architektur FACHMAGAZIN 58 Dach & Wand Der Bahnhof, der sich in einem Seitenarm der Themse befindet, entstand aus der Zusammenarbeit des Architekturbüros mit dem international renommierten Spezialisten für komplexe Dach- und Fassadenkonstruktionen seele-austria aus Schörfling und der Firma WIEHAG, Holzbauunternehmen aus Altheim. Im Juni dieses Jahres konnte die spektakuläre Dachkonstruktion – ein 312 Meter langes, tonnenförmiges Dach mit zwei 30-Meter-Auskragungen an den offenen Enden – übergeben werden. Damit ist der oberirdische Teil der Station benutzbar und fertig, die Restaurants und Bars funktionieren und der Park unter den Membrankissen bietet regensichere Erholung für die Büroangestellten der umliegenden Skyscraper. Die Dacheindeckung besteht aus transparenten und semitransparenten Membrankissen, die aber nicht die volle Fläche überdeckten. Sie sind – je nach unterschiedlicher Bedruckung mehr oder weniger transparent – mit Öffnungen versehen, die Ausblicke aus den Cafés ermöglichen bzw. im zentralen Bereich eine natürliche Bewässerung des Parks und auch eine Bepflanzung mit größeren Sträuchern und Bäumen zulassen. Optisch interessant und auch eine logistische Meisterleistung ist dieser sichtbare, oberirdische Teil der Station, und hier vor allem das Dach. Es besteht aus 780 luftgefüllten Membrankissen, die auf 1.414 Holzleimbinder montiert wurden. Vier sogenannte Luftversorgungsstationen sorgen über 330 Luftverteilerkästen für den permanenten Luftaustausch zwischen den zweilagigen Kissen. Das ca. 31 Meter freitragend gespannte Holztragwerk verläuft über die gesamte Länge der Station von 260 Meter und kragt an beiden Enden jeweils 30 Meter spektakulär über die Wasserfläche aus. Die längsseitigen Enden bleiben ebenfalls offen. Durch den Umstand, dass die Tragschale nicht nur im Querschnitt eine elliptische Bogenform darstellt, sondern darüber hinaus in der Ausschreibungsphase auch in Grundriss und Ansicht eine konkave Krümmung erhielt, handelte es sich beim ersten Entwurf um eine überaus komplexe Struktur, die kaum gleiche Bauteile beinhaltete. Im Laufe der Planung einigte man sich auf die Ausführung einer Tonnenform, wodurch eine regelmäßigere Dachfläche entstand. Weiters wurden auch im Zentralbereich die Seitenlängen der Dreiecke in den einzelnen Linien konstant gehalten, was zu mehr gleichen Teilen und einer Vereinfachung in Konstruktion und Produktion führte. In den Endbereichen werden die nach außen hin fallenden Scharen der Diagonalen aber immer flacher, wodurch die beeindruckende Form der Auskragung erzeugt wird. Das hat dann auch zur Folge, dass jedes Dreieck mit individuellen Seitenverhältnissen auszuführen war. Man entschied sich für die Lösung, die Holzbauteile als gerade parallelgurtige Balken auszuführen und die Verdrillung, die sich bei den Diagonalbalken ergibt, in den speziell konstruierten Stahlknoten aufzunehmen. Für die gesamte Konstruktion wurden 564 Knoten (nur etwa die Hälfte der Knoten ist geometrisch ident) und 1525 Bauteile, sowie 1414 Brettschichtholz Elemente (BSH) benötigt. Für alle Holzteile wurden insgesamt 1.000 m3 PEFC-zertifiziertes heimisches Nadelholz verwendet.
architektur_615_eMag
To see the actual publication please follow the link above