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23 www.architektur-online.com Magazin Zwischen Asphalt, Beton und Wasser gibt es eine ganze Reihe fragiler und faszinierender Architekturen und Objekte zu entdecken. Eine neue Freizeitmöglichkeit ist das Baden in diesen Gewässern. Öffentliche Bäder waren einst ein sozialer Treffpunkt in unseren Städten. Nicht nur für Erholung, sondern auch für Diskussionen über Politik, Geschäfte, Erotik und Verbrechen. Das in Berlin ansässige Kollektiv Raumlabor hat eine ganz eigene Art der Stadtplanung entwickelt: Aktivierung durch Gebrauch ist ihre Devise. So begannen sie den Hafen zu erkunden und zuerst einmal die Menschen, die ihn benutzen, kennenzulernen. Dann gab es im September 2014 einen ‚open call‘ an alle Göteburger, sich am Bau einer Sauna unter dem Titel ‚Badekultur‘ zu beteiligen. 24 Menschen, alle aus unterschiedlichen Professionen, kamen schließlich zusammen und bauten über einige Wochen an dem Projekt mit. Drei Gruppen hatten unterschiedliche Aufgaben: Die Erste erstellte den kleinen Eingangspavillon mit Wänden aus alten Fenstern von einem Gebrauchtwarenhändler. Eine andere Gruppe arbeitete an dem, mit schweren Steinplatten belegten runden Eingangsplatz. Sie benutzten Granitplatten aus den Parks von Göteburg und aus dem Fundus der Landschaftsverwaltung. Eine Dritte begann den Duschraum mit Wänden aus alten leeren Weinflaschen zu errichten. Die Materialwahl sollte die Dramaturgie für den Besucher noch verstärken. Kaltes, abgewettertes Metall an der Außenhaut der Architektur, alte Teile von maritimen Schiffsaurüstungen – all das erweckt das Gefühl einer Zugehörigkeit zum Hafen. Die Lärchenbretter im Inneren der Sauna sind aus dickem Furnier gemacht. Aber immer noch dünn genug, um sich bei Feuchtigkeit und Hitze zu wölben und zu verbiegen. Der warme Innenraum atmet quasi mit den Besuchern. Die Richtung der Schindelmuster an den Wänden und der Decke ergibt einerseits einen ‚umarmenden‘ Raum und andererseits fokussiert er den Blick hinaus, auf die alten Kräne und die Silhouette der Stadt. Und diese visuelle Verbindung des intimen Innenraumes mit der Hafenumgebung war auch der ursprüngliche Grund für die Wahl des Ortes.


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