architektur FACHMAGAZIN 54 Dach & Wand Lye hatte sich auch zeit seines Lebens für die Kultur und die Architektur der Maoris interessiert. Er war immer schon von Tempeln und der Kultur der polynesischen Inseln fasziniert. Diesen Einfluss hat Architekt Patterson aufgegriffen und das Innere des Hauses in eine Allegorie eines sogenannten ‚Wharenui‘ (das ist das traditionelle Gemeinschaftshaus) der Maori verwandelt. Entsprechend den Faltungen und Bügen der äußeren Form streben im Inneren mächtige, 14 Meter hohe Stahlbetonsäulen – in Form eines Winkels mit runder Ecke – zur Decke empor. Die Wand könnte, in Anlehnung an klassische Tempelbauten, als Dipteros betrachtet werden, sie hat jedoch neun Säulen statt acht und verweigert sich so der logischen Erfassung. Alles was bleibt, ist die Reflexion und die Wirkung des Lichtes. Jede der Säulen ist in einem einzigen Stück aus Stahlbeton vorgefertigt. Sie sind regelmäßig in Durchmesser und ihrer grundrisslichen Situierung, jedoch unregelmäßig in ihrer vertikalen Ausrichtung und bilden einen fast sakralen Raum für die notwendigen Inhalte des Museums. Zwischen den weichen Formen der Säulen und den, in den Innenraum eingeschriebenen, orthogonalen Funktionsbereichen entstehen schmale und hohe skulpturale Lichträume, die metaphorisch die Haltung des Künstlers, mit Kunst und Architektur oder Körpern umzugehen, versinnbildlichen. Und entsprechend der Tradition der Maoris, bei denen das ‚Wharenui‘ der narrativen Ver- und Übermittlung diente, wird zwischen diesen ‚Wänden‘ das Werk und die Philosophie des Künstlers – entsprechend dem Programm eines Museums – vermittelt und dargestellt. Der Kino- und Vortragssaal lässt in seiner ‚klassischen‘ Ausführung keinerlei Rückschlüsse auf die extravagante Außenfassade zu. (rp)
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