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architektur FACHMAGAZIN 60 Wie wohnen wir? Der Zugang zum Haus führt vom Garten über eine breite Außenstiege. Eine schmälere Verlängerung dieser Treppe in Gestalt von frei auskragenden Betonbrettern führt als Stiege auf die Dachterrasse. Kein Geländer, kein Handlauf stört die pure Form und Ästhetik. Im Grundriss betrachtet, sitzen die beiden Kuben wiederum auf einem Quadrat, das die umhüllenden Grenzen der Architektur definiert. Das Auge des Betrachters ergänzt automatisch die fehlenden Teile des Körpers und so erscheint das Einfamilienhaus als eher kompakte, kubische Gesamtform. Alles ist aus Beton, sauber geschalt, der Ankerraster und die Rödellöcher werden außen wie innen als ein gewolltes Gestaltungselement der Betonflächen verwendet und wirken wie eine grafische, zweite Oberfläche. Auch die Fußböden sind aus Beton, glatt versiegelt und strahlen den japanischen Minimalismus aus. Das Haus wirkt ausgesprochen kühl und nüchtern, fast wie eine Garage. Wandöffnungen zur Natur haben eigentlich nicht mehr den Charakter von Fenstern, sondern eher den, einer davor gestellten Glasscheibe. Es sind die, von der Architektur Tadao Andōs inspirierten „Bildfenster zur Außenwelt“. Die Gehlinien im Inneren sind dank der ebenen, fugenlosen Böden und der kurzen Stiegenläufe flüssig und verbinden den Wohnbereich mit den restlichen Zonen. Die polierte Oberfläche des Betonestrichs im Wohnraum ist für die Lichtverstärkung des Außenlichtes notwendig und wichtig. So wirken die Räume trotz der Betonatmosphäre etwas heller. Die Einrichtung ist ebenfalls sehr spärlich, ganz im Sinne des Minimalismus. Erst im bewohnten Zustand wird der unterkühlt anmutenden Atmosphäre der Kuben wohl Leben und Wärme eingehaucht werden. Der höher liegende der beiden Räume hat eine leicht gedrückte Raumhöhe, um den Nutzern ein Gefühl der Privat- und Geborgenheit zu geben. In einem Eck des Wohnbereiches befindet sich eine Wendeltreppe aus Beton, die in das Untergeschoss führt. Sie ist sicherlich ein Meisterwerk der Schalkunst und Technik. Die sphärische Untersicht der Stiege läuft an den Schnittstellen von Setz- und Trittstufe bis auf wenige Millimeter zusammen. So wurde eine Mittelsäule vermieden und die Achse der Treppe ist nur auf eine einzige, geometrische Linie reduziert. Die Ansicht dieses Betonobjektes erweckt Schwindelgefühle: Ob man auf ihr gehen kann oder soll? (rp)


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