architektur FACHMAGAZIN 48 Material & Fassade Aufgrund der langen, kalten und eher dunklen Winter in Finnland spielen öffentliche Innenräume für Versammlungszwecke eine große Rolle im Leben der Menschen. Öffentliche Gebäude wie Schulen, Bibliotheken, Kirchen und Kapellen bieten deshalb ihre Räumlichkeiten für alle an. Dieses zur Verfügung stellen von Bereichen für die Allgemeinheit, Orte, an denen die Menschen sich treffen und austauschen können, ist eine tief verwurzelte, kulturelle Tradition in Finnland. Die Gebäude dienen als Plattform für eine Vielzahl von der Bevölkerung initiierter Aktivitäten. Es findet ein Ideenaustausch, Zusammenarbeit und auch einfach nur Freude und Spaß am Zusammenleben statt. Die Architekturen sind immer dermaßen gestaltet, dass sie Plätze, Räume und Areale anbieten, in denen die lokalen Gemeinschaften Treffen und Veranstaltungen abhalten können. Und zwar im Alltag wie auch zu festgesetzten Gelegenheiten. Die Suvela Kapelle in Espoo, einem Bezirk von Helsinki, ist ein Teil eben dieser Tradition, in der die Architektur von Kirchengebäuden und Kapellen ein Rahmenwerk für eine Vielzahl von Funktionen und Räumen für die Öffentlichkeit bietet. Die Kapelle, entworfen von OOPEAA Office for Peripheral Architecture, einem Architekturbüro, welches schon durch einige Kirchen- und Kapellenbauten im Norden Europas auf sich aufmerksam gemacht hat, bietet leicht zugängliche, einladende und im menschlichen Maßstab gestaltete Räume mit einer angenehmen Atmosphäre. Das Volumen hat viele Funktionen und ermöglicht einen Ausgangspunkt für die unterschiedlichsten Organisationen und Abläufe als dynamischer Handlungsort. In erster Linnie dient er den Mitgliedern der Pfarre und ähnlichen Gruppen für deren Aktivitäten. Die Suvela Kapelle ist von der Espoo Pfarrunion in Auftrag gegeben worden und wird hauptsächlich von dieser, der finnischen Pfarre in Espoo und der Stadt Espoo selbst für deren Kommunitäten benutzt. Die Architekten begannen den Planungsprozess der Kapelle und des nahe gelegenen Freizeitparkes im Jahr 2012. Das Ziel war, eine Architektur zu schaffen, die selbst eine starke Identität vermittelt, während sie gleichzeitig auch im Dialog mit dem multikulturellen Kontext der vorstädtischen Nachbarschaft steht. Ungefähr ein Drittel der Bewohner der Gegend sind Ausländer und Suvela ist einer der multikulturellsten Bezirke von Helsinki. Diese Diversität ist sowohl ein großes Potenzial wie auch eine Herausforderung für die Gemeinschaft. Beim Design der Kapelle und des angrenzenden Parks ging es daher darum, ein Gebäude zu schaffen, das eine große Varietät von Aktivitäten für unterschiedlichste kulturelle Traditionen ermöglicht und auch den Rahmen für Zusammenkünfte in flexiblen, funktionalen und erweiterbaren Räumen darstellt. Der Freizeitpark mit seinen Angeboten ist einer der drei Hauptnutzer der Kapelle. Kinder und deren Eltern können sie in verschiedenster Weise nutzen. Es gibt eine nachschulische wie auch nachmittägliche Betreuung genauso wie eine Ganztagsbetreuung für jüngere Kinder. Natürlich auch Räume für die Jugend, örtliche Klubs und deren Aktivitäten. Auch Räume für die Mitarbeiter der Pfarre und Sozialarbeiter sind vorhanden, Familienberatung und Hilfe für die täglichen Probleme des Lebens und des Haushaltes sind vorhanden. Eine Suppenküche mit günstigen Mahlzeiten arbeitet ebenfalls hier. Und – last but not least – dient die Kapelle auch für Hochzeiten, Begräbnisse, Taufen und Messfeiern. u
architektur_217_eMag
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