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architektur Ausgabe 02/2014

holzbau Die temporäre Kapelle von St-Loup Das Team der Architekten von LOCALAR CHITE CTURE und das Bureau d’Architecture Danilo Mondada hatten den Wettbewerb für die Renovierung eines Frauenklosters in der Schweiz, St-Loup gewonnen. Da die Arbeiten ca. 18 Monate dauern würden, war die Frage, wohin die Nonnen in dieser Zeit gehen würden, um ihre religiösen Pflichten zu verfolgen. Welche pragmatische und vor allem preisgünstige Möglichkeit gab es? Da sich die Architekten schon lange für vorgefertigte 62 Holzstrukturen interessiert hatten, entwarfen sie eine temporäre Kapelle aus Holz, die sowohl den Funktionen und Anforderungen wie auch den religiösen Aspekten der Nonnen entsprach. Die Disposition der Gebäude auf der Ebene von St-Loup ließ einen großen Grünbereich in der Mitte des Tales frei. Der Rolle und Bedeutung des neuen Andachtsraumes entsprechend, platzierte man die Kapelle in der Mitte dieses Areals. Ein alter Nussbaum markiert einen kleinen Platz vor dem Eingang. Im Inneren werden die räumlichen Abfolgen eines Kirchenschiffes durch eine Abfolge von Faltungen in den Holzwänden transformiert. Sie geben dem Innenraum einen Rhythmus. Die Geometrie integriert räumliche, strukturelle, konstruktive, akustische und lichttechnische Kriterien in einer synthetischen Form. Die Kalkulation mittels eines Fertigungsprogrammes ergab, dass die gefaltete Plattenkonstruktion mit kreuzweise verleimten Holzplatten in 40 mm Dicke für die Wände und 60 mm Dicke für die Decken ausgeführt werden konnte. Die Platten wurden einfach mit Stahlbändern entlang den Knicken verschraubt. Die konstruktiven Holzplatten wurden dann mit einer Bitumenschicht geschützt und die Außenhaut bildet ein 19 mm dickes, oberflächenversiegeltes Sperrholzpaneel. Die Fugen sind offen, damit das Regenwasser abfließen kann. Um eine ansprechende und kontemplative Lichtwirkung im Inneren zu erzielen, verwendete man eine doppelte Fassade: Sie besteht aus einem Textil an der Außenseite und geriffelten Polykarbonatplatten an der Innenseite. Beide Schichten sind durch ein senkrecht und diagonal verlaufendes Raster unterstützt und befestigt - dieser erinnert an die typischen bleiverglasten Kirchenfenster früherer Zeiten. Eine visuelle Abstraktion, die die Innerlichkeit und den religiösen Raum verstärkt. In der Nacht verwandelt sich die Architektur in eine leuchtende Laterne für die ganze Umgebung. Fotos: Milo Keller


architektur Ausgabe 02/2014
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