LEDs am Arbeitsplatz

2. Februar 2012 Mehr

LEDs am Arbeitsplatz 

Im vergangenen Jahr hat sich im Bereich LED-Beleuchtung viel getan; unzählige Firmen strömen mit zahllosen Produkten auf den Markt und verheißen wunderbare Dinge. Es werden für die Umrüstung bestehender Anlagen auf Retrofits zum Teil Amortisationszeiten von weniger als zwei Jahren versprochen, dazu eine sorglose und wartungsfreie Zukunft für fast eine Generation. Da ist mancher Facility Manager, Elektroplaner oder Einkäufer verunsichert ob der Informationsflut, die über alle hereinbricht. Daher ist es um so wichtiger, ein wenig hinter die Kulissen zu blicken und die Faktoren zu beleuchten, die dabei eine Rolle spielen.

LEDs am Arbeitsplatz

LEDs aus der Tube

Die sogenannten Retrofit-LED-Tubes zum direkten Ersatz von Leuchtstofflampen verbreiten sich zurzeit rasant und scheinbar unaufhaltsam. Die ersten Vertreter dieser Spezies erreichten uns aus dem Fernen Osten und wurden als patente und einfache Lösung für die Modernisierung alter Anlagen angepriesen. Das Bedürfnis der Pandora war geweckt, sodass sich sogar etablierte europäische Leuchtmittelhersteller genötigt sahen, eigene Produkte dieser Gattung auf den Markt zu bringen. Lobend erwähnt werden muss, dass auf den Datenblättern dieser großen europäischen Firmen weitaus realistischere technische Angaben gemacht werden: eine Lichtausbeute von 72 lm/W und eine Farbwiedergabe von Ra85 sind für LED-Leuchten respektabel. Auch die empfohlenen Anwendungsgebiete sind gut gewählt, so zum Beispiel Verkehrs- und Lagerflächen, Tiefgaragen, Parkhäuser und Kühlhäuser (gut wegen des besseren Lichtstromverhaltens bei Kälte).

LEDs am Arbeitsplatz

Von Arbeitsplatzbeleuchtung ist hingegen nicht die Rede, weil das mit einer Reihe von lichttechnischen Problemen einhergeht. So ändert sich die auf 120° beschränkte Lichtverteilung (im Gegensatz zur 360°-Abstrahlung der Leuchtstofflampen) in der Regel gravierend und erfordert eine neuerliche Lichtberechnung bzw. Nachmessung der gesamten Anlage; wie da die (neue) Arbeitsplatzbeleuchtungsnorm mit ihren Vorgaben für Gleichmäßigkeit erfüllt werden soll, bleibt offen. Der Einsatz in Direkt/Indirekt-Leuchten ist dadurch ebenso nicht möglich, obwohl die Industrie schon erste doppelt bestückte LEDTubes mit beidseitiger Abstrahlung auf den Markt bringt.

LEDs am Arbeitsplatz

Die Verwendung in Leuchten mit Blendschutzraster scheidet wegen der durch asynchrone Anordnung von Rasterlamellen und LEDs auftretenden unkontrollierten Reflexionen aus, wie auch die wesentlich höhere Leuchtdichte (und damit die Blendwirkung der LED-Punkte) einen Einsatz als bildschirmarbeitsplatzkonforme Leuchte nicht zulassen – von den störenden Mehrfachschatten gar nicht zu reden!
Ein anderer Faktor, der die Spreu vom Weizen trennt, ist die Farbtemperatur. Manche Hersteller von Billigprodukten geben z. B. 4000–6500 K an, was indiskutabel ist; seriöse Hersteller nennen einen einzigen Wert – was das Produkt in der Regel auch teurer macht.

LEDs am Arbeitsplatz

Zahlenspiele

Auch wirtschaftliche Fragen tun sich auf; ob sich die Umrüstung bei Preisen jenseits der 100 Euro (gegenüber Preisen im untersten einstelligen Bereich für Leuchtstofflampen) wirklich rentiert, ist die Frage. Denn die Lebensdauer einer Leuchtstofflampe bewegt sich je nach Technologie und Preis zwischen 10.000 und 60.000 Stunden Brenndauer bei einem Lichtstromrückgang von ca. 10 Prozent.
Bei LEDs werden 50 000 Stunden bei 30 Prozent Lichtstromrückgang angegeben – was sich wiederum in der lichttechnischen (Über) dimensionierung der Anlage niederschlagen muss. Diese Werte gelten aber nur für einen Betrieb unter thermisch optimalen Bedingungen, in geschlossenen Leuchten kann sich die Lebensdauer drastisch verkürzen. Weiters müssen die blumigen Versprechungen bezüglich der Effizienz hinterfragt werden: Wie soll eine 25-W-LED-Tube, neutralweiß mit 1.500 mm Länge und ca. 1.800 lm eine T8- Leuchtstofflampe gleicher Länge mit knapp 5.000 lm eins zu eins ersetzen?

LEDs am Arbeitsplatz

Letztlich macht vielleicht die Umrüstung von veralteten Beleuchtungssystemen mit konventionellen Vorschaltgeräten und T8-Leuchtstofflampen Sinn, weil diese schon von Haus aus mit schlechten Effizienzwerten aufwarten und die KVGs zusätzliche Energiefresser sind.
Neben den technischen Aspekten gibt es eine Reihe von rechtlichen Problemen zu berücksichtigen. So verlieren bestehende Leuchten durch die Überbrückung der elektronischen Vorschaltgeräte beim Umbau und andere Änderungen der Beschaltung das Prüfzeichen des Herstellers, Verantwortung und Haftung liegen dann beinhart beim Elektriker.

LEDs am Arbeitsplatz

Der Arbeitskreis für Innenbeleuchtung der Lichttechnischen Gesellschaft Österreich hat sich ausführlich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Für alle Interessierten steht das detaillierte PDF-Infoblatt auf seiner Homepage (http://www.innenbeleuchtung.ltg.at) zum Download bereit.

Das Problem bei der ganzen LED-Thematik liegt aus unserer Sicht im Fehlen von wirklichen Visionen, dieses grundlegend neue Leuchtmittel in seinen Möglichkeiten auch als solches zu begreifen und wirklich innovative Leuchten dafür zu entwickeln. So bleibt zu hoffen, dass sich nach der zurzeit herrschenden Pionierphase eine neue Sicht für die Möglichkeiten der LED – auch im Bereich der Arbeitsplatzbeleuchtung – entwickeln wird; auf dem Weg dazu ist sie bereits heute.

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Kategorie: Licht