49 Städtebau 49 Was man nicht sieht, muss man glauben Oft genug wird der Begriff ‚Landmark‘ als Indikator nationaler Wünsche und Egos gebraucht, um anderen die eigene, ökonomische Prosperität und den Stand der technologischen Errungenschaften zu zeigen. Man wollte nicht wieder in den Fehler des Wettbewerbs, um ein noch größeres ikonografisches Landmark zu errichten, verfallen, sondern setzte auf - wie schon Louis Kahn es tat - die ‚Kraft des Abwesenden‘ und die ‚Stärke des Nichts‘. Charles Wee fasste diese Gedanken folgendermaßen zusammen: „Ich hoffe wirklich, dass dieses Projekt die symbolische Seele unseres Volkes trifft und auch ein Erbe für die kommende Generation darstellen wird: Ein Leben, reich an Inhalten und Bedeutungen und nicht geblendet von visuellen Eindrücken und dem, was man zu sehen glaubt.“ Das strukturelle Konzept Statt nun den Versuch zu unternehmen, den Baukörper hinter einer ausgeklügelten Fassade zu verbergen, konzentrierte sich das Designteam darauf, ein einfaches und doch elegantes strukturelles System zu entwickeln, das mit dem Volumen des Turms und seiner dreieckigen Form korrespondiert. Um die notwendige Übereinstimmung zwischen den Funktionen des Gebäudes, den ästhetischen Ansprüchen an die Architektur, den Baugesetzen und gleichzeitig eine Einfachheit der Konstruktion zu erzielen, wurde ein parametrisches BIM (Building Information Modelling) verwendet. Das Resultat ist eine Struktur, aus - in 28 Meter großen Modulen geteilten - vertikalen und horizontalen Dreiecken. Sie verbinden sich und sind auch miteinander in der Art einer Doppelhelix verbunden. Wie stählerne Megaklammern stellen sie die Primärstruktur des Turmes dar. An diesen Stahlklammern sind die primären Diagrids, die die 28 Meter Distanz zwischen den vertikalen und horizontalen Teilen überbrücken, angehängt. Diese sind wiederum in gleichgroße, diamantförmige Flächen, die eine zusätzliche Lage von Diagrid Stützen schaffen, aufgeteilt und tragen das Fassadensystem. Das Endresultat ist eine Serie von immer kleiner werdenden Diamantflächen, von ganz groß zu ganz klein. Um die Windkräfte zu kompensieren, wurde in 411 Meter Höhe ein genau abgestimmter Schwingungsdämpfer geplant. u
architektur Fachmagazin Ausgabe 08/2013
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