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42 architektur FACHMAGAZIN architekturszene Holzbau im urbanen Raum – eine Chance für Städte? Die Gesellschaft der heutigen Zeit steht zwei großen Problemen gegenüber: Bei einem schwindenden Anteil fossiler Ressourcen steigt gleichzeitig der Energiebedarf immer weiter an. Diese Tendenz stellt auch Architekten und Planer vor neue Herausforderungen. Viele Fachleute beschäftigen sich mittlerweile mit der Frage, welche Materialien als Baustoff den Ansprüchen der heutigen Zeit gerecht werden. Dieser Aspekt bedarf vor allem im Angesicht des Klimawandels einer intensiven Betrachtung. Eine Lösung für die zeitgemäße Architektur kann mit einer verstärkten Integration von Holz in den Städtebau erreicht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn Gebäude nicht nur soziokulturellen, sondern auch den umweltpolitischen Anforderungen des hiesigen Jahrhunderts genügen sollen. Wird Holz als Baustoff nämlich im großen Volumen verwendet, kann das einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Experten loben das Material vor allem wegen seiner Nachhaltigkeit. Als Baustoff speichert es einen bedeutenden Anteil an CO2 – bis zu einer Tonne Kohlstoffdioxid kann in einem Kubikmeter Holz gelagert werden. In Anbetracht dessen verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach Holzbauten im urbanen Raum steigt. Geht es um die Verwendung von Holz in Städten, stehen Politiker und Planer diesem Unterfangen aber sehr kritisch gegenüber. Dies gilt insbesondere für Österreich, wo vor allem der Verwirklichung mehrgeschossiger Massivholzbauten aus vermeintlich sicherheitstechnischen Gründen noch immer ein Riegel vorgeschoben wird. In der Praxis lässt sich jedoch beobachten, dass Holz anderen Materialien diesbezüglich ebenbürtig ist. Text & Fotos: Dolores Stuttner Mit Holz in Richtung Nachhaltigkeit Ballungsräume sehen sich heute dem Druck ausgesetzt, nicht nur sozialen und ökonomischen, sondern auch Nachhaltigkeitsansprüchen gerecht zu werden. Solch hohe Anforderungen sorgen auch in der Architektur für Umdenken. Auch deswegen sind erneuerbare Rohstoffe wie Holz seit mehr als einem Jahrzehnt Forschungsschwerpunkt der Bauwirtschaft. In diesem Kontext ist insbesondere das vom Büro schluderarchitektur initiierte Forschungsprojekt 8+ zu erwähnen. Im Zuge dessen zeigte sich, dass die Errichtung von bis zu 20-geschossigen Holzhäusern möglich ist. Bezüglich der technischen Eigenschaften ist Holz dem traditionellen Massivbau der letzten Jahre nämlich nicht nur gleichgestellt, sondern übertrifft diesen sogar in einigen Punkten. Das erneuerbare Material verfügt über dieselbe Tragfähigkeit wie Stahl und ist von der Druckfestig- keit her mit Beton zu vergleichen. Gleichzeitig handelt es sich um einen äußerst leichten Werkstoff, der auch hohe Zugkräfte aufnehmen kann. Ein weiterer Vorteil des Baustoffes besteht darin, dass er stets nachwächst und somit in vielen Regionen Europas im Überfluss vorhanden ist. Dadurch lässt sich sowohl bei der Produktion von Holz als auch bei den finanziellen Ausgaben eine beachtliche Zeit- und Kostenersparnis erzielen. Nicht zuletzt birgt Holz auch aufgrund seiner Verträglichkeit mit anderen Materialien große Potenziale. Durch diese Flexibilität lassen sich bestehende Bauten ohne Beeinträchtigungen erweitern. Eine Lösung, durch die ökonomische Aspekte sowie Nachhaltigkeitskonzepte gleichermaßen befriedigt werden, stellt daher das Prinzip der Mischbauweise dar. Als Vorbild könnten Planer hier die Bauten der Gründerzeit heranziehen. Die auch heute noch höchst attraktiven


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