Österreichisches Design – Design in Österreich
Österreich ist für vieles bekannt. Für seine wunderschönen Erholungs- und Skigebiete zum Beispiel, seinen Wein, Falco, und auch das Wiener Schnitzel. Doch als Heimat großen und innovativen Produkt- und Möbeldesigns sah Österreich in den letzten Jahrzehnten niemand mehr. Große Design-Ikonen stammen aus Italien oder Dänemark und arbeiten in Hong Kong und New York. An die Größen wie Thonet, Hoffmann und Loos hat scheinbar lange Zeit niemand mehr anschließen können, doch das dürfte sich nun langsam ändern. Österreich wird wieder Design-Land und erkämpft sich seinen Ruf für qualitativ hochwertiges Produkt- und Möbeldesign zurück.
International
International betrachtet sind die Voraussetzungen hierfür in Österreich nicht schlecht. Die vom Designium (New Centre of Innovation in Design der Universität für Kunst und Design in Helsinki) alle paar Jahre durchgeführte Studie ‚Global Design Watch‘ bestätigt Österreichs erstarkende Position in der internationalen Designbranche. Die Studie, die nicht nur die Finanzierung und Bereitstellung von Fördermitteln für nationales Design, sondern auch Ziele und Durchführung privater bzw. NGO-basierter Design-Programme bewertet, stuft Österreich in der Wettbewerbsfähigkeit auf Platz sechs gleich hinter Designländern wie Japan, Schweden und Dänemark ein. Und das will schon was heißen, denn Dänemark hat es wie kein anderes Land geschafft den Begriff ‚Dänisches Design‘ als internationale Marke zu etablieren.
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„Am skandinavischen Beispiel müssen sich Designer, Wirtschaft, Industrie und Politik in Österreich orientieren“, meint Mag. Severin Filek, Geschäftsführer der designaustria – dem Dachverband der österreichischen Designerinnen und Designer. „Ich freue mich sehr über die gute österreichische Platzierung im Ranking. Würden die Kooperationen zwischen Designern und Unternehmen bei uns ähnlich forciert wie in Dänemark, stünde Österreich noch weiter oben auf der Liste.“
Eine dieser Wirtschaftsförderungs- und Servicestellen für Unternehmen und Creative Industries ist zum Beispiel das 2003 gegründete ‚departure‘, welches mittlerweile europaweit als erfolgreiches Modell der Innovationsförderung auf Wettbewerbsbasis gilt und die Designer der Stadt Wien unterstützt. Seit dem Start des Förderprogramms wurden 225 Unternehmen mit rund 15,2 Mio. Euro gefördert und mehr als 1.126 hoch qualifizierte Arbeitsplätze neu geschaffen oder gesichert.
Neben dem Verband ‚designaustria‘, der mit mehr als 1.300 Mitgliedern aus allen Designsparten ‚Design made in Austria‘ auf nationaler aber auch internationaler Ebene repräsentiert, versuchen auch andere Plattformen wie zum Beispiel die von der Firma Juland gegründete Designcommunity ‚PureAustrianDesign‘ die Kreativkraft Österreichs im Designbereich zu stärken und international bekannt zu machen. „Noch vor 6 Jahren führte österreichisches Design auf den internationalen Designbühnen mit wenigen Ausnahmen eher ein Schattendasein. Die Idee hinter PureAustrianDesign war und ist es, Design aus Österreich ins internationale Rampenlicht zu stellen und damit sein Image und seine Präsenz an den internationalen Design-Hotspots zu stärken“, so Stefan Lechner von Juland BarcelonaVienna.
National
Aber auch national hat sich an der Präsentation österreichischen Designs einiges geändert. Zahlreiche Messen wie zum Beispiel die ‚Blickfang‘ und Festivals, wie die ‚Vienna Design Week‘, in deren Rahmen Wiener Museen und Geschäftsbetriebe das vielfältige Schaffen in den Bereichen Produkt-, Möbel- und Industriedesign sichtbar und erlebbar machen, versuchen einen Überblick zu geben. Verdichtung erzeugt bekannter Maßen Spannung und Inspiration, aber dieses Phänomen muss nicht zwangsläufig nur in Ballungszentren und in unserer Hauptstadt auftreten.
Das Design-Ländle
Vorarlberg ist bis weit über seine Grenzen hinaus für seine moderne Architektur bekannt. Hier wurde ein allgemein konstruktives Gesprächsklima – vor allem in Kooperation mit den verantwortlichen Behörden – entwickelt.
Der hohe kulturell verankerte Qualitätsanspruch sowie die Liebe zum Detail und für schlichte Formen schlagen sich aber auch im Produkt- und Möbeldesign nieder und kreieren ein Image, das der Vermarktung der Produkte sehr förderlich ist. Dazu trägt maßgeblich eine vor zehn Jahren gegründete Initiative von modernen Handwerksbetrieben mit internationaler Ausstrahlung bei. Ausstellungen, Wettbewerbe und Publikationen des ‚Werkraum Bregenzerwald‘ tragen das Schaffen und die Bedeutung dieser Bewegung weit über die Region hinaus und sind Beispiel dafür, dass die Verbindung von Handwerk mit Design und neuen Technologien sowie die Stärkung projektbezogener und betriebsübergreifender Kooperationen sehr fruchtbar sind.
„Mittlerweile ist das allgemeine Bewusstsein für Design sehr gestiegen. Design hat immer eine starke ästhetische Komponente, geht jedoch weit darüber hinaus: Objekte kommunizieren ihren Entstehungskontext mit und spiegeln diesen auch wider. Dadurch erhält die Bezeichnung ‚österreichisches Design‘ seine Bedeutung, denn hinter jedem Objekt steht auch eine Geschichte“, erklärt Julia Taubinger, Gründerin von Juland BarcelonaVienna.
Gefragt nach den Eigenschaften österreichischen Designs nennt sie vor allem die hohe Materialqualität und die Verbindung von Altem und Neuem, von Klassischem mit Modernem. „Die jahrhundertelange Auseinandersetzung mit dem Material Holz spiegelt sich heute immer noch in den Gestaltungskriterien wie materialgerechter Umgang, Ressourcen schonende, nachhaltige Umsetzung und umweltfreundliche Verarbeitung wider“, so Stefan Lechner von Juland BarcelonaVienna. Und weiter: „Einfache, durchdachte Formen von hoher Qualität sind das Ergebnis, die aber auch genug Emotionalität ausstrahlen. Österreich liegt im Zentrum Europas und (ohne in einfache Klischees verfallen zu wollen) nährt sich auf der Basis der eigenen Tradition ebenso von deutscher Sachlichkeit, italienischem Hedonismus, bodenständiger slawischer Lebensfreude, oder dem Purismus der Schweiz.“
Eigene Traditionen gepaart mit der Offenheit gegenüber den Einflüssen unserer Nachbarn sind eine der Stärken österreichischen Designs, und diese Erkenntnis sickert nun langsam auch in andere Sparten. Immer mehr Unternehmen werden sich der steigenden Bedeutung einer guten, qualitativ hochwertigen Gestaltung ihrer Produkte bewusst und erkennen das ökonomische Potenzial der Kreativwirtschaft und die Vorteile, die sich daraus für den Export ergeben. In einem globalen Markt wird Design schließlich immer mehr zum Identitäts- und Imagestifter und hilft auf diese Weise, im Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben.
Österreichs Lage im Herzen Europas, die überschaubare Größe unseres Landes sowie die steigende Bereitwilligkeit der Hersteller auch mit heimischen Designern zusammenzuarbeiten, kommen den österreichischen Designern zugute und helfen der schöpferischen Infrastruktur, sich zu entwickeln. Auf diese Weise wird auch ‚österreichisches Design‘ bald zum Begriff und ein Synonym für gutes, qualitatives Design werden.
Kategorie: Design