Page 89

architektur_316_eMag

89 www.architektur-online.com Licht reichen konfrontiert, die letzten Endes als eine Einheit erkannt werden sollen. Außerdem wird der Bauherr bzw. Nutzer mit Fragen konfrontiert, über die er sich zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Gedanken machen möchte – denn wer weiß denn schon in der Rohbauphase, wo genau der Esstisch stehen wird, geschweige denn, wie die genauen Abmessungen sein werden? Eine bestmögliche Definition der Einrichtung ist aber ein wesentlicher Bestandteil, damit die zu erzielende Lichtwirkung auch optimal in die Gestaltung integriert werden kann. Aber nicht nur die genaue Zuordnung der Nutzungen und der Möblierung spielt hier eine entscheidende Rolle – auch die Oberflächen und Farben haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Wirkung des Lichts. So ist beispielsweise ein Badezimmer mit dunklen glänzenden Fliesen anders zu beleuchten als eines mit sandfarben matten. Auch der Zeitpunkt bzw. die Zeiten der Nutzung spielen hier eine wichtige Rolle. So ist tagsüber gerade an trüben Tagen oft eine kältere Indirektbeleuchtung mit höheren Beleuchtungsstärken zu bevorzugen. Dies hat auch einen positiven Einfluss gegen Winterdepressionen. Andererseits empfinden wir es wiederum als angenehm, den Tag in einer gemütlichen und warm beleuchteten Atmosphäre ausklingen zu lassen. Die aktuelle Herausforderung – und das ganz besonders im Wohnbau – ist das Thema Steuerung und Digitalisierung. Die schier unbegrenzten Möglichkeiten von farbigem Licht, dynamischen Farbtemperaturen und sogar der Steuerung, in welche Richtung wie viel Licht ausgesendet werden soll, bedingt nun eine für den Nutzer bedienungsfreundliche Handhabung. So muss die Anwenderfreundlichkeit nach dem Motto „make it simple“ wieder den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Wir stehen am Anfang einer sehr spannenden Reise, die uns einen enormen Komfortzuwachs eröffnet. Aber wie so oft gibt es auch hier eine Kehrseite der Medaille – so begeben wir uns in eine Abhängigkeit von Bediengeräten wie Handys oder Tablets, die uns eine perfekte bildliche Darstellung der zu steuernden Bereiche ermöglicht. Und solange alles gut miteinander kommuniziert (und hier ist abgesehen von der Lichtsteuerung die Rede von Klimatisierung, Lüftung, Beschattung oder diverser Schutzmechanismen wie Alarmanlagen oder Zutrittskontrollen) ist der Nutzen enorm. Dennoch dürfen wir aber bei dieser rasenden Entwicklung nicht auf die „analoge Generation“ vergessen. Auch für diese muss eine Bedienbarkeit noch möglich bleiben. So kommt immer wieder der Wunsch nach konventionellen Schaltern oder Drehreglern, um einzelne Lichtquellen zu aktivieren. Und auch hier reagieren die Hersteller prompt mit der Implementierung solcher Schnittstellen in die Steuerungssysteme der Gebäudeautomation. Somit bleibt dem Lichtplaner die kreative Schaffensfreiheit, den Raum durch die Positionierung diversester Lichtquellen der jeweiligen Nutzung und Stimmung angepasst in Szene zu setzen. Und die Entwicklungen der nächsten Jahre versprechen durch neue Innovationen die Möglichkeiten noch um ein Vielfaches zu vergrößern!


architektur_316_eMag
To see the actual publication please follow the link above