46 architektur FACHMAGAZIN architekturszene Dachgarten bringt nachhaltige Energie Zur Erzeugung der sogenannten grünen Energie nutzen heutzutage etliche Personen, die einen Hausbau planen, die Fläche Ihres Dachs zur Installation von Fotovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen). Doch die Anbringung der PV-Paneele kann nicht nur auf Eigenheimen Jüngste Entwicklungen zeigen auf, dass Strom aus Sonnenenergie auch in Großstädten gewonnen werden kann. Ein Musterbeispiel geschickter Einbindung von gebäudeintegrierter Fotovoltaik ist der PV-Dachgarten der Universität für Bodenkultur Wien – bei einer Fläche von 56 m² produziert dieser 5.500 Kilowattstunden pro Jahr. In einem Zeitraum von drei Jahren konstruierte ein multidisziplinäres Forschungsteam den bisher ersten Dachgarten, der Dachbegrünung mit PV-Strom verbindet. Mit dieser Entwicklung wird erstmals deutlich, wie viele Nutzungen auf einer vergleichsweise kleinen Fläche kombiniert werden können. Mit dem Projekt wollen die zuständigen Experten aufzeigen, wie erneuerbare Energie produziert, das Mikroklima verbessert, CO2 gespeichert und dabei gleichzeitig die zunehmende Flächenversiegelung in Siedlungsgebieten kompensiert werden kann. Durch die Kombination ehemals konkurrierender Dachbegrünungen fördert der Dachgarten nicht nur die nachhaltige Energiegewinnung, sondern ist auch ein wichtiges Beispiel für den sparsamen Umgang mit Raum. Der PV-Garten wurde in erster Linie für den Einsatz auf Wohnbauten entworfen. Vom Institut für Konstruktiven Ingenieurbau wurden diesbezüglich Mustergrundrisse für etliche Nutzungsmöglichkeiten entwickelt. Dabei stimmten die Experten das Aussehen des PV-Dachgartens auf mehrere Gebäudetypen ab. Auch bei der Stadt Wien hat das Projekt, welches durch zehn Partner drei Jahre lang entwickelt wurde, Anklang gefunden. Effektiver Schutz vor Überhitzung in Städten Von Fachkräften wird der PV-Dachgarten, der auf dem Dach der Universität realisiert wurde, als BOKU-Kühlschrank bezeichnet. Text: Dolores Stuttner Grund hierfür ist der beachtliche Temperaturunterschied – im Vergleich zur Umgebungsluft ist es auf der begrünten Dachterrasse um drei bis fünf Grad kühler. Neben der Bepflanzung sorgen die halbtransparenten Glas-Glas Module, welche nicht nur Sonnenenergie tanken, sondern auch Schatten spenden, für Abkühlung. Die positiven Auswirkungen des Gründachs sind aber nicht nur in der Umgebungsluft, sondern auch im Gebäude selbst zu spüren. So wirkt der Dachgarten für das oberste Geschoss eines Wohnhauses, welches von den Folgen der Überhitzung zumeist am stärksten betroffen ist, wie eine Klimaanlage. Vorteile bringt der PV-Dachgarten aber nicht nur zur warmen Jahreszeit mit sich. Im Winter dient das Konstrukt als Isolation gegen Kälte, wodurch auch Heizkosten gespart werden können. Zusätzlich stellt es samt Bepflanzung eine Art Schutzpanzer, der die Lebensdauer der Dachhaut verlängert, dar. Auf diese Weise trägt das innovative Projekt zur Wertsteigerung von Bauwerken bei – in der Regel beträgt diese zwischen sechs und acht %. Aufgrund der genannten Eigenschaften gelten Wohnungen mit Dachgärten als eine der beliebtesten, am stärksten nachgefragten Wohnformen in Städten. In Anbetracht der Fakten spricht nichts gegen die Umsetzung des Projektes. Allerdings sind Dach- und Fassadenbegrünungen noch immer mit Vorurteilen behaftet. Diese sind oftmals dafür verantwortlich, dass die Umsetzung innovativer Konzepte nur schleppend erfolgt. Unsicherheiten gibt es insbesondere in puncto Instandhaltung der Bepflanzung. Oftmals wird nämlich angenommen, dass bei der Pflege von Dachgärten hohe laufende Kosten anfallen. Dass dem nicht so ist, lässt sich an der Kostenaufstellung des Teams erkennen. So ist der finanzielle Aufwand für das PV-Projekt im Grünen erfolgen.
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