SYSTEM, TECHNIK, FUNKTION 76 Die Struktur der Tragkonstruktion gleicht dem System eines geflochtenen Korbes. Die transluzente Membran bietet einen Schutz vor der Sonneneinstrahlung und gewährleistet gleichzeitig eine gewisse Durchlüftung. Für die Überdachung und Fassade verwendeten die Architekten, wie auch beim Stadion in Brasília, das ‚Speichenradprinzip‘. Die Grundidee ist die gleiche wie bei einem Fahrrad: Zwischen einem oder mehreren äußeren Druckringen und einem Mittelelement werden Speichen gespannt. Um daraus ein Dach zu gestalten, wird darüber eine robuste Zeltplane angebracht - auch Membran genannt. Für den Stadionbau bedient man sich eines weiteren Kunstgriffs: Die Nabe in der Mitte wird durch einen oder mehrere Spannringe ersetzt, die in der Mitte ein fast beliebig großes Loch freilassen. Das transluzente Gewebe ermöglicht eine ständige, natürliche Durchlüftung des Bauwerkes - bei 30 Grad Hitze und 100 % Luftfeuchtigkeit auch notwendig. Die sich kreuzenden, schrägen Linien der Außenfassade sollen an die typischen Formen der geflochtenen, traditionellen Körbe des Landes erinnern. Einige der Sitze im Inneren des Ovals leuchten in hellem Maracujagelb. Andere Plastikschalen tragen das Gelborange der Papaya, sind orangerot wie die Kaschufrucht oder blutrot wie der Rosenapfel. Sieben Farben lassen sich im Oval ausmachen. Sie repräsentieren die Früchte Amazoniens, Brasiliens größtem Bundesstaat, in dessen Zentrum Manaus liegt. Und die in sieben verschiedenen, leuchtenden Farben eingefärbten Sitze des Stadions geben dem Ort seinen Spitznamen: ‚Früchtekorb‘ der Region. Als eines der ersten Stadien weltweit hat die Arena da Amazônia nach den Kriterien des US Green Building Councils die LEED-Zertifizierung in Silber erhalten. Die am Dach vorgesehenen Fotovoltaikpaneele für die Stromgewinnung konnten jedoch nicht montiert werden, da sonst kein Sonnenlicht mehr durch die Membran dringen würde. Die Frage nach dem ‚umweltfreundlichsten Stadion des Landes‘ erübrigt sich damit wohl. (rp)
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