8 architektur FACHMAGAZIN Start Ephemere Architektur Ist das Vergängliche interessanter für den Menschen, weil er es im Vergleich zu all dem Materiellen nicht besitzen, nicht okkupieren kann? Das ist eine Frage, die uns direkt in die Philosophie und Psychologie und damit zu Erich Fromm mit seinem Werk „Haben oder Sein“ führt: Ist das (Er)Leben oder das Besitzen wichtiger? Oder anders gefragt: Ist es besser, nichts zu besitzen, weil man dann auch keine Angst haben muss, etwas zu verlieren und sich somit voll dem Leben, dem Sein zuwenden kann? Text: Peter Reischer Fotos: Nicola Formicola Der italienische Künstler Eduardo Tresoldi widmet sich mit seinen meist aus Draht gestalteten Plastiken dem Vergänglichen, dem Ephemeren (altgr. ephemeros). Indem er Linien im Raum und in der Landschaft zeichnet, wendet er sich auch dem Fragilen und Durchscheinenden zu – einer mit dem Auge nicht komplett fassbaren Architektur oder Raumformung. 2016 hat er für das „Eaux Claires Festival“, das jährlich im August in Eau Clair, Wisconsin, stattfindet, direkt im Zentrum des Events ein riesiges, aus Drahtgittern gefertigtes Orgelobjekt errichtet. Die Installation trägt den Namen „Baroque“ und wurde in Zusammenarbeit mit dem Kreativdirektor des Festivals, Michael Brown, und dem englischen Organisten James McVinnie errichtet. Das virtuelle Musikinstrument wurde in einem noch größeren und ebenfalls aus Gittern errichteten Körper platziert, der an einen klassischen Kuppelbau erinnert. Die turmähnliche Installation hat die strukturellen Maße von 6 x 6 x 4,8 Meter und beherbergt in seinem Inneren eine etwas kleinere, tatsächlich funktionierende Orgel, auf der während des Festivals zwei Tage lang Orgelkonzerte und Improvisationen stattfanden.
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