6 architektur FACHMAGAZIN Start EVENT HORIZON – Hong Kong, 2015 Conversation of Foto: Oak Taylor-Smith, © Antony Gormley Art and Architecture Er zählt sicherlich zu den Ausnahmeerscheinungen auf dem Gebiet der (raum) bildenden Kunst: Sir Antony Gormley ist ein englischer Künstler und Bildhauer. Seine bekannteste Plastik ist der übergroße ‚Angel of the North‘ bei Gateshead, Tyne and Am 12. Jänner 2016 hielt er zusammen mit Sven-Olov Wallenstein (Autor von ‚Biopolitics and the emergence of modern architecture‘) die sogenannte ‚Sliver Lecture‘ an der ‚Angewandten‘ in Wien. Nach einem kleinen Diavortrag mit einigen der wichtigsten Arbeiten Gormleys, bei der klar gezeigt wurde, wie sehr Plastik, Architektur und Raum verschmelzen können und welche – nicht geahnten – Beziehungen da stattfinden, fand dann ein interessantes Gespräch zwischen den beiden statt. Wenn man nun weiß, dass der 1950 in London geborene Gormley, drei Jahre in Indien eine spezielle Meditationstechnik erlernte und erst danach sein Kunststudium am Central Saint Martins College of Art and Design und am Goldsmiths, University of London abschloss, werden viele seiner in der Arbeit manifestierten Gedanken und Haltungen leichter verständlich. Wear, England. Text: Peter Reischer Ein großer Teil seiner Arbeiten befasst sich mit dem menschlichen Körper. In Österreich ist sicherlich das Projekt ‚Horizon Field‘ (2012), das er mit dem Kunsthaus-Bregenz realisiert hat, am bekanntesten. Es besteht aus einhundert lebensgroßen Abgüssen eines menschlichen Körpers aus massivem Gusseisen, die – über ein Gebiet von 150 Quadratkilometer verteilt – eine horizontale Linie auf 2.039 Metern über dem Meeresspiegel bilden. Horizon Field stellt grundlegende Fragen: Wer sind wir, was sind wir, wo kommen wir her und wohin führt unser Weg? Bei diesem, wie auch bei seinen Arbeiten im urbanen Kontext wie in Hongkong (‘Event Horizon‘) 2015/16 geht er weit über die Suche nach formalästhetischen Ausdrücken hinaus. Er reduziert den Menschen im Raum auf eine Spur (traces in space). Im Vortrag nannte Gormley es den ‚Zeropoint‘ und liefert seine Figuren damit der modernen Wahrnehmung von Kunst im Raum und in der Architektur aus. In Hongkong sind 31 Skulpturen über die Stadt verteilt, vier sind am Boden und 27 auf diversen Gebäuden, darunter auch eine auf dem 185 Meter hohen Standard Chartered Bank Building, einem Skyscraper in Hongkongs zentralem Finanzbezirk. Wie bei der Akupunktur sind diese kleinen Nadeln in den kollektiven Körper der Stadt gesteckt und bilden ein Netzwerk. Genauso, wie wir im Universum einige Dinge nie erblicken werden, weil ihr Licht uns nicht erreichen wird, gibt es hier und dort einige punktuelle (menschliche) Figuren, die vom jeweiligen Standpunkt aus unsichtbar sind und bleiben.
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