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35 www.architektur-online.com architekturszene Bauform an, mit der sich dieses Problem lösen ließe – hohe Lebensqualität und leistbares Wohnen lassen sich laut dem Professor mit jener Architektur gut vereinbaren. „Größtmögliches Glück für eine größtmögliche Zahl von Menschen“ Wenn die Architektur des Wohnbaus keiner funktionalen Logik folgt, sondern vor allem Ästhetik und Prestige in den Vordergrund stellt, sind in puncto Lebensqualität erhebliche Einbußen zu erwarten. Werden beim Planen von Wohneinheiten hingegen in erster Linie die Wünsche der Bevölkerung berücksichtigt, dann steigt gleichzeitig die Akzeptanz für Bauwerke, die auf den ersten Blick extrem wirken. Das Musterbeispiel für ein solches Projekt, das gleichzeitig mehr als 3.200 Wohnungen enthält, ist der eingangs erwähnte Wohnpark Alterlaa in Wien, Liesing. Die im Jahr 1985 fertiggestellte Anlage mit ihren vier markanten Türmen ist eine der größten Wohnsiedlungen Österreichs und zählt mittlerweile mehr als 11.000 Einwohner. Gleichzeitig gilt der Stadtteil in puncto Großwohnsiedlung als Vorzeigeprojekt – immerhin stellt der Wohnpark Alterlaa heute eine der wenigen funktionierenden Satellitenstädte dar. Die auf einem Areal von 240.000 m² gelegene „Stadt in der Stadt“ zeichnet sich dabei durch ein ausgebautes Freizeit- und Dienstleistungsangebot sowie ihre Nähe zu Grünflächen und Naherholungsgebieten wie dem Liesinger Bach aus. Das Markenzeichen der Bauwerke stellen jedoch die terrassenförmig angelegten Wohneinheiten dar. Diese entsprechen Harry Glücks Konzept vom gestapelten Einfamilienhaus und sind daher bis zum zwölften Stock mit Pflanzentrögen, die als Sichtschutz und Kleingarten dienen, sowie einem privaten Freiraum in Form einer Loggia ausgestattet. Ein großes Anliegen der Architekten war es außerdem, den Wohnpark Alterlaa so zu planen, dass dieser nicht zur Schlafsiedlung wird. Aus diesem Grund steht den Bewohnern der Siedlung sowohl im Haus als auch im nahe gelegenen Einkaufspark eine große Zahl von Gemeinschaftseinrichtungen und Nahversorgern zur Verfügung. Gemäß Harry Glück konnte mit diesem Konzept in Bezug auf den Wohnbau das „größtmögliche Glück für eine größtmögliche Zahl von Menschen“ realisiert werden. Selbstverständlich ist der Wohnpark Alterlaa unter den Gesichtspunkten der heutigen Raumplanung verbesserungswürdig. So harmonieren die Türme des Wohnpark Alterlaa aus städtebaulicher Sicht nur wenig mit der umliegenden Bebauung und der Stadtlandschaft. Zudem sind die Freiflächen zwischen den Hochhäusern nur wenig einladend, was nicht zuletzt den begrenzten Aufenthaltsmöglichkeiten sowie dem erhöhten Windaufkommen zu verdanken ist. Trotzdem genießen die Wohnbauten unter der Wiener Bevölkerung und insbesondere bei ihren Bewohnern ein hohes Ansehen. Zurückzuführen ist diese Tatsache vor allem auf die hohe Lebensqualität in diesem Stadtteil. Der Wohnpark Alterlaa sowie die Grundidee hinter dem Konzept ist somit durchaus als Vorbild für den Wiener Wohnbau anzusehen.


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