Mobiles arbeiten: Büro2Go
Wer heute nur mit einem Ordner bewaffnet zum Ortstermin eilt, gilt fast schon als antiquiert. Mobile PCs und Kommunikationstechniken versprechen mehr Effizienz bei der Erfassung, Verteilung und Ablage mobiler Daten. Mobile Computing – der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien – ermöglicht an jedem Ort und zu jeder Zeit über Mobilfunknetze oder drahtlose lokale Netzwerke auf die Daten anderer stationärer oder mobiler Computer oder auf das Internet zuzugreifen.
Mobile Computing eröffnet zahlreiche Rationalisierungsmöglichkeiten: beispielsweise in Form mobiler Datenerfassungs-Lösungen, mit der beispielsweise Gebäude- und Anlagendaten, Bauschäden oder Ausführungsfehler an Ort und Stelle erfasst und verarbeitet werden können. Schnittstellen ermöglichen einen bequemen Datenabgleich mit der Bürosoftware. Mit mobilen Rechnern und drahtlosen Kommunikationstechnologien lassen sich Informationen genau dort erstellen und verteilen oder abrufen, anzeigen und modifizieren, wo sie gerade benötigt werden. Im Wesentlichen werden die Möglichkeiten des Mobile Computing durch drei Faktoren bestimmt: die drahtlose Kommunikationstechnik, mobile Hardware- und Softwarelösungen.
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Drahtlose Kommunikationstechnik
Grundlage der mobilen Kommunikation sind Mobilfunk-Standards. Hierzulande werden Mobilfunknetze der zweiten und dritten Generation (2G/3G) betrieben. Der wichtigste, weltweit verbreitete 2G-Standard ist GSM (Global System for Mobile Communications). Die „Zwischenstandards“ GPRS (General Packet Radio Service) und EDGE (Enhanced Data rates for GSM Evolution) dienen als Übergang in die dritte Generation, die sukzessive eingeführt wird. 3G-Netze sollen vor allem höhere Datenübertragungsraten und z. B. erweiterte Multimedia-Funktionalitäten bieten. Zu den wichtigsten 3G-Standards zählen UMTS, HSUPA bzw. HSDPA. Während GPS, GPRS und EDGE mit bis zu 220 Kbit/s nicht besonders schnell sind, ermöglicht das UMTS-Netz (Universal Mobile Telecommunication System) mit 348 Kbit/s höhere Datentransferraten. Mit HSUPA (High Speed Uplink Packet Access) bzw. HSDPA (High Speed Downlink Package Access) stehen schnelle, allerdings nicht komplett flächendeckende Netze (siehe z. B.: www.bob.at/netzabdeckung) mit Datentransferraten von bis zu 14,4 Mbit/s zur Verfügung, was einem schnellen DSL-Internetanschluss entspricht. Inzwischen wurde schon die nächste Generation HSPA+ vorgestellt, die noch höhere Datentransferraten bietet. Die Mobilfunknetze werden von Mobilfunkbetreibern wie A1, Orange, T-Mobile, BOB etc. zur Verfügung gestellt, wobei nicht alle Anbieter dem aktuellen Smartphone-Boom gleich gewachsen sind. Neben der Qualität der Sprachverbindungen spielt vor allem die Geschwindigkeit, Stabilität und Verfügbarkeit des mobilen Internets eine Rolle (siehe auch: www.kozi.at/wordpress/?p=216). Mobilität beim Datenzugriff im Nahbereich bietet auch die Wireless-LAN-, kurz WLAN-Technologie. Damit kann man unterwegs in einem Umkreis von bis zu 100 Metern auf das Internet bzw. auf das Firmennetz zugreifen. Durch den Einsatz mehrerer sogenannter Hot-Spots bzw. Access Points können ganze Areale (Gebäude, Baustellen etc.) mit WLAN versorgt werden. Für die drahtlose Kommunikation und den Datenabgleich zwischen Notebook, Büro-PC und Peripheriegeräten auf kurze Distanz hat sich vor allem der Bluetooth-Standard etabliert. Damit können Daten sogar durch Wände hindurch in einem Abstand von etwa 10, respektive bis zu 100 Metern empfangen werden.
Mobile Hardware
Mobile Hardware gliedert sich in die Kategorien der Smartphones, der Pocket-PCs, Tablet-PCs, Note- und Netbooks. Mit den in eine Handfläche passenden Smartphones und Pocket-PCs (auch: PDA, Organizer, Handheld oder Palmtop) kann man vor allem Termine organisieren, Daten erfassen und verwalten oder mobile Softwareanwendungen ablaufen lassen. Ist Mobilfunk integriert, kann man auch telefonieren, E-Mails empfangen/versenden oder Informationen aus dem Internet abrufen. Für Smartphones oder Pocket-PCs sprechen kompakte Abmessungen und die gegenüber Note-/Netbooks längere Akkulaufzeit. Das kleine LC-Display (etwa 2–3,5 Zoll) und die vergleichsweise niedrige Bildauflösung (ca. 240 x 320 bis 640 × 960 Pixel) schränken grafische Einsatzmöglichkeiten allerdings ein. Tablet-PCs sind Notebooks ohne Tastatur. Das LC-Display ist Schreibtafel und Bildschirm zugleich, und die Daten werden wie beim Pocket-PC in erster Linie grafisch mit dem Finger oder per kabellosem Stift eingegeben. Prominente Vertreter der Kategorien Smartphone und Tablet-PC sind das iPhone und das iPad von Apple (siehe auch Info-Kasten). Eine Sonderform stellen Notebooks mit einem um 180 Grad drehbaren Display dar: Diese „Convertibles“ lassen sich sowohl als „normales“ Notebook als auch als Tablet-PC nutzen. Notebooks kann man sowohl mobil als auch als Desktop-Arbeitsplatz im Büro nutzen. Sogar CAD-Pläne lassen sich auf Geräten mit hoher Bildauflösung und größe der LC-Displays (13–18 Zoll Bilddiagonale, 1.366 x 768 bis 1.920 x 1.080 Pixel Bildauflösung) problemlos anzeigen, kommentieren und sogar bearbeiten. Per Mobilfunk-Stick kann man unterwegs auf Internet- oder Bürodaten zugreifen. Im Hinblick auf Einsatz-Flexibilität schneiden Notebooks am besten ab, denn auch alle im Büro eingesetzten Programme sind darauf lauffähig. Preiswerter, kleiner und leichter als herkömmliche Notebooks sind Netbooks. Die Mini-Notebooks haben die Größe eines Terminplaners, wiegen etwa 1,5 Kilogramm und verfügen über ein 7– 12 Zoll großes LC-Display. Ohne Steckdose halten sie, je nach Gerät und Nutzung, 5–10 Stunden durch. Für den Einsatz von Büro-Standardsoftware sind sie ideal, nicht jedoch für Software, die eine höhere Rechenleistung erfordert. Gegen konventionelle Note-/Netbooks sprechen raue Bedingungen unterwegs. Staub, Feuchtigkeit, extreme Kälte, Hitze oder einen ordentlichen Stoß vertragen nur spezielle „Outdoor“-Geräte.
Mobile Software
Prinzipiell ist jede AVA-, CAD-, Büro- oder Projektmanagement-Software auch mobil lauffähig – vorausgesetzt das Betriebssystem der mobilen Hardware und deren Leistungsdaten (Prozessor, Arbeitsspeicher, Displaygröße etc.) lassen dies zu. Während bei aktuellen Note-/Netbooks die Betriebssystem-Version Windows 7 die Nutzung praktisch jeder im Büro verwendeten Software ermöglicht, muss man sich bei Smartphones/Pocket-PCs auf die vom Betriebssystem unterstützte Software beschränken. Wer ein bestimmtes Programm nutzen will, muss darauf achten, von welchem der verbreiteten Betriebssysteme (sortiert nach Verbreitung) Symbian, Android, Apple iOS, BlackBerry oder Windows Mobile etc. sie lauffähig ist. Je verbreiteter desto größer die verfügbare Bandbreite an allgemeiner und branchenspezifischer Software. Zum Standard gehören ein Terminplaner, ein Aufgaben-/Adressverwalter, ein Notizbuch sowie Word, der Internet Explorer und weitere Anwendungen, jeweils in der Mobile-Ausführung.
Zu den optionalen bau-/branchenspezifischen Software-Anwendungen für Smartphones gehören Aufmaßprogramme, LV-Viewer, Büro-/Projektmanager etc. Spezielle, mobile Software-Anwendungen verfügen beispielsweise über die Möglichkeit, manuell, mit dem PC oder anderen (Mess-)Geräten erfasste Daten direkt einzulesen und zu verarbeiten und wenn nötig in Echtzeit per Mobilfunk zu übertragen (Bauaufmaß, Mängelbericht, Termine etc.). Im Hinblick auf die mobile Software-Nutzung wird die Bereitstellung von Soft- und Hardwareleistungen über Netzwerke zunehmend ein Thema (Stichworte: ASP, SaaS und Cloud Computing, siehe auch architektur 1/11). Damit haben Planer unabhängig von Zeit und Ort Zugriff auf Programmfunktionen, Rechenkapazitäten, Büro- und Projektdaten, ohne diese lokal vorhalten, warten oder updaten zu müssen.
Wie praxistauglich ist Mobile Computing?
Mobilität und Multifunktionalität haben viele Vor-, aber auch einige Nachteile: Häufig ist die Bedienung aufgrund der Funktionsfülle kompliziert, sodass ungeübte Benutzer durch die Vielzahl der Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten überfordert sind. Ferner muss man gegenüber Einzelgeräten meist Kompromisse eingehen. Kein Smartphone oder PDA erreicht beispielsweise die Aufnahmequalität einer guten Digitalkamera oder die Software-Flexibilität, Rechen- und Speicherkapazität eines Büro-PCs. Kleinformatige LCD-Displays schließen umfangreichere grafische Anwendungen aus, winzige Tastaturen lassen nur die Eingabe kurzer Texte zu etc. Problematisch ist mobile Hardware vor allem in folgender Hinsicht: Mit durchschnittlichen 3–6 Stunden reicht die Akku-Betriebsdauer sowohl bei Smartphone/Pocket-PC als auch bei Note-/Netbook für einen vollen Arbeitstag noch nicht aus. Die von Herstellern angegebenen, höheren Akkulaufzeiten gelten nur für ein optimales (sprich: praxisfernes) Betriebsprofil. Zwar ist die multimediale Datenübertragung über schnelle Netze mittlerweile nicht mehr unerschwinglich, jedoch nicht immer flächendeckend, unterbrechungsfrei und mit der vollen Geschwindigkeit möglich. Weitere kritische Punkte betreffen die Hardware: LC-Displays sind häufig zu klein und vor allem nicht hell genug, um Daten auch bei vollem Tageslicht mühelos ablesen zu können. Ferner ist die Hardware oft nicht robust genug für den rauen mobilen Einsatz. Staub und Nässe können der filigranen Technik schnell den Garaus machen, extreme Kälte (ab –10 Grad) kann für Akkus und Displays zum Problem werden. Beim Gehäuse sollte deshalb auf „Baustellentauglichkeit“ geachtet werden: möglichst mit Gummiarmierung, Schutzklasse ab IP 54 = staub- und spritzwassergeschützt (Schutzklassen-Übersicht: www.art-events.de/systeme/texte/000912ip.htm).
Einsatzprofil bestimmt Gerätewahl
DIE baustellentaugliche mobile Hardware gibt es nicht, aber das Nutzungsprofil hilft bei der Auswahl: Pocket-PCs und zunehmend Smartphones eignen sich als Organisations- und Kommunikationswerkzeuge für die Manteltasche. Spielen Mobilität, Flexibilität, ein geringes Gewicht oder (etwa bei Aufmaßen) die einhändige Bedienung eine entscheidende Rolle, ist man mit einem Smartphone/PDA-Phone inklusive Kamera gut bedient. Wichtig ist, dass das Gerät über ein gängiges Betriebssystem, ein Touchscreen und/oder eine Tastatur verfügt. Müssen Daten in umfangreiche Eingabemasken eingetragen oder gar Pläne angezeigt werden, sind Geräte mit größerem Display gefragt. Tablet-PCs sind vor allem in outdoor-tauglicher Ausführung für Aufmaßskizzen oder die Visualisierung und Kommentierung von CAD-Plänen oder die Präsentation interessant. Netbooks sind aufgrund kompakter Maße und der guten Tastatur für Vielschreiber, Office-Anwendungen, die E-Mail-Kommunikation und Internet-Recherche geeignet. Will man vor allem mit umfangreichen Tabellenkalkulations-, Datenbank- oder CAD-Anwendungen mobil sein, sind leistungsfähige Notebooks die richtige Entscheidung. Sie bieten zudem die breitesten Anwendungsmöglichkeiten, leisten unterwegs gute Dienste und können im Büro einen vollwertigen PC-Arbeitsplatz nahezu ersetzen. Smart-/PDA-Phones kosten zwischen 300 und 600, Net-/Notebooks zwischen 250 und 2.500 Euro. Geräte inklusive Vertrag mit einem Mobilfunkbetreiber sind deutlich preiswerter – dabei sollte man aber unbedingt auf ein günstiges Tarifmodell achten. Vor dem Kauf sind daher Testberichte einschlägiger Computer-/Handy-Zeitschriften hilfreich. Eine gute Entscheidungsgrundlage bieten auch Adressen wie www.idealo.at oder www.testberichte.de.
App-Tipps für Smartphones
Apps (Kurzform für „Application“, d. h. „Anwendung“) sind kleine, meist kostenpflichtige Programme für Smartphones, die über diese (und weitere) Onlineshops heruntergeladen werden können: http://de.blackberry.com (Blackberry), http://market.android.com (Android), http://store.ovi.com (Nokia), www.apple.com (Apple), www.playnow-arena.com (Sony Ericsson), www.samsungapps.com (Samsung), www.internet-fuer-architekten.de/index.php?article_id=291 und http://tobihaptik.wordpress.com/iphone-ipod. (App-Tipps für Planer).
Apple iPhone/iPad – pro und contra
Das „iPhone-Fieber“ grassiert im privaten Bereich ja schon länger – zunehmend wird das Smartphone iPhone und der Tablet-PC iPad von Apple auch im geschäftlichen Bereich interessant. Pro: intuitive, gestengesteuerte Bedienung über das Multi-Touch-Display, schlankes Design, gute Material-/Verarbeitungsqualität, schnelle Netzverbindung, 5-Megapixel-Kamera (iPhone), Funktionsvielfalt durch Apps. Contra: Windows-Software nicht lauffähig, eingeschränktes Multitasking, fehlende Flash-Unterstützung, Akku fest eingebaut, hoher Preis). Baustellen-Erfahrungsbericht iPad: www.bpm-blog.at/2010/09/11/ipad-baustelle.
Weitere Infos*
www.connect.de, www.inside-handy.at, www.notebookcheck.com, www.notebookinfo.de, www.palmtopmagazin.de, www.pocketland.at
Anbieter*
Smartphones/PDAs: www.apple.com/at, www.asus.de, www.blackberry.at, www.hp.com/at, www.htc.com, www.lg.com/at, www.motorola.com/at, www.nokia.at, www.samsung.com/at, www.sonyericsson.at, www.toshiba.at
Net-/Notebooks/Tablet-PCs: www.acer.at, www.apple.com/at, www.asus.de, www.dell.at, www.getac.at, www.hp.com/at, www.lenovo.com/at, www.lg.com/at, www.nokia.at, www.samsung.com/at, www.sony.at, www.toshiba.at, www.toughbook.eu
Mobilfunkanbieter: www.a1.net, www.bob.at, www.drei.at, www.orange.co.at, www.t-mobile.at, www.telering.at, www.yesss.at
* Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit!
Kategorie: EDV