start © Rotterdam-Marketing © Marc Heeman blik gemacht und die Bevölkerung evakuiert werden. Und natürlich lässt sich auch der tägliche Verkehrsinfarkt ein wenig mildern und kontrollieren. „Ich denke, dass in Zukunft immer mehr Menschen in den Städten leben werden. Hier werden die Entscheidungen getroffen, die uns erlauben zu einer direkteren Demokratie 8 zu kommen. Städte werden sich nicht mehr ausdehnen, sie werden sich konzentrieren. Viele Städte benutzen eine Menge Technologien, um das Leben der Bewohner angenehmer zu gestalten. Die Wohnungen werden kleiner und die öffentlichen Bereiche, die Parks und Grünflächen werden zunehmen, werden besser. Vor 30 oder 40 Jahren hat man gesagt, dass die Städte das Problem der Umwelt und der Zukunft sein werden, heute sage ich, dass sie die Lösung für die Umweltprobleme darstellen können.“ Mit ähnlichen aber doch anders gelagerten Problemen beschäftigt sich Ahmed Aboutaleb, der Bürgermeister von Rotterdam. „Rotterdam hat eine reiche Geschichte. Vor 650 Jahren errichteten die Bewohner - trotz der ihnen bewussten Gefahr, die vom Wasser ausgeht - die Stadt. Sie schufen eine Verbindung von der - 40 Kilometer im Inland liegenden - Stadt Rotterdam zum Meer. Das ist der größte Hafen Europas. Die Stadt liegt zwischen 2 und 7 Meter unter dem Meeresspiegel, 80% - das sind 615.000 Menschen - leben unter dem Meer.“ Anpassung ist besser als Wiederaufbau Doch dieser Meeresspiegel hat sich in den letzten Jahren verändert und wird es auch in Zukunft weiter tun. Um in Holland trockene Füße zu haben, wurden Tausende Kilometer Deiche und Dämme gebaut. Dafür zahlen die Bürger auch eine speziell gewidmete Steuer. gel erreicht werden. Städte wie London, Ho Chi Minh City, New York, Los Angeles tauschen wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse aus, um das Leben ihrer Bewohner sicherer zu gestalten. Rotterdam hat im Hinblick auf Wassermanagement, Prävention gegen Flut und Hochwasser einen enormen Erfahrungsschatz und Bürgermeister Ahmed Aboutaleb will diesen mit anderen Städten teilen. Ein anderes Projekt in Rotterdam sind die sogenannten ‚Wasserplätze‘. Wenn sehr viel Regen fällt - und das wird in Zukunft immer öfter passieren - gibt es eine Konstruktion, einen Platz, der sehr große Wassermengen aufnehmen kann, ein riesiges Rückhaltebecken sozusagen. Der Bereich fasst die Menge von 1,8 Millionen Liter Regenwasser, und wenn er leer ist - dann dient er unter anderem als Spielplatz für Schulen und Kindergärten. Er ist in die öffentliche Struktur gestalterisch integriert und es gibt mehrere in der Stadt. Das ‚Becken‘ ist nicht mit dem Schleusensystem verbunden und das Wasser wird - es ist klares Regenwasser, das schließlich im Untergrund wieder verschwindet - an ‚Mutter Natur‘ zurückgegeben. „Abschließend möchte ich sagen, dass all die Debatten in den G7, G20 und Vereinten Nationen über CO2 Emissionen und Energieverbrauch wichtig sind, um ein Bewusstsein für die Probleme unserer Welt zu schaffen. Aber es ist Gesprächsideologie und ich muss heute agieren und reagieren, nicht diskutieren und Lösungen für Morgen ausdenken. Grüne Wirtschaft ist meine Zukunftsvision. Meine Philosophie als Bürgermeister ist die, dass wenn wir es nicht schaffen, den Anschluss an die Entwicklung zu halten, uns anzupassen - dann verlieren wir das Spiel. Und das ist, was wir in Rotterdam sicher nicht wollen.“ Bürgermeister Aboutaleb glaubt nicht, dass man sich gegen ‚Mutter Natur‘, wie er es nennt, wehren kann: „Es ist besser, sich anzupassen und von der Natur zu lernen.“ Eines dieser Projekte, die aus diesem Lernprozess entstanden sind, ist ein kleines Konferenzzentrum. „Wir haben das vor ein paar Jahren entwickelt, um zu zeigen, dass Bauen auf dem Wasser möglich ist. Es ist ein kleines Beispiel einer Architektur, die mit jedem Wasserspiegel zurechtkommen kann - es schwimmt. Wenn das Wasser steigt, steigt es ebenfalls in die Höhe. Wir haben letztes Jahr die kommerziellen Wohnbaufirmen, die für private Auftraggeber bauen, aufgefordert, Vorschläge für die Errichtung von Wohnungen in Kombination mit Geschäften und Freizeit einzureichen. Die Vorschläge und Projekte trudeln laufend bei uns ein.“ Schwimmende Häuser, wie auch Büros und andere Einrichtungen sind - wie das Projekt des Konferenzzentrums zeigt - möglich. Sie können komplett klimaneutral sein, da das Flusswasser zur Kühlung und zur Heizung benutzt werden kann. So ist auch der Energieverbrauch sehr effizient. Bis 2025 soll der CO2 Fußabdruck der Stadt um 50% gesenkt werden, das entspricht einer Verdoppelung der Ziele der EU. Ein sehr ambitioniertes Ziel, das mit einer Erneuerung der Industrie genauso wie mit einer Innovation der energetischen Struktur des Hafens zusammenhängt. Die Stadt Rotterdam hat ein weltweites Netzwerk aller Städte, die am oder unter dem Meeresspiegel liegen, ins Leben gerufen - Delta Cities Network. So soll ein Austausch von Wissen und Erfahrung im Bezug zu den Gefahren des Wassers und der, durch den Klimawandel, steigenden Meeresspie-
architektur Fachmagazin Ausgabe 08/2013
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