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62 architektur FACHMAGAZIN Licht Starke Kontraste Fährt man abends mit dem Auto oder der Bahn übers Land, stechen sie einem im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge: An falschen Positionen montierte und mit unpassenden Optiken ausgestattete überdimensionierte Fluter leuchten viele Kilometer weit in die Nacht, in Schlafzimmer und Autofenster oder sinnlos in den Himmel. Warum? Wir werden versuchen, Aspekte der Gestaltung, des visuellen Komforts, der Verkehrssicherheit und des Umweltschutzes ein wenig zu beleuchten. Text: podpod design Zuerst fallen einem bei dem Thema Fußballplätze und vergleichbare Anlagen ein; da werden wegen der hohen Anforderung an die Wahrnehmung und die TV-Tauglichkeit große Mengen an Licht benötigt, aber Quantität ist nicht gleich Qualität – es muss auch dort ankommen, wo es gebraucht wird. Spezialisten für Sportstättenbeleuchtung wie Franz Luisi von Schréder wissen natürlich genau, was es dafür braucht: Planflächenstrahler mit asymmetrischen Optiken und gegebenenfalls Blendraster, vor allem aber die korrekte Positionierung und Begrenzung der Neigung. Aber nicht nur Sportstätten sind im urbanen wie auch im ländlichen Bereich eine Quelle für Lichtverschmutzung, auch Parkplätze und gewerbliche oder industrielle Lagerflächen sind leider oft falsch und das Umfeld belastend beleuchtet. Während Erstere meist nur am Wochenende voll illuminiert sind, leuchten Letztere jeden Abend oder gar die ganze Nacht. Immissionen All dies ist in der Lichtimmissionsnorm O-1052 geregelt, die Ende 2012 in Kraft getreten ist und endlich verbindliche Richtlinien zu diesem Thema liefert. Dabei werden vier Zonen, von naturnahen Bereichen bis zum dicht bebauten städtischen Gebiet unterschieden, welche in verschiedenen Zeitfenstern und unterschiedlich stark aufgehellt werden dürfen. Die Messung erfolgt auf Ebene der Fenster. Auf Basis dieser Norm können sich Anrainer gegen zu helle Werbeschilder, Videoscreens oder aus dem Ruder gelaufene Fassadenanstrahlungen zur Wehr setzen, was aber öfter mit langwierigen Rechtsstreitigkeiten und gerichtlich beeideten Sachverständigen einhergeht. Die Straßenbeleuchtung ist jedoch davon ausgenommen, wiewohl auf dem Gebiet der öffentlichen Beleuchtung das Bewusstsein für Lichtverschmutzung deutlich geschärft wurde (neben der löblichen Initiative von Umweltanwaltschaft und anderen Gruppen spielen hier sicher auch wirtschaftliche Gründe eine tragende Rolle …). Wenn man sich als Anrainer von einzelnen Straßenleuchten zu Hause geblendet fühlt, kann man sich an den Betreiber der Beleuchtungsanlage wenden (meist die Gemeinde), in der Regel wird dann auch eine kulante Lösung durch den Einsatz von Abschirmblechen gefunden. Parken 2.0 Park- und Rastplätze haben sich erst in den letzten Jahren von düsteren, notdürftig (wenn überhaupt!) beleuchteten Zonen (beinahe) zu Wohlfühlzonen entwickelt, die endlich den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Ein erfreuliches und positives Beispiel für lichttechnisch korrekte und zugleich geschmackvolle Parkplatzbeleuchtung sind einige der neuen Rastplätze der ASFINAG entlang der österreichischen Autobahnen. Die schlanken Mastleuchten mit zarten Leuchtenköpfen sind wirklich eine elegante Erscheinung – tagsüber zurückhaltend modern und nachts blendfrei von der Autobahn abgewendet. Außerdem kommen im hinteren Teil des Rastplatzes schwächere Leuchten mit sehr geringer Lichtpunkthöhe zum Einsatz, die besonders um Bereich der Sitzgruppen einen wirklich angenehmen Lichtraum mit hoher gefühlter Sicherheit entstehen lassen. In letzter Zeit scheint sich in Österreich beim Thema Lichtverschmutzung und Fernblendung aber dann doch einiges getan zu haben: Auf einer abendlichen Fahrt entlang der Westautobahn vom Salzkammergut nach Wien blendeten nur eine Handvoll der installierten Beleuchtungsanlagen in Richtung Autobahn, besonders in den Industrie- und Gewerbezonen direkt an der Autobahn wurde da viel verbessert. Ausreißer waren eher in weiter Ferne zu sehen, dann aber umso heftiger. Vielleicht ahnen viele Betreiber von Anlagen gar nicht, was sie der Nacht antun. Doch spätestens, wenn Vergleichszahlen mit dem finanziellen Einsparpotenzial vorliegen, lässt sich auch der größte Skeptiker überzeugen. © Daniel Zanetti © ASFINAG


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