Der Stephansdom im neuen Licht

20. September 2019 Mehr

Der Stephansdom im neuen Licht

Für die Lichtplanung „Der Stephansdom zeigt sich im neuen Licht“ wurde podpod design im Mai 2019 vom Deutschen Lichtdesignpreis der Sonderpreis der Jury verliehen.

Der Wiener Stephansdom hat zum ersten Mal in seiner Geschichte mit dem von ­podpod design ausgearbeiteten Lichtkonzept eine flexible und hochwertige, multifunktionale Beleuchtung im gesamten Innenraum erhalten. Diese Planung und Umsetzung wurde erst durch innovative LED-Technologie ermöglicht. Mit dem Einsatz präziser Optiken bei guter Blendungsbegrenzung und programmierbarer Licht­szenen kann mit geringem Energieeinsatz von ca. 3W/m² das gewaltige Raumvolumen energieeffizient bespielt werden.

 

Stephansdom Licht

 

Licht ist Berührung
Die Planung der neuen Beleuchtung für den Wiener Stephansdom ist sicherlich eine der herausforderndsten Aufgaben, die sich ein Lichtplaner wünschen kann. Im ehrwürdigen gotischen Gemäuer mit seiner jahrhundertealten Geschichte fand man eine Beleuchtung vor, die zweckmäßig gewachsen, aber dennoch ein fremdes Element im Raum war. Der Vision der Planer folgend, hat man alle störenden Lichtquellen entfernt und Leuchten entwickelt, die dezent in den Hintergrund treten, um nur mit ihrer Lichtwirkung den Dom selbst in seiner Würde erlebbar zu machen. Das präzise gelenkte Licht berührt die Figuren und Altäre und zeigt die gotischen Säulen erstmals in ihrer ganzen Höhe. Es moduliert das Raumvolumen durch die Deckenaufhellung und ermöglicht auch funktionales Direktlicht nach unten. Der Dom wurde ursprünglich nur durch das, durch polychrome Glasfenster einfallende, veränderliche Tageslicht und Kerzen beleuchtet. So zeigte er seine mystische Seite. Im Barock hat man ihn mit Maria-Theresien-Lustern ausgestattet – diese waren ursprünglich noch mit Kerzen bestückt und wurden im Zuge der Elektrifizierung mit Glühbirnen ausgestattet. Als Finalisierung der neuen Beleuchtung hat man sie in diesem Sommer gänzlich auf ästhetisch anspruchsvolle LED-Kerzen umgerüstet.

 

Stephansdom Licht

 

Das Lichtkonzept
Die große Bandbreite der Nutzung (Messen, Abendandachten, Konzerte, Führungen oder Kunstinstallationen) erforderte eine hohe Flexibilität. Sämtliche Leuchten sind in LED-Technik ausgeführt und in ein technisch komplexes, jedoch auch von Laien leicht zu bedienendes, Lichtsteuerungssystem eingebunden. Das Lichtkonzept setzt sich daher aus mehreren funktionalen Ebenen zusammen, die im Zusammenspiel die jeweiligen Lichtszenen ergeben:

Licht zum Sehen – Grundlicht
Das Grundlicht bildet die Basis für die funktionale Nutzung des Doms. Es dient der Orientierung und der sicheren Bewegung im Kirchenraum und ermöglicht die liturgische Nutzung durch ein ausreichendes Lichtniveau in den Bankreihen.

Licht für den Raum I – Deckenaufhellung
Die Deckenaufhellung schafft einen Ausgleich der starken Kontraste während der Tagesstunden, lenkt die Aufmerksamkeit auf sehr subtile Weise und erlaubt die Veränderung der Gewichtung des wahrgenommenen Raumvolumens.

 

Stephansdom Licht

 

Licht für den Raum II – Säulenaufhellung
Die Säulenaufhellung verbindet in ihrer Vertikalität Boden und Decke, erzeugt eine räumliche Tiefe und schafft ein sehr ausgewogenes Erscheinungsbild im gesamten Innenraum.

Objektlicht – Akzentuierung der Altäre und Figuren
Die Akzentuierung der Altäre und Figuren zeigt erst die Vielzahl der im Kontext des Doms bedeutenden Persönlichkeiten. Sie ermöglicht auch die selektive Betonung von Elementen und Themen, je nach Situation und Zeitpunkt. Durch Licht lassen sich Altäre für Messen aktivieren, oder in der Osterzeit die Kreuzwegstationen sichtbar machen.

Mystisches Licht – Kerzenlicht auf Lustern und Altären
Die Kerzenluster sind nicht nur Teil der festlich-prunkvollen Beleuchtung, sie können auch im Zusammenspiel mit den Altarkerzen sehr intime, meditative und mystische Lichtstimmungen erzeugen, die den Raum mehr spürbar als sichtbar erscheinen lassen.

 

Stephansdom Licht

 

Text & Fotos:©podpod design – Iris und Michael Podgorschek

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Kategorie: Licht