8 architektur FACHMAGAZIN Start Im ersten Raum der Ausstellung wird die Aufmerksamkeit der Besucher auf einen großen multimedialen Tisch gelenkt, der verschiedenste Aspekte der aufwendigen Planung einer neuen U-Bahn-Linie wiedergibt. Der zweite Bereich erzählt von der Arbeit unter der Erdoberfläche, hier werden geologische Aspekte des komplexen Wiener Untergrunds aufgezeigt. Videos und Bilder zu Techniken der Tunnelbohrung sowie zum Alltag der Tunnelbauer ergänzen die Inhalte. Das Highlight bildet die originalgetreue Nachbildung einer Tunnelbohrmaschine, welche die Besucher mittels Display durch das Gestein lenken können. Im abschließenden, dritten Bereich sind eine begehbare 1:1-Darstellung zukünftiger U-Bahn-Stationen sowie Aspekte aus dem technischen Betrieb zu sehen. architektur sprach mit Architekt Gerhard Abel von den Ausstellungsmachern über ihre Herangehensweise an das komplexe Thema: Herr Architekt Abel, welche Probleme gab es beim Projekt? Den engen Zeitplan und die Zugänglichkeit der Räume für den Einbau der Ausstellung. Gibt es auch zeitgeschichtliche Bezüge? Es wird einerseits ein Rückblick gezeigt und die U-Bahn u.a. in einen internationalen Kontext gesetzt: Wo auf der Welt es seit wann U-Bahnen gibt, z.B. Tokio, Moskau, Berlin etc. Wien war im Vergleich zu anderen Städten eher spät dran, hat aber dann schnell aufgeholt. Andererseits werden in der Ausstellung auch Ausblicke gegeben, z.B. gibt es eine Position, die sich mit selbstfahrenden U-Bahnen befasst. Hat Sie generell das Unterirdische fasziniert? Ja, schon. Wir haben einen Bereich, in dem es nur um Tunnelbau geht. Die offene Bauweise, wie sie in der Mariahilfer Straße angewendet wurde, dann die „Neue Österreichische Tunnelbaumethode (NÖT)“, die zu einem Exportschlager wurde. Aber auch spektakuläre Methoden wie das Einfrieren des Geländes durch flüssigen Stickstoff, wenn man unter einem Fluss durchgräbt. Der normale Passagier steigt ja irgendwo ein und kommt am Ziel wieder an die Oberfläche – hat aber keine Ahnung von den Herausforderungen und spezifischen Leistungen auf höchstem Ingenieurbauniveau unter der Erde. Wie stark ist das Konzept der Ausstellung vom unterirdischen Raum in der Umsetzung beeinflusst? Sehr stark. Es ist auch durch die Nutzung, die die Wiener Linien gerne hätten, bestimmt. Zum Beispiel vom Bahnsteigdesign. Wir haben von den Architekten, die den Wettbewerb für die neuen U-Bahn-Stationen gewonnen haben, schon einen Prototyp des Stationsdesigns in der Show zeigen dürfen. Das funktioniert gleichzeitig als Bühne für Veranstaltungen.. Wir haben auch aus der Not eine Tugend gemacht, indem wir die rauen Schlitzwände aus Beton in die Gestaltung miteinbezogen haben. Diese sind gleichzeitig auch Ausstellungsobjekte. Sehen Sie persönlich diese Ausstellung eher als Dienstleistung an der Öffentlichkeit oder als Auftrag, der erfüllt werden muss? In unserem Büro fahren wir entweder mit dem Rad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Deshalb ist das für uns eine Möglichkeit, auf eine spektakuläre Art die Öffentlichkeit zu informieren. Da gibt es zum Beispiel den Nachbau einer Tunnelbohrmaschine und eine digitale App, mit der man selbst einen Tunnel bohren und das Gerät steuern kann. Dort sind Vibrations-Infraschalllautsprecher, die den Boden, auf dem man steht, vibrieren und scheppern lassen. Das ist schon ein Erlebnis. Das geht weit über einen nüchternen Auftrag und dessen Erfüllung hinaus.
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