architektur FACHMAGAZIN 64 Wohnen Wohnen muss man nicht nur im Alltag, sondern auch im Urlaub. Und das kann manchmal – je nach Brieftasche – durchaus luxuriös sein. Wobei im Fall des Feriendomizils, entworfen von den Kapsimalis Architects auf der griechischen Insel Santorin, der Luxus etwas Relatives an sich hat. Denn die Bewohner der Insel lebten von jeher mit der Gefahr, welche der in der Mitte des sichelförmigen Inselbogens befindliche (noch aktive) Vulkan mit sich bringt. Ca. 1.600 vor Christus explodierte er, zerstörte mit einem Schlag die gesamte minoische Kultur und brachte durch den entstandenen Tsunami die in Küstennähe befindlichen Mittelmeerkulturen zu einem abrupten Ende. Dieses Unglück bildete wahrscheinlich den Ausgangspunkt des Atlantismythos bei Platon. An der ‚Caldera‘, dem Steilabbruch, der sich (nach der Explosion und dem Versinken des Vulkans) ca. 200 Meter zum Meer in Richtung Vulkan hin ergibt, siedelten seit vielen Jahrhunderten die Menschen. Sie bauten in dem Bims-Lavagemisch des Hanges tonnenförmige Wohnhöhlen, bei denen meist nur die Fassade ins Freie ragte. Der Rest blieb im Berg verborgen. Die Tonnenkonstruktion hatte sich als ziemlich resistent gegen die häufigen Erdbeben erwiesen. Die Fassaden wurden in der Zeit und durch den Einfluss der Venezianer – die ja Handel über das gesamte Mittelmeer betrieben – oft mit klassizistischem Dekor, Säulen, Bögen und dergleichen versehen. Das Projekt von Alexandros und Marianna Kapsimali im Ort Fira ist auf dem Platz einer verlassenen Ruine, auf zwei Ebenen angelegt. Wahrscheinlich waren es einst zwei verschiedene Besitzer, denn die Einwohner der Insel mussten sehr dicht und meist übereinander bauen. So waren die Terrassen des oberen Hauses meist die Dächer des unteren Bewohners.
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