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126 architektur FACHMAGAZIN edv Aktive Bauthermografie Thermisch angeregte Bauteile analysieren Während die passive Bauthermografie auf die Wintermonate beschränkt ist, ermöglicht die aktive Bauthermografie Untersuchungen auch im Sommer. Obwohl die Technik viele Möglichkeiten bietet, ist sie noch weitgehend unbekannt. Text: Marian Behaneck „Saison“ hat die Bauthermografie nur in der Heizperiode von Oktober bis April. Im Sommer herrscht Flaute – so die verbreitete Meinung. Doch auch in den Sommermonaten lassen sich mithilfe der aktiven Thermografie Bauteile untersuchen. Dazu müssen diese lediglich zuvor durch Elektro-Heizlüfter oder die Sonne thermisch angeregt werden. Äußerlich nicht sichtbare Strukturen, Durchfeuchtungen oder eine mangelnde Wärmedämmung werden dadurch sichtbar. Gegenüber anderen Verfahren zur Untersuchung innerer Bauteilstrukturen hat die aktive Infrarottechnik den Vorteil, dass Gebäude, Bauteile und andere Objekte zerstörungsfrei analysiert werden können. Die Technik setzt jedoch eine gute Kamera, Fachwissen und Erfahrung voraus (siehe auch architektur 8/13: Scharfe Bilder aus der Rotlichtszene). Wie funktioniert die aktive Bauthermografie? Im Gegensatz zur herkömmlichen passiven Thermografie, bei der Wärmeströme aufgrund eines natürlich vorhandenen Temperaturgefälles thermografisch genutzt werden (im Winter vom beheizten Innenraum zum kalten Außenraum), muss bei der aktiven Thermografie das Objekt zunächst künstlich („aktiv“) thermisch angeregt werden. Die aktive Thermografie nutzt das physikalische Phänomen aus, dass sich verschiedene Materialien unterschiedlich schnell aufheizen oder abkühlen. Durch die Aufheiz- oder Abkühlungsprozesse wird in der Bausubstanz ein Wärmestrom erzeugt. Äußerlich nicht sichtbare Materialwechsel im Bauteil setzen diesem Wärmestrom entweder einen Widerstand entgegen, beschleunigen oder reflektieren ihn. Diese Veränderungen lassen sich mit der Thermografiekamera sichtbar machen – entweder als Momentaufnahme für einen Vergleich mit dem Zustand vor der Anregung oder als Bildserie, um zu sehen, wo etwas zuerst oder zuletzt warm oder Auch in den Sommermonaten lassen sich mit Hilfe der aktiven Thermografie Gebäude, Räume und Bauteile untersuchen. © Flir Systems kalt wird. Die Anregungszeit und die Aufnahmedauer hängen vom Verfahren ab und vor allem von der Tiefe der zu untersuchenden Strukturen. Je tiefer diese liegen, desto länger ist die notwendige Anregungs-, aber auch Aufnahmedauer. Auch die Wärmeleitfähigkeit des zu untersuchenden Bauteils spielt eine große Rolle: Gut wärmeleitende und massive Bauteile, wie etwa ungedämmte Massivwände, müssen relativ lange angeregt werden. Bei dünnen und leichten Bauteilen, wie zum Beispiel Putzschichten auf einer Dämmung, ist die Anregungszeit erheblich kürzer. Sinnvolle Werte für die Anregungsstärke und -dauer sowie die Aufnahmedauer und Frequenz müssen häufig empirisch ermittelt und der vorhandenen Bausubstanz angepasst werden. Wie werden Bauteile thermisch angeregt? Im Baubereich gibt es dazu mehrere Verfahren: Mithilfe starker Lampen – etwa Halogen- oder IR-Strahler – oder per Elektro Heizgebläse (auch Bau- oder Elektroheizer genannt). Elektroheizer ab 3000 Watt werden für die Beheizung von Winterbaustellen oder zur Bautrocknung eingesetzt und kosten ab 50 Euro (siehe Anbieterliste). Dort, wo es möglich ist, lässt sich auch die Sonne zur Erwärmung nutzen, indem man die gewünschte Einstrahlung abwartet, respektive einen Abkühlvorgang durch eine geeignete Verschattung künstlich hervorruft. Häufig erhält man bessere Ergebnisse, wenn man anstelle der solaren Aufwärm-, die abendliche Abkühlungsphase nach


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