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architektur Fachmagazin Ausgabe 08/2013

magazin 23 er bereits das 10. neue Haus übergeben, plant das 12. für nächsten Herbst und will pro Jahr zwischen 2 und 5 neue Häuser für bedürftige Familien errichten. Neben ihrem ständigen Kampf gegen Armut, Verwahrlosung der Kinder und Wohnprobleme durch Substandard ist die Organisation auch an einem Projekt ‘Thermische Isolation durch recycelte Textilien‘ beteiligt. Dieses wird durch ein EU-Programm gefördert und befindet sich gerade in der Testphase. Peter Reischer sprach anlässlich der Einweihung der beiden Häuser in Kostinbrod/Bulgarien mit DI Gerhard Koch, dem Head of European Affairs und Corporate Sustainability bei Wienerberger AG. Herr DI Koch, warum ist es für einen internationalen Konzern, wie den Ihren, so wichtig ein soziales Engagement einzugehen? Das soziale Engagement ist für uns Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie, wir sehen uns als produzierendes Unternehmen als einen verantwortlichen Teil der Gesellschaft und wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag dazu leisten. Wie weit geht der Begriff der Nachhaltigkeit für Sie? Es gibt die klassischen drei Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und soziokulturelle Aspekte. Ökologie bezieht sich bei uns primär auf den Produktionsvorgang, CO2 Reduktion, Energiesparen etc.. Ökonomie heißt, dass wir beitragen wollen, leistbaren Wohnraum zu schaffen und im soziokulturellen Bereich sehe ich unser karitatives Engagement angesiedelt. Hier stellen wir Material zur Verfügung, um für bedürftige Familien Häuser zu bauen. Auf der anderen Seite unterstützen wir auch Studenten, die sich mit dem Thema ‚Nachhaltiges Bauen‘ beschäftigen. Damit meinen Sie die ‘Wienerberger Sustainable Building Academy‘? Ja! Stimmen Sie mir zu, wenn ich sage, dass die Zusammenarbeit mit NGOs die einzige oder die beste Methode ist, um effizient und unbürokratisch Hilfe zu leisten? Absolut, dem stimme ich 100% zu. Ist das dann nicht gleichzeitig ein Armutszeugnis für die Politik und die Strukturen, die von oben kommen? In den wenigsten Ländern fühlt sich die Politik für das Thema des sozialen Wohnbaus wirklich verantwortlich. Österreich ist hier eigentlich ein ‚Best Practice‘ - Beispiel, weil durch die drei Elemente - Wohnbauförderung, gemeinnützige Bauträger und Bausparkassen - haben wir hier ein sehr stabiles System, das sozialen Wohnbau ermöglicht. In Ländern, wo das nicht so ist, können NGOs wie ‚Habitat for Humanity‘ in die Bresche springen und dafür sorgen, dass zumindest für die ärmsten Schichten der Bevölkerung ein angemessener Wohnraum entstehen kann. Der prognostizierte Wandel in der Gesellschaft, im Architekturgeschehen, der von vielen Medien zurzeit besprochen und herbeigeredet wird, der liegt ja in der Zivilgesellschaft begründet. Ja, vor allem ist das Partnerschaftsmodell, das ‚Habitat for Humanity‘ benutzt, eine tolle Sache. Sie sind sehr erfolgreich in der Akquisition von Industriepartnern, damit entwickeln sie ein wesentlich höheres Leistungspotenzial. Löst die Verbindung mit der Industrie auch in der gesellschaftlichen Akzeptanz einen Prozess aus? Ja, denn wenn nur die Industrie etwas sagt, wird das sehr kritisch hinterfragt und skeptisch beurteilt. Wenn aber die Verbindung mit einer NGO vorhanden ist – dann ist die Akzeptanz größer. Also zwei Bedürfnisse, die sich gegenseitig zu einer Synergie verbinden!


architektur Fachmagazin Ausgabe 08/2013
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