start dieser Zeit ist so etwas wie eine Schule des Mosaiks entstanden. Viele Menschen haben sich beteiligt und lernten die Technik zu benutzen. 10 Als Team fühlten wir uns als Teil der Straße und im direkten Kontakt zu all den Menschen. Es war toll zu sehen, wie viele der Anwohner die Technik aufgriffen und selbst ihre Häuser damit zu gestalten begannen. Die Gemeinschaft antwortete auf unsere Aktivität in einer ausgesprochen positiven Art und Weise, und das gab uns wieder Motivation das Projekt weiter zu tragen. Welches waren Ihre Intentionen, ein künstlerisches Projekt wie dieses zu starten? Manchmal hat man eine Idee, eine Inspiration und in der künstlerischen Umsetzung kristallisiert sich dann erst der wahre Sinn des Vorhabens. So war es auch beim Mosaikprojekt von Puente Alto. Anfangs hatte ich die Dimension oder die Entwicklungsmöglichkeit, die diese Arbeit beinhaltet, gar nicht erkannt. Dass sozusagen die Aufzeichnung und Registrierung all der Pflanzen und Lebewesen, mehr bedeutet als nur den Ort, an dem das Mosaik gegen Graffiti und Plakate gewinnt. Es wurde ein Platz der Schönheit der Natur, der mithilfe des ‚Mediums Kunst‘ eine wesentlich stärkere Verbindung der Menschen mit ihrem natürlichen Erbe und der Tradition ermöglichte. Ich hatte nie erwartet, dass dieses künstlerische Mosaikprojekt die Identität der ganzen Gemeinschaft ändern würde. Warum wollten Sie für ‚alle‘ arbeiten, und nicht für den sogenannten ‚Kunstmarkt‘? Nach den Erfahrungen mit meinem ersten Projekt (150 Meter im Jahr 2011) war mir klar, dass ich diese Richtung beibehalten wollte und ‚öffentliche Kunst‘ machen. Es ist stimulierend, wenn man sieht, wie Kunst viele Menschen glücklich macht. Die Erfahrung, in großen Formaten zu arbeiten und kreative Freiheit zu haben, war fantastisch. Es war auch für mich und alle Teilnehmer eine Herausforderung. Die Arbeit gehört jedermann und das Projekt wird lange Zeit die Seele der Stadt bilden. Können Sie sich vorstellen, in Europa in einer Großstadt 4.000 m2 Mosaik anzubringen, ohne vorher einen genauen Entwurf und die Genehmigung eines Gremiums von Sachverständigen eingeholt zu haben? Hier zeigte ich eine Rohskizze, man ließ mich arbeiten und die Politiker kamen nach der Fertigstellung des Projektes, um es zu besichtigen. Gibt es noch weitere Auswirkungen des Projektes im Hinblick auf die Planung und Gestaltung öffentlicher Räume? Es besteht die Absicht, die wissenschaftlichen Namen und Bezeichnungen der Pflanzen und Tiere an den Säulen anzubringen. Dann sollen Schulen Ausflüge hierher machen und das Ganze soll eine Art Bildungseinrichtung werden. Auch Politiker können sich ein Beispiel an diesem Projekt nehmen - Kunst ist eine gute Investition für die Stadt und die Bevölkerung, sie bringt Lebensqualität. Indem sie solche Projekte unterstützen, schaffen sie einen Mehrwert für die Menschen. Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus? Ich werde mich definitiv weiter im Bereich der öffentlichen Mosaikkunst betätigen. Im Frühjahr werde ich mit meiner Familie nach Deutschland übersiedeln - sehen wir einmal, welche Möglichkeiten sich dort öffnen werden. Mit welchen Temperaturen wurden die Mosaikfliesen gebrannt? Welche Glasuren haben Sie benutzt und wie sieht es mit den Umwelteinflüssen auf Ihre Arbeit aus? Normalerweise werden die Teile mit über 1.000 Grad gebrannt und in Fabriken hergestellt. Wir haben sie für Wand und Boden gleichermaßen verwendet. In Chile gibt es selten Temperaturen unter 0 Grad - das war kein Problem für uns. Das eigentliche Problem sind die Erdbeben. Deshalb mussten wir einen doppelt starken Kleber verwenden, um die Mosaikteile am Beton festzukleben. Was können Sie über den Entwurfsprozess erzählen? Die Idee, die 83 Säulen und 4 Metrostationen mit Pflanzen und der Fauna der Region zu verzieren, war ein Prozess, der auch viele schlaflose Nächte gekostet hat. Am Anfang hatten wir noch gar nicht alle Motive und Aufteilungen geklärt, so fand während der Arbeit ein ständiger Prozess des Weitersuchens und Forschens nach Neuigkeiten statt. Wie nehmen die Menschen diese Arbeit auf? Vor allem die unmittelbaren Anwohner sind sehr dankbar. Jetzt benutzen sie den öffentlichen Raum gerne, gehen dort spazieren und bewundern und studieren die Bilder. Puente Alto ist voll von Graffitis, aber nicht auf den Mosaiken. Viele sind allabendlich gekommen und haben Fliesenreste aufgesammelt um ihr eigenes Heim damit zu verschönern. Wie hat Ihre Arbeit das Bewusstsein der Bewohner verändert? Ich glaube, dass die Bilder und Emotionen tief in das Bewusstsein der Menschen eindringen. Sie sind wie ein unerwartetes Geschenk, sie identifizieren sich damit. Sehen Sie Unterschiede zu Europa? Hier kann man noch Experimente machen, in Europa ist alles reglementiert, besonders was Arbeiten im öffentlichen Raum betrifft. Die ganzen Sicherheitsbestimmungen, all die Logistik und Regeln machen so etwas in Europa ungleich schwieriger.
architektur Ausgabe 01/2014
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