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architektur FACHMAGAZIN 44 Innovative Fassaden Das Büro hat der Außengestaltung und der Fassade den Namen „Gentle Genius“ und der Innenraumgestaltung und Möblierung die Bezeichnung „The Infection“ verpasst. Die beiden Komponenten korrespondieren und überschneiden sich in zwei unterschiedlichen Ansprüchen: der Schutz durch die Außenhaut, durch die Fassade, welche auch die Geschichte des Königs transportiert und das „heilende Potenzial“ des Innenraums. Zusammen bilden sie den Überbegriff dieser Architektur „The Seed of Time“ (Samen der Zeit), die Vereinigung von Unbewusstem und Bewusstem, von König und Königin, von Sonne und Mond. Der esoterische Anspruch und Ausdruck der Architektur zieht sich selbstverständlich auch im Inneren weiter. In polygone Flächen aufgeteilte Wände bestimmen die Räume. Mal sind sie flächig, mal mit Vertiefungen wie für Regale versehen. Violette, blaue, rosa Töne rufen eine merkwürdige Atmosphäre, die auch zu der bizarren Inszenierung der Performance passte, hervor. Die Aufteilung der Flächen erfolgte nach dem Voronoi-Diagramm(1). Ob die einzelnen Räume, sprich ihre Funktionen auch nutzbar sind oder bei den Nutzern später Albträume hervorrufen, müsste man in einer Evaluierung untersuchen. Bei der Eröffnungsperformance war jedenfalls genau das das Ziel: Die Anwesenden in eine andere Realität zu bringen. Über die technische Ausführung und Materialität der Fassade war nur wenig in Erfahrung zu bringen. Das mag daran liegen, dass die Architekten gerade versuchen, ihr Verfahren zu patentieren und deshalb alle Unterlagen (noch) vertraulich sind. Jedenfalls wurden 24 unterschiedliche EPS Paneele zur Komposition der kristallinen Struktur verwendet. Das System ist ein EIFS-Prinzip (Exterior insulation finishing system). Es dient zur Steigerung der Energieperformanz. Überzogen ist das Ganze mit einer Mischung aus Gips, Farbe und Kunstharz. Man kann diese Architektur von zwei Seiten betrachten: Einerseits bringt sie eine Auffrischung in eine langweilige Straßenfront. Andererseits sind die dazu bemühten, psychologischen und esoterischen Argumentationen etwas weit hergeholt. Man kann nur hoffen, dass sich solche Architekturtheorien nicht als Beispiel weiterverbreiten. Dieselben polygonen Formen wie an der Fassade bestimmen auch die Inneneinrichtung. (rp)


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