unaufhörlich steigen und eine qualitativ hochwertige Lichtinszenierung fordern. Im öffentlichen Bereich und bei der Arbeitsplatzbeleuchtung geben die einschlägigen Normen die erforderlichen Beleuchtungsniveaus vor. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bieten sich immer bessere Möglichkeiten, massiv Energie- und Wartungskosten einzusparen. Dabei spielen vier Faktoren die tragende Rolle: das Leuchtmittel, die Betriebsgeräte, die Leuchte selbst und nicht zuletzt die intelligente Steuerung. Glüh-, Halogen- oder alte Leuchtstofflampen können durch LEDs, Halogen-Metalldampflampen oder effiziente T16-Lampen ersetzt werden, und auch der Tausch konventioneller gegen elektronische Vorschaltgeräte bringt wesentliche Vorteile. Doch erst durch den Einsatz von aktuellen, nach lichttechnischen Kriterien optimierten und mit modernen Reflektoren ausgestatteten Leuchten kann die volle Energieeffizienz ausgeschöpft werden. Der vierte Faktor ist das Einsparungspotenzial, das durch die Programmierung intelligenter Schaltszenarien ermöglicht wird. Die höheren Anschaffungskosten können sich bereits in wenigen Jahren amortisieren. Letztendlich muss der Lichtplaner gemeinsam mit dem Bauherrn bzw. dem Nutzer den optimalen Mix zwischen budgetären Rahmenbedingungen, Lichtqualität und Energieeinsparung finden.
Neue Technologie trifft auf historische Substanz
Die Königsdisziplin der Lichtplanung im Innenbereich liegt unserer Erfahrung nach in der Beleuchtung von historischen Gebäuden. Besonders bei denkmalgeschützter Bausubstanz ist ein Spagat zwischen gestalterischem Fingerspitzengefühl und fundiertem technischem Know-how zu bewerkstelligen, der großen Respekt im Umgang mit der historischen Architektur erfordert. Laut Vorgabe des Bundesdenkmalamtes darf die Bausubstanz nur so wenig wie möglich angegriffen werden. In der Regel ist während der Planung in Absprache mit dem zuständigen Referenten das Einvernehmen herzustellen.
Historische Luster in neuem Licht betrachtet
Bei historischen Lustern ist der Tausch der Glüh- gegen Halogenbirnen mit ihrer um ein Drittel geringeren Anschlussleitung und der Verdreifachung der Lebensdauer schon ein spürbarer Schritt in Richtung Energieeinsparung. Tauscht man die gute alte Glühbirne gegen LED-Retrofits – geeignet für die alten E14-Fassungen – aus, braucht man zwar wesentlich weniger Strom, muss sich aber im Gegenzug mit verminderter Helligkeit und Brillanz abfinden. Durch die kompakte Bauform ist die Anschlussleistung und damit die Lichtausbeute begrenzt, da der Kühlkörper nicht groß genug sein kann, um die erforderliche Kühlleistung zu erbringen. Außerdem ist er sichtbar, was nicht unbedingt immer zu den prachtvollen, historisch mit schlanken Wachskerzen bestückten Lustern passt. So eignen sich diese LED-Kerzenlampen – im Moment zumindest – mehr für dekorative Zwecke als für eine funktionale Beleuchtung. Das ändert sich aber mit neu entwickelten LED-Kerzen, die zwar nicht fassungskompatibel sind, aber dank der Verwendung des schlanken Kerzenschaftes zur Kühlung bei wesentlich geringerer Anschlussleistung einen mit Halogenlampen vergleichbaren Lichtstrom und eine mit den originalen Wachskerzen vergleichbare Optik erzielen und damit auch die Funktionsbeleuchtung von Räumen erlauben.
Frisch gewagt ist halb gewonnen
Die Sanierung von Gebäuden bietet die Chance, licht- und installationstechnisch Tabula rasa zu machen und die Anlage auf den Stand der Technik zu bringen sowie fit für die Zukunft zu machen. Und selbst wenn noch nicht alles sofort umgesetzt wird, kann man doch die Leerverrohrung und Verdrahtung für einen späteren Ausbau von Steuerung und Leuchtenbestückung vorsehen. Bei fachkundiger und vorausschauender Planung wird sich diese Investition über die Einsparungen bei Betriebs- und Wartungskosten mittel- bis langfristig rechnen.
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Kategorie: Licht