architektur FACHMAGAZIN 38 Urbane Entwicklung PietriArchitectes haben die Ausschreibung im Jahre 2011 gewonnen und sie entwickelten ein Projekt, welches die Linie und den Stil ihrer (maritimen) Entwürfe in Marseille (Bains de Mer Chauds und Tour H99) sowie La Seyne sur Mer (Redline Apartments) weiterführt. Eine zeitgemäße Architektur, die in die Umgebung passt, jedoch mit einem leichten, modernen Touch, der sie wohltuend vom rein Konstruktiven unterscheidet. Die Anmutung der Architektur ist überzeugend freundlich, fast spielerisch, eher ein urbaner Pavillon als ein experimentelles Zeichen. Das Projekt ersetzt das alte, schon in die Jahre gekommene, Hafengebäude und organisiert sich auf drei Ebenen, jede unabhängig von den anderen. Die Architekten wählten mit weißem Stahlbeton, Holz und rostfreiem Stahl Werkstoffe, die der Meeresumgebung mit all ihren Witterungseinflüssen widerstehen können. Leicht abgehoben (ca. einen Meter über dem Grund) um Hochwasser und Flutwellen keine Angriffsfläche zu bieten, ist ein lang gezogener, dreigeschossiger Bau mit schiffsmäßig abgerundeten Schmalseiten entstanden. Die Erdgeschossebene ist für die kommerzielle Nutzung gedacht: Kartenverkauf, Büro, Fischereiverein, Tauch- und Jachtklub. Natürlich gibt es auch öffentliche Bereiche wie Umkleideräume und WCs und überall öffnen sich hohe Fenster auf den Hafen hinaus. Der erste Stock enthält Versammlungsräume und Bereiche, die den Ausblick über den Hafen und die Landschaft ermöglichen. Umrahmt und umrundet wird diese Ebene von einem balkonähnlichen Vorbereich, der zu allen Räumen auch den Zugang von außen gewährt. Der zweite Stock besteht aus einer großen Empfangsfläche mit Terrasse. Sie wird durch einen leuchtturmähnlichen Stiegenaufgang, der oben mit Flaggen gekrönt ist, erschlossen. Jede der drei Ebenen ist von einer - wieder an eine Schiffsreling erinnernde - Balustrade umschlossen. Abgesehen von einem innen liegenden Stiegenhaus, erschließen (ganz wie bei einem Ozeandampfer) auch Außentreppen die Geschosse. Sie sind aus Stahl, mit geriffelten, rutschsicheren Stufen, die Geländer sind ebenfalls aus rostfreiem Stahl, wie es sich für eine Schiffsarchitektur gehört. Auch die verwendeten Materialien und viele weitere Details erwecken Assoziationen mit großen Passagierschiffen: edle Materialien, Holzböden auf den Außenterrassen und teilweise auch innen, runde, wie Bullaugen wirkende Beleuchtungselemente, lamellenförmige Verschattungselemente in den schmalen Fensteröffnungen und der leicht zurückgesetzte oberste Dachaufbau erinnern an die Kommandobrücke. All das ruft Referenzen an maritime Umgebungen hervor, jedoch trotz, oder vielleicht gerade wegen der kultivierten Linienführung der Architektur werden eindeutige Bootsmetaphern gekonnt vermieden. Leicht abgehoben von der Erde steht der Neubau der Hafenmeisterei an der französischen Mittelmeerküste. (rp)
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