128 edv architektur FACHMAGAZIN lierung (Level und Span) möglich sein. Eine eingebaute oder separate, möglichst hoch auflösende optische Digitalkamera erleichtert die Auswertung und Interpretation der Thermogramme. Neben der Kamera sollte auch die Bedienperson bestimmte Anforderungen erfüllen: Sie sollte Wissen aus den Bereichen Bauthermografie und Bauphysik mitbringen, um Thermogramme korrekt auswerten, Probleme erkennen und richtig beurteilen zu können. Über die technische Bedienung hinaus sollte die Messperson Fehlerquellen und Grenzen der Thermografie kennen, um die Messergebnisse korrekt interpretieren zu können. Einsatzmöglichkeiten aktiver Bauthermografie Obwohl sie keine quantitativen Aussagen über Temperaturwerte wie die passive Thermografie liefert, sind die Einsatzmöglichkeiten der aktiven Bauthermografie vielfältig. Dazu zählen die Lokalisierung von Ablösungen an Putzen, Fliesen oder Bitumenschweißbahnen, die Visualisierung unterschiedlicher Materialien im Mauerwerk wie Mauerziegeln, Mörtelfugen, Stützen, Stürzen, Deckenplatten oder Ringankern sowie Stahl- oder Holzständern hinter Trockenbauwänden. Auch Putzstärken lassen sich abschätzen, da dicke Putze das darunter liegende Mauerwerk diffuser und unschärfer erscheinen lassen als dünne. Der Ursache von Rissbildungen oder Putzabplatzungen kann ebenso nachgegangen werden, wie etwa Materialwechseln im Wandinneren oder Durchfeuchtungen. Da feuchte Bausubstanz eine höhere Wärmekapazität hat und daher Temperaturänderungen langsamer folgen kann, lassen sich die Ursachen von durchfeuchteten Bauteilen lokalisieren, insbesondere der Feuchteeintritt, der sich unter Umständen weit entfernt vom Feuchteaustritt befinden kann. Durch eine nicht sachgerechte Ausführung entstandene Feuchteschäden an Wärmedämmverbundsystemen lassen sich mit dieser Methode ebenfalls lokalisieren, ohne die Fassade punktuell öffnen zu müssen. Feuchte Dämmplatten sind thermisch träger, während sich trocken gebliebene WDVS-Bereiche schneller erwärmen bzw. auskühlen. Etwa eine halbe Stunde nach Sonnenauf- oder untergang kann der Temperaturunterschied bis zu 5 Kelvin betragen. Beispiel: Bauteilstrukturen Ob ein Gebäude ungedämmt oder gedämmt ist – und wenn ja, welche Struktur die Wärmedämmung aufweist – lässt sich nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer klären. Beim ungedämmten Gebäude kann die durch Tageserwärmung oder Sonneneinstrahlung eingebrachte Wärme tief in die Bausubstanz eindringen. Durch die oben beschriebenen physikalischen Effekte werden thermische Strukturen sichtbar und dabei beispielsweise konstruktive Wärmebrücken aufgedeckt. Da Mauerwerk und Mauerwerksfugen die Sonnenwärme unterschiedlich schnell ableiten, sieht man auch das Fugenbild. Gedämmte Gebäude verhalten sich völlig anders: Die oberste, dünne Putzschicht erwärmt sich aufgrund der ge- Tipps zur aktiven Thermografie • Für die thermische Anregung reicht häufig die Sonne aus. Im Innenbereich genügt ein Elektro-Heizstrahler ab 3 kW. • Gut wärmeleitende und massive Bauteile müssen relativ lange, dünne und leichte eher kürzer thermisch angeregt werden. • Sind große Temperaturunterschiede zu erwarten, genügen Einzelaufnahmen, IR-Serienbilder sind bei geringen Temperaturunterschieden und feinen Strukturen sinnvoll. • IR-Kamera mit mind. 0,08 K thermischer Auflösung und 320 x 240 Pixel Bildauflösung einsetzen (besser: 0,06 K und 640 x 480 Pixel). • Achtung: Bei starker Sonneneinstrahlung Kameradetektor unbedingt vor direkter Sonneneinstrahlung schützen! ringen Wärmekapazität schnell und stark. Darunter liegende Mauerstrukturen bleiben unsichtbar. Als thermische Anregung genügen ein bis zwei Stunden Besonnung für die Auswertung einer IR-Einzelaufnahme zum geeigneten Zeitpunkt. Bauteilstrukturen im Innenbereich sind dann von Interesse, wenn im Rahmen einer Renovierung oder Sanierung aufgedeckt werden soll, was sich hinter Tapeten, Putzen, Fliesen oder Teppichböden verbirgt. Hohlstellen oder Risse verursachen Mehraufwand und können auf tieferliegende Probleme hindeuten. Im Innenbereich empfiehlt es sich vor der Aufheizphase ein Thermogramm und danach mehrere Thermogramme etwa im Minutenabstand anzufertigen, während der Elektroheizer etwa 10 bis 30 Minuten läuft. Die Raumheizung sollte aus sein, andernfalls kommt es zu unerwünschten thermischen Überlagerungen. Beispiel: Durchfeuchtung Bei Durchfeuchtungen im Außen- oder Innenbereich geht es in der Regel um Ursachenforschung: Woher kommt die Feuchtigkeit und wie groß ist der Schaden. Flächen mit Putzablösungen erscheinen nach einer natürlichen oder künstlichen thermischen Anregung besonders warm, da die Wärme aufgrund der Luftschicht an der abgelösten Beispiel Bauteilstruktur: Durch die Sonneneinstrahlung werden die inneren Strukturen des verputzten Altbaus sichtbar. © Dittié
architektur_316_eMag
To see the actual publication please follow the link above