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architektur Fachmagazin Ausgabe 08/2013

architekturszene 27 vergingen mehrere Jahrzehnte. Obwohl die frühen Versionen des Entwurfs zum neuen Bahnhofsgebäude unter der Bevölkerung heftige Proteste auslösten, hielten die Stadt und der Bauträger, Bank Austria Immobilien GmbH, solange an ihrem Projekt fest, bis sich schließlich auch die UNESCO gegen den Bau aussprach. Erst als diese die Innere Stadt 2001 zum Weltkulturerbe erklärte, mussten Wien und die BAI aus Rücksicht auf die umliegende Bebauung einlenken. Um nicht auf die hohen Bodenpreise verzichten zu müssen, wurde letzten Endes trotzdem ein massives Gebäude von 35 Meter Höhe und geringer Durchlässigkeit errichtet. Die Nachteile der Wiener Raumplanung ergeben sich des Weiteren daraus, dass die einzelnen Projekte nur schlecht bis gar nicht in die sie umgebenden Stadtteile integriert werden. Ein derzeit viel diskutiertes Negativbeispiel stellt hierbei die Donauplatte mit ihren DC-Towers dar. Obwohl die Lage auf den ersten Blick vielversprechend erscheint, profitiert das Areal nicht davon. Das liegt daran, dass bei dieser Fläche weder eine gute Anbindung zur neuen Donau noch zu den umliegenden Grünflächen existiert. Jener Aspekt wurde auch von Dominique Perrault, dem Architekten des DC Tower 1, kritisiert. Würden entsprechende Verbindungen zur Umgebung geschaffen werden, könnte nach der Meinung des Experten „Die Donau-City .. ein wunderbarer Stadtteil sein, mit der Donau nebenan und den vielen Radwegen und Vergnügungsparks rundherum.“ Laut den Leitlinien des STEP 2025 soll gegen dieses Problem in Zukunft vorgegangen werden. Eines der vermeintlich wichtigsten Ziele der Stadterweiterung besteht nämlich darin, zusammenhängende Stadtteile zu planen. Um einer grundstücksbezogenen Planung Einhalt zu gebieten, müssten in Zukunft jedoch nicht nur der Planungsprozess an sich, sondern auch die Akteure unter die Lupe genommen werden. Auffällig ist, dass bei einer Vielzahl von Bauprojekten der Stadt Wien die Bank Austria Immobilien GmbH (BAI) als Investor agiert. Dies erweist sich nicht immer als Vorteil, da sie als Bauträger vor allem dafür bekannt ist, Gebäude möglichst großen Ausmaßes zu realisieren. Der sich selbst zugeschriebenen Unternehmensphilosophie - welche verspricht „Städte gedeihen“ zu lassen - wird die BAI jedoch nicht gerecht. Wie sich an der Umsetzung erkennen lässt, nimmt finanzielle Rentabilität bei den Bauvorhaben nämlich den wichtigsten Stellenwert ein. Die Langzeitauswirkungen der Projektumsetzungen der letzten Jahre Wird beim Bau von Gebäuden lediglich auf die Zahl der Geschosse Wert gelegt, ergeben sich dadurch nicht nur ästhetische Einbußen. Die Umsetzung solcher Projekte wirkt auf die Betrachter lieblos und zu einem gewissen Grad unvollständig. Dies wird vor allem bei Konzepten wie dem Bahnhof Wien Mitte deutlich, wo die Planer und die Stadt Wien Bereiche um die Station einfach sich selbst überließen. Wenn die Stadt Wien ihren Fokus bei der Stadtplanung nicht erweitert, werden vor allem Geschäftsstraßen und der Einzelhandel die negativen Konsequenzen zu spüren bekommen. Für diese problematische Entwicklung ist unter anderem der exzessive Bau von Einkaufszentren verantwortlich. Sollen Stadtteile nicht zu Schlafstätten verkommen, muss die Raumplanung einen Weg finden, die negativen Auswirkungen dieser Großmärkte einzudämmen. Prognosen besagen nämlich, dass der Bedarf an großflächig gebündelten Freizeit- und Einkaufszonen aufgrund der wachsenden Bevölkerungsdichte weiter steigen wird. Derzeit gibt es in Wien 37 Shoppingcenter, wobei 10 davon alleine in den letzten 6 Jahren eröffnet wurden. Setzt sich dieser Trend fort, wird das Geschäftsleben in den Einkaufsstraßen bald der Vergangenheit angehören. Anstatt die Errichtung neuer Einkaufszentren zu fördern, sollte sich die Stadt Wien deshalb eher auf den Ausbau bestehender Einrichtungen konzentrieren. Im Kontext der jüngsten Planungen erweist es sich als Schritt in die richtige Richtung, dass im STEP 2025 auch der ‚Respekt vor dem Bestand‘ angesprochen wird. Werden Projekte ohne vorherige Abstimmung auf die Umgebung umgesetzt, fällt dieser Nachlässigkeit oft der innerstädtische Charakter eines Grätzels zum Opfer. Häufen sich Planungssünden dieser Art, kann dies auch den Charme, einer so international ausgerichteten Stadt wie Wien, vernichten. Daher bleibt zu hoffen, dass die Ziele des neuen Stadtentwicklungsplans nicht nur leere Worte sind. © Stadt Wien © Stadt Wien


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