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architektur Ausgabe 01/2014

ALT & NEU 42 Die in einer unregelmäßigen Stereometrie (Kunst des Steinschnittes) behauenen Granitplatten samt den winzig kleinen Fensteröffnungen bestimmen die Höhe des Baukörpers an der Schnittstelle der beiden begrenzenden Straßen. Die nach außen sichtbare Granitmasse, bei der auch alle Öffnungen mit einer entsprechenden gestalteten Behandlung versehen sind, ermöglicht keinerlei Wahrnehmung des Inneren - eine Symbolhaftigkeit, die sich auch auf das streng Abgeschottete der ehemaligen jüdischen Viertel bezieht. Es wird dadurch auch der Lichteinfall im Gebäude genau kontrolliert und geleitet. Es entstand im Innenraum eine Wiedererweckung und Neuinterpretation der wichtigsten und expressivsten Merkmale der jüdischen Architektur in der ‚Beira‘ Region (ehem. Provinz) Portugals. Der massive Charakter der Architektur in der Außenansicht reflektiert sich auch in den Innenräumen: Sie stellen sich wie Sequenzen von Aushöhlungen dar, die aus einem Monolith herausgeschnitten worden sind. Als Ausnahme zu dieser Massivität in der Wahrnehmung ist eine große Glaswand zu sehen, durch die man vom Ausstellungsbereich aus hinunter auf ein Modell der sephardischen Synagoge blicken kann. Hier befindet sich das Herz der jüdischen Kultur und Religion. Das ‚Hinunterschauen‘ ist wiederum eine Referenz auf die 4 sephardischen Synagogen in Jerusalem - bei ihnen wurde der Fußboden um ca. drei Meter unter das Straßenniveau gelegt, da ein altes, osmanisches Gesetz besagte, dass keine Synagoge höher als die Moschee in der Nachbarschaft sein durfte. u Durch ein großes Glasfenster kann der Besucher des Zentrums einen Blick hinunter auf ein Modell der sephardischen Synagoge werfen.


architektur Ausgabe 01/2014
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