Gibt es ein Leben nach der Glühbirne?

17. Mai 2011 Mehr

Gibt es ein Leben nach der Glühbirne? - Orientierungshilfe zur Leuchtmittelwahl im Privatbereich

Haben die traditionellen Leuchtmittel ausgedient oder noch ihre Berechtigung? Welche Erwartungen werden an LEDs gestellt, und wie weit ist die technische Entwicklung? Wie sieht es mit der tatsächlichen Energieeinsparung aus? Und was können wir in den nächsten Jahren erwarten? Welche Lichtqualität wird für welchen Anwendungsbereich benötigt? Welche Strategien sind zielführend für den Privatbereich?

Bewusster Umgang mit Licht

Im Wohnbereich gab man sich früher mit einer rundum abstrahlenden, von der Decke abgehängten Leuchte zufrieden. Dann kam eine Zeit, in der großzügig viele kleine blendende Halogenspots eingesetzt wurden. Und heutzutage werden, mit dem zunehmenden Bewusstsein für die emotionale Bedeutung von Licht, immer mehr Wohnungen auch qualitativ hochwertig ausgeleuchtet.
Die rasant fortschreitende technologische Entwicklung bietet immer mehr neue Gestaltungsmöglichkeiten für das Licht, was die Sache für den Endverbraucher nicht einfacher macht. Mit dem steigenden Anspruch an die Lichtqualität werden automatisch mehr Lichtquellen eingesetzt; um den Wohnraum zu inszenieren und den Komfort zu steigern. Kombiniert man das Grundlicht mit einer Beleuchtung der vertikalen, raumbegrenzenden Flächen, mischt man womöglich noch einzelne Boden- oder Tischleuchten dazu, summiert sich die Anschlussleistung. Deshalb ist es sehr wichtig, energieeffiziente Lösungen zu suchen und sich als Nutzer anzugewöhnen, nur in den Räumen das Licht einzuschalten, in denen man sich gerade aufhält. Mit der entsprechenden Installierung können Bewegungsmelder eingebaut oder Lichtszenarien vorprogrammiert und die gewünschten Stimmungen abgerufen werden.

{gallery}0311Licht{/gallery}

Die Verwirrung ist perfekt

Im Objektbereich werden schon seit Langem Metallhalogendampflampen mit keramischem Brenner oder Leuchtstofflampen eingeplant, die hinsichtlich Effizienz und Wartung sehr gute Werte aufweisen. Seit dem fortschreitenden Glühlampenverbot ist erstmalig auch der Konsument mit einer Reihe von Fragen konfrontiert, die oft nicht einmal Fachleute so eindeutig beantworten können. Statt der altbewährten Glühbirne steht in den Regalen der Baumärkte eine unüberschaubare Bandbreite von Leuchtmitteln zur Verfügung – und trotzdem (oder deshalb?) finden verzweifelte Hamsterkäufe der auslaufenden Modelle statt. Auf den Verpackungen muss seit 2011 angegeben werden, wie hoch der Lichtstrom ist (Strahlungsleistung einer Lichtquelle, Maßeinheit Lumen = lm) und welche mittlere Lebensdauer zu erwarten ist (was im Klartext bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt bereits 50 Prozent der Leuchtmittel ausgefallen sind). So wird es endlich auch dem Konsumenten ermöglicht, theoretische Vergleiche anzustellen.

Lebensdauer und Lichtausbeute

Dem viel umstrittenen Verbot der Glühlampe liegt die Tatsache zugrunde, dass dieser Temperaturstrahler extrem ineffizient ist, da ein Großteil der Energie in Wärme umgesetzt wird. Die Lichtausbeute beträgt nur 10–14 Lumen pro Watt bei einer mittleren Lebensdauer von 1.000 Stunden, was im Vergleich mit einer Leuchtstofflampe (85 lm/W bei 18–40.000 h) oder eine Metallhalogendampflame (97 lm/W bei 12.000 h) sehr gering ist. Doch im Privatbereich wird die Metallhalogendampflampe mit keramischem Brenner, die eine brillante Lichtqualität aufweist, nur selten verwendet werden, da sie keinen Warmstart und kein Dimmen erlaubt. Das heißt in der Praxis, wenn man das Licht ausschaltet, muss man ca. 10 Minuten warten und dann den Farbspielen von Grün bis Gelb zusehen, bis sich die Gase wieder entladen und die volle Beleuchtung da ist. In Anwendungsbereichen, bei denen das Licht dauerhaft eingeschaltet ist, kann sie allerdings auch im Privatbereich eine sehr effiziente Lösung sein.
Ein vortrefflicher Ersatz für die Glühbirne in den gängigen Drehfassungen ist die Halogenbirne mit vergleichbarer Lichtqualität, doppelter Lebensdauer (2.000 h) und bis zu 30 Prozent mehr Lichtstrom. Wenn man davon ausgeht, dass im Wohnbereich ungefähr 4–5 Stunden am Tag das Licht eingeschaltet ist, ist bei bis zu 1.825 Brennstunden im Jahr eine längere Lebensdauer kein Nachteil. 
Wirklich großes Einsparungspotenzial bringt der Einsatz von Kompaktleuchtstofflampen, diesem Vorzug stehen jedoch eine Reihe von Nachteilen gegenüber. Zuerst muss die Geometrie stimmen; Leuchten wurden für eine bestimmte (Glüh-)Lampengröße entworfen, und oft sind Energiesparlampen deutlich länger – wer kennt sie nicht, die Hänge- oder Wandleuchten mit den keck herausblendenden Lampen? Störend ist auch, etwa im Stiegenhaus oder am WC, dass die Lampe eine gewisse Zeit braucht, um die volle Lichtleistung zu entfalten. Und der Einsatz im Außenbereich ist nur bedingt zu empfehlen, da der Lichtstrom bei tiefen Temperaturen abfällt. Häufiges Schalten verringert wiederum die Lebensdauer, und die Dimmbarkeit muss bei der Produktwahl geprüft werden. Auch das Spektrum kommt nicht annähernd an das der Glühlampe heran. Dieses Leuchtmittel ist also mehr für untergeordnete Räume zu empfehlen.
Im Vergleich dazu hat die LED-Technologie wesentlich mehr Potenzial. In ihren Anfängen als Quelle kalten Lichts verschrien, verbessern sich Lichtqualität und -ausbeute in halbjährlichen Schritten. Es werden immer bessere „Retrofits“ als 1:1-Ersatz für die alten Fassungen angeboten, deren hohe Leistung und langes Leben jedoch von optimaler Kühlung abhängen. Parallel dazu gibt es auch Leuchten, bei denen LED-Leuchtmittel und Leuchtengehäuse eine Einheit bildet – mit dem ökologischen Nachteil, dass nach der Lebensdauer von etwa 50.000 Stunden die gesamte Leuchte entsorgt werden muss.

Mitschwimmen oder Gegenrudern?

Wichtig ist zu entscheiden, in welchen Räumen welche Lichtqualität gewünscht wird, und welche Kriterien das Leuchtmittel erfüllen muss:

 • Welche Lichtqualität brauche ich in welchem Raum?
 • Wie sehen meine Schaltgewohnheiten aus? (häufiges Ein- und Ausschalten)
 • Will ich dimmbares Licht?

Dann müssen die besten Werkzeuge zur Schaffung der gewünschten Atmosphäre gefunden werden. Das Auge gewöhnt sich an die Lichtfarbe des vorherrschenden weißen Lichts, indem es adaptiert. Bewusst wahrgenommen werden erst Farbtemperaturunterschiede bei der Mischung von verschiedenen Lichtquellen im Raum. Aufgrund der Produktvielfalt (und der Vielfalt an Weißtönen) ist es aber unbedingt anzuraten, verschiedene Lampen selbst auszuprobieren und herauszufinden, welche Lichtart als angenehm empfunden wird. Denn Licht lässt sich nicht beschreiben – es muss erfahren werden.

Praktischer Leitfaden zu Leuchtmittelwahl im privaten Bereich

Halogenbirne: hervorragender Ersatz für die Glühbirne, vergleichbare Lichtqualität, dimmbar, 30 Prozent Energieeinsparung, verdoppelte Lebensdauer.

Kompaktleuchtstofflampe und Leuchtstofflampe: nicht geeignet für häufiges Ein- und Ausschalten, keine Brillanz, nicht alle Produkte dimmbar, lange Lebensdauer, geringer Energieverbrauch, nicht geeignet für niedrige Umgebungstemperaturen.

LED-Retrofit: Lichtqualität muss je nach Produkt beurteilt werden, warmweiß und kaltweiß erhältlich, nur wenige Produkte dimmbar, lange Lebensdauer (bei optimaler Kühlung), geringer Energieverbrauch.

Metallhalogendampflampen mit keramischem Brenner: nicht dimmbar, kein Warmstart möglich, geringer Energieverbrauch, brillantes Licht.

 

Das könnte Sie auch interessieren

Tags: , , , , , , , , , , , ,

Kategorie: Licht