Planerforen: Chatten, bis die Tastatur raucht
Bautechnische Fragen, Normen, Software oder die wirtschaftliche Situation von Planern sorgen auch im Web 2.0 für Gesprächsstoff. Diskussionsforen sind zu einem wichtigen Kommunikationsmedium geworden. Wo man Tipps von Kollegen findet und was man bei der passiven und aktiven Foren-Nutzung beachten sollte…
Was ist, wenn der Energieausweis nicht stimmt? Welche Folgen hat die neue ÖNORM? Berufshaftpflicht: Kennt jemand einen günstigeren Anbieter? Architektenleistungen für einen Hungerlohn? Diese und weitere Fragen aus verschiedenen Themenbereichen werden im Netz mehr oder weniger heiß diskutiert. Kontrovers geführte Diskussionen zu aktuellen Themen werden nicht selten mehrere tausendmal angeklickt.
Das Bedürfnis, sich unter Berufskollegen auszutauschen, aber auch gegenseitig mit Tipps und Hinweisen zu unterstützen, ist beachtlich.
Zahlreiche Planerportale und im Zuge des kollaborativen „Mitmachnetzes“ Web 2.0 entstandene Dienste entsprechen diesem Bedürfnis und bieten eigene Diskussionsbereiche an. Hinweise und Tipps zur Planung und Ausführung von Bauteilen bereichern Foren ebenso wie Praxiserfahrungen, die man Kollegen ersparen will. Inzwischen gibt es kaum ein Bauthema, zu dem es nicht auch ein passendes Online-Forum gibt. Im Zuge eines veränderten Informationsverhaltens, vor allem junger Menschen, für die das Internet als Informationsquelle zunehmend wichtiger wird, steigt auch die Bedeutung von Internetforen und anderen Online Kommunikationsmedien, wie …
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Foren oder Boards, Chatrooms oder Blogs
Internetforen sind virtuelle Marktplätze zum Austausch und zur Archivierung von Meinungen, Gedanken und Erfahrungen. Sie sind entweder offen und für jedermann zugänglich oder über einen Benutzernamen und ein Kennwort einer Gruppe vorbehalten. Kommuniziert wird zeitversetzt, ähnlich wie bei E-Mails – mit dem Unterschied, dass alles öffentlich stattfindet. Nach Themen strukturiert, können registrierte Teilnehmer Diskussionsbeiträge (Postings) hinterlassen, welche von allen Besuchern gelesen und von allen registrierten Nutzern kommentiert oder beantwortet werden können. Mehrere Beiträge zum selben Thema werden in so genannten Threads oder Topics (Fäden oder Themen) zusammengefasst. Unterschieden wird zwischen moderierten Foren, bei denen Beiträge nach einer Einsicht durch Moderatoren zeitversetzt veröffentlicht werden. Bei nicht moderierten Foren sind die Teilnehmerbeiträge sofort nach dem Absenden für alle lesbar. Eine zweite Unterscheidung betrifft die Darstellung und Benutzerführung. Während bei Foren beispielsweise der gesamte Diskussionsstrang zu einem Thema „baumartig“ dargestellt und eine Diskussion auch über verschiedene Stränge rückverfolgt werden kann, werden bei den sogenannten Boards Themenbeiträge lediglich chronologisch geordnet. Einen besonderen Reiz haben Foren oder Boards (im folgenden nur „Foren“) dadurch, dass sie sehr spezielle und ins Detail gehende Informationen und Tipps enthalten können, die man an anderer Stelle nicht oder kaum findet. Gern genutzt werden Foren von Software-Anwendern, weil man dank der Teilnehmerbeiträge häufig auch ohne lange Hotline-Wartezeiten ein Problem schnell meistern kann. Eine Alternative zu Internetforen können öffentliche Chatrooms oder auf zwei oder mehrere Teilnehmer beschränkte Instant-Messaging-Systeme sein, die den Austausch von Textnachrichten in Echtzeit ermöglichen. Auch öffentliche „Online- Tagebücher“-Blogs oder Weblogs genannt – können dem Austausch von Informationen und Meinungen dienen, sofern Besucherkommentare möglich sind. Newsgroups, die Vorgänger von Foren, dienen ebenfalls dem Meinungsaustausch, sind aber nicht ganz so komfortabel in der Bedienung und im Funktionsumfang. Der Vollständigkeit halber sollten hier auch Desktop-Sharing- oder Webkonferenz-Systeme erwähnt werden. Sie sind für die Online-Besprechung gemeinsamer Bildschirminhalte (Pläne, Dokumente etc.) zwischen zwei oder mehreren Projektpartnern konzipiert und setzen lediglich eine Internet-Verbindung voraus (siehe auch architektur 8/08).
Was macht ein gutes Forum aus?
Das Kapital eines Internetforums sind seine aktiven Mitglieder und deren Beiträge, denn Foren mit vielen Themen, aber wenigen Beiträgen sind tote Foren. Meist lässt bereits die Startseite Rückschlüsse zu, wie „lebendig“ und aktuell ein Forum ist – über die Anzahl der Mitglieder, Themen und Beiträge oder das Erstellungsdatum des letzten Beitrags. Werden täglich ein oder mehrere neue Wortmeldungen eingestellt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man auf eigene Anfragen eine prompte Antwort erhält. Neben der Anzahl und Aktualität spielt natürlich auch die inhaltliche Qualität der Beiträge eine große Rolle, die sehr unterschiedlich sein kann. Auf bestimmte Berufsgruppen zugeschnittene Foren enthalten meist brauchbare Inhalte, da sie in der Regel von Fachleuten verfasst werden. Auch die Benutzerführung ist wichtig. So sollten sich Besucher und Mitglieder schnell zurechtfinden. Dazu sollte das Forum über eine Übersichtsseite (meist ist es die Startseite, s. o.) verfügen. Unterthemen sollten als Baumstruktur darstellbar sein, ein- und ausgeblendet werden können. Ganz wichtig für das schnelle Auffinden von Informationen ist eine (erweiterte) Suchfunktion, die nach Schlüsselwörtern, Autoren, Datum etc. suchen kann. Sinnvoll ist auch eine Sortierung der Beiträge nach Thema, Autor, Einstelldatum, Antwort-Anzahl, die Anzahl der Anzeigen (Hits) etc. Foren sind selten Selbstläufer. Sie bedürfen meist einer regelmäßigen Pflege durch Moderatoren oder den Betreiber.
Letztere sind mit besonderen Rechten ausgestattete Forennutzer, die im Idealfall die Qualität der Diskussion sichern. Dazu können sie bei Bedarf in die Diskussion eingreifen, falsche Einträge editieren, thematisch unpassende Beiträge in die richtige Kategorie verschieben, löschen oder Teilnehmer zur Ordnung rufen etc.
Licht …
Einer der Vorteile des Internet gegenüber anderen Medien ist die Möglichkeit des Informationsaustauschs, an dem jeder Interessent passiv oder aktiv teilhaben kann. Diesen Vorteil machen sich Foren zunutze, indem sie über die Forensoftware alle für die Kommunikation und Archivierung von Benutzerbeiträgen notwendigen Funktionen bereitstellen.
Wird die beim Start noch leere Struktur von der Zielgruppe aktiv genutzt, ist automatisch für neue Inhalte gesorgt. Durch ihre Wortmeldungen bereichern die Diskutierenden das Angebot, das mit jedem Beitrag wächst und für Informationssuchende zu einem wertvollen Fundus werden kann. Viele Foren bieten die Möglichkeit, registrierte Benutzer per E-Mail über neue Beiträge zu benachrichtigen. So ist man stets auf aktuellem Diskussionsstand. Da Fragen Antworten und Behauptungen Gegenbehauptungen zur Folge haben, verfügen Foren für aktive wie für passive Nutzer über ein gewisses „Suchtpotenzial“. Gut besuchte und gepflegte Diskussionsforen sorgen dafür, dass sich die Teilnehmer nicht nur austauschen, sondern im Rahmen des „Community“-Gedankens auch gegenseitig helfen und unterstützen. Hinzu kommen die Freiheit und der „demokratische“ Charakter von Foren: Themen und Ideen, die sonst keine öffentliche Plattform finden, weil sie zu speziell oder auf den ersten Blick abwegig sind, haben eine Chance, Gehör zu finden. Die Anzahl der Rückmeldungen und Klicks auf einen Beitrag zeigt, wir groß das Interesse an einem Thema tatsächlich ist. So kann eine Frage zum Honorarniveau angestellter Architekten schnell über 1.000 Zugriffe erhalten, obwohl nur 10 Antworten enthalten sind. Diese große Diskrepanz zwischen beiden Zahlen belegt auch, dass Foren von den meisten Besuchern nur passiv genutzt werden
… und Schatten
Zur Kehrseite von Foren gehören die Qualität der Beiträge und die Kompetenz der Autoren, die in der Regel unbekannt sind. Zwar handelt es sich bei den Teilnehmern von Planerforen meist um Architekten oder Ingenieure, dennoch kann niemand für die Richtigkeit von Behauptungen und Angaben garantieren. Ein gewisses Korrektiv bilden die aktiven Teilnehmer, die nicht zutreffenden Behauptungen widersprechen können. Das führt zu einer weiteren Schwäche von Foren: Man muss als Gelegenheitsnutzer möglichst alle Beiträge zu einem Thema lesen, um sicherzugehen, dass man Wichtiges nicht übersieht. Foren dienen dem Gedanken- und Erfahrungsaustausch, können aber in wichtigen Fällen keinen individuellen Expertenrat ersetzen.
Alle Beiträge sind öffentlich sichtbar und insbesondere auch per Internet-Suchmaschinen über viele Jahre hinweg auffindbar. In der Regel kann der Teilnehmer den eingestellten Beitrag nicht mehr ändern oder löschen und hat gegenüber dem Betreiber auch keinen Anspruch darauf. Verwendet der Autor kein Pseudonym, was aus Sicht der Foren-Netikette (s.u.) zu begrüßen ist, lassen sich alle Meinungen und Aussagen persönlich zuordnen.
Beim Einstellen von Beiträgen werden zudem aus rechtlichen Gründen Datum, Uhrzeit und die IP-Adresse des Rechners festgehalten, was theoretisch eine Personen-Identifikation ermöglicht, praktisch aber durch spezielle Software oder durch die Nutzung fremder Rechner umgangen werden kann. Foren werden auch für Marketing- oder PR-Zwecke genutzt und teilweise missbraucht. Das ist dann der Fall, wenn beispielsweise nach außen hin unabhängige Foren von einem Produkt- oder einer Dienstleistungsanbieter betrieben werden. Teilweise werden auch Forenbeiträge eingestreut, die mehr oder weniger subtile Werbung enthalten. In der Regel wird dies von der Forengemeinschaft aber schnell erkannt und publik gemacht.
Foren-Netikette: Darauf sollte man achten
Vor der aktiven Teilnahme an Diskussionsforen steht die Anmeldung, respektive beim ersten Mal die Registrierung. Dabei werden Name, Benutzername, Passwort, E-Mail- Adresse und gegebenenfalls andere Angaben abgefragt, wobei lediglich der Benutzername für alle sichtbar erscheint. Um die Registrierung abzuschließen, erhält das neue Forenmitglied eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Und schon kann´s losgehen. Beachten sollte man dabei jedoch die Foren-Netikette. Unter diesem Kunstwort (auch: Netiquette), gebildet aus dem englischen Net für Netz und Etikette, versteht man das gute Benehmen bei der Online-Kommunikation. Dazu zählen einige Regeln (Auswahl): Vor dem Verfassen eines Beitrags sollte man am besten per Suchfunktion erst einmal nachsehen, ob zum Thema nicht bereits ein oder mehrere Beiträge eingestellt wurden. Danach sollte man für den Beitrag eine passende Rubrik wählen oder – sofern nicht vorhanden – eine neue anlegen. Eine passende Betreffzeile zum Beitrag zeigt den anderen Teilnehmern, worum es geht und erleichtert später das Auffinden einer bestimmten Information. Der Beitrag selbst sollte möglichst kurz, knapp, verständlich und einprägsam formuliert werden. Eine Ausnahme bilden Handlungsanweisungen, Schritt-für-Schritt-Beschreibungen etc, die auch länger ausfallen können. Auch bei hitzigen Diskussionen sollte man stets sachlich bleiben und entsprechend antworten. Einen neuen Beitrag sollte man in Ruhe durchlesen, gegebenenfalls per Vorschau-Funktion ansehen und erst danach absenden.
Weitere Infos
www.forensoftware.de Forensoftware-Vergleich
www.foren.net Forenverzeichnis
www.wikipedia.at Suchwort: „Internetforum“
Übersicht Planerforen
architekten.arching.at Diskussionsforum Bundeskammer
www.archiforum.at Forum für Architekturstudenten
www.archiforum.info Graphisoft-Anwenderforum
www.arch-forum.ch Architekturportal mit Forum
www.archifee.de Planerportal mit Forum
www.bau.de Bauherrenlastiges Forum
www.bau.st/foren Bau- und Bausoftwarethemen
www.bauarchiv.de Forum mit diversen Bauthemen
www.bauingenieur24.de Statik und Tragwerksplanung
www.bauphysik.com Bauphysik-Portal mit Forum
www.cad.de AEC, CAD, Visualisierung …
www.deutsches-architektur-forum.de Architekturthemen aus D-A-CH
www.diestatiker.de Statik- und Bauphysikthemen
www.energiesparhaus.at Bauherrenlastiges Energieforum
www.hausbauforum.at Bauherrenlastiges Hausbauforum
www.haustechnikdialog.at TGA-Portal mit Forum
www.hoai.de Forum zur deutschen HOAI
www.tektorum.de Architekturforum, div. Themen
www.think-ing.de/forum Ingenieurportal mit Forum
www.xing.com/net/bauwesen Xing, Beispiel: Gruppe „Bauwesen“
Hinweis: Teilweise muss die entsprechende Rubrik („Forum“, „Diskussion“ etc.) angeklickt werden.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit!
Kategorie: EDV