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architektur FACHMAGAZIN 50 Wie wohnen wir? Die Positionierung des Volumens auf dem Hang brachte außerdem die Gefahr von Hangrutschungen mit sich. Ein Problem, das immer öfter in den polnischen Bergen auftritt. Diese Risiken minimierte man, indem die Architektur wie eine Brücke ausgebildet wurde, unter der das Regenwasser natürlich abfließen kann. Der Kontext zur Umgebung, wie auch die polnischen Baugesetze, verlangten ein Satteldach und so ist der Körper analog zu den in der Gegend zu findenden, typischen Scheunen ausgebildet. Drei dünne Wände in der Querrichtung bilden seine Tragstruktur. Um eine Steifigkeit für diese Scheiben zu erreichen, sind sie mit dem Boden eines umgedrehten, leicht von der Erdoberfläche abgehobenen, zweiten Daches verbunden. Da der Körper also mit zwei „Dächern“ konstruiert wurde, begann er immer mehr einer Arche, die über der Wiese schwebt, zu ähneln. Der Besitzer beschloss auch deshalb, auf jegliches Garten- und Landschaftsdesign rundherum zu verzichten, um diesen Eindruck einer Landung in der Natur nicht zu schmälern. Den dazu am besten passenden Zaun stellte ein Weidezaun dar, Zugang bzw. Zufahrt erfolgen über einige, wenige Steinplatten. Da das Wohnhaus einfach und kostengünstig zu errichten sein sollte, beschloss man, es nur an der Innenseite zu isolieren. Die Sichtbetonaußenseite bekam lediglich einen veredelnden Anstrich. Das „obere“ Betondach ist zusätzlich mit einer thermoplastischen, UV-beständigen Dachbahn auf Basis von Polyolefinen einlagig abgedichtet. So wurden auch alle lästigen Anschlussdetails vermieden, den Beton hat ein lokaler Produzent geliefert. Ein geschlossenzelliger Schaumstoff erwies sich als beste Isolierung, er bildet gleichzeitig auch die Dampfsperre. Die Glasscheiben der Schiebetüren und Fenster sind bewusst nicht abdunkelnd gewählt, um den Bewohnern einen ungehinderten Ausblick zu sichern. Die Arche hat es auch einigen Tieren ermöglicht, im Raum unter dem Fußboden ihren Unterschlupf zu finden – ein wahrlich metaphorisches Bild. Man bekommt beim Betrachten dieser Architektur das Gefühl, dass in Polen endlich – mehr als 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – Architektur nach freiem Ermessen und nach den Maßstäben von Sinnhaftigkeit und innerer Intelligenz entworfen und gebaut wird. Dass die Bauten Anleihen aller Art, von den sogenannten sozialistischen Würfelhäusern über Vorarlberger Holzbauten bis zu Minimalismusbeispielen à la Japan nehmen – tut ihrer Qualität keinen Abbruch. Wir leben eben in einer globalisierten Welt. Man darf nur hoffen, dass nachhaltiges Gedankengut, wie Umweltschutz, CO2-Fußabdruck und Effizienz, nicht auch erst 25 Jahre später in der polnischen Architekturauffassung ihren Niederschlag finden werden. (rp)


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