Intelligenter Einsatz von Ressourcen
Tageslichtnutzung im Zusammenspiel von Architektur und Lichtplanung gepaart mit intelligenter Lichtsteuerung stellen ein gravierendes Energieeinsparungspotential dar. Darüber hinaus kann bei qualitativ hochwertiger Lichtplanung durch bewussten Umgang mit Wahrnehmung bei weniger Einsatz von Leuchten ein größerer Effekt erzielt werden. Durch gezieltes Modellieren mit Licht wird der Helligkeitseindruck im Raum beeinflusst. So trägt mitunter eine vertikale Beleuchtung einen wesentlich größeren Teil zum Helligkeitsempfinden bei als horizontale Beleuchtung.
„Glauben Sie an LEDs?“…
wurden wir neulich bei einem Interview gefragt. „Ist das eine religiöse Frage?“ war unsere Antwort. Man bekommt manchmal den Eindruck, dass es beim Thema LEDs mehr um einen Glaubenskrieg als um die Evaluierung nüchterner Tatsachen geht.
Zu hohe Erwartungen werden über die halbinformierten Medien versprochen, als wären sie das Allheilmittel der Gegenwart. Der Glaube, nie wieder Lampen tauschen zu müssen und dabei kaum Energie zu verbrauchen ist eine Erwartung, die in der Praxis nicht immer erfüllt werden kann.
Wir wollen damit nicht sagen, dass die LED-Technologie nicht vielversprechend wäre, aber der Entwicklungsprozess befindet sich nach wie vor in einem Stadium der permanenten und rasanten Innovation. Was jetzt als Optimum angepriesen wird, ist in einem Jahr bereits überholt. Wann ist also der richtige Zeitpunkt, auf den Zug aufzuspringen?
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Vielleicht ist der Vergleich mit einem Auto oder einem Computer zutreffend. Wer würde weiterhin die alte Karosse fahren, nur weil in einigen Jahren dann noch effizientere Fahrzeuge auf den Markt kommen werden? Wer wagt es, altbewährte Systeme gegen neue, ohne langfristige Erfahrungswerte auszutauschen? Wie sieht die längerfristige Wartung aus, wenn einzelne Leuchten ausfallen?
Wirtschaftlich betrachtet muss bei höheren Investitionskosten die von den Herstellern versprochene Lebensdauer halten. Imagemäßig betrachtet, punktet man allerdings mit dem Einsatz neuester Technologie.
Die Wahl der (Leucht)mittel
Im Moment strömt eine derartige Vielzahl von Produkten verschiedenster Hersteller aus Nah und Fern(ost) auf den Markt, dass sogar der Fachmann Schwierigkeiten hat, die Spreu vom Weizen zu trennen. Bei den herkömmlichen Lampen konnte von den Lichtplanern bzw. von den Endverbrauchern auf solide Erfahrungswerte bezüglich der jeweiligen Charakteristik des Leuchtmittels zurückgegriffen werden. Man wusste, Halogen hat ähnlich der Glühbirne (Gott hab sie selig) einen warmen rötlichgelben Farbton der Lichtfarbe mit einem kontinuierlichen Spektrum, dessen Intensität im Rotbereich zunimmt (wir möchten das Halogenlicht im Privatbereich nicht missen), die Leuchtstoffröhre hat je nach Preis und ihre Bandencharakteristik ein mehr oder weniger lückenhaftes Spektrum, wohingegen Hochdruck-Metallhalogendampflampen mit keramischem Brenner in bester Ausführung sehr gute Farbwiedergabequalitäten bieten und bei Verwendung im Shopbereich nach wie vor sehr effizient sind, aber im Privatbereich wegen der häufigen Schaltzyklen nicht einsetzbar sind.
Bei LEDs hängt die Farbwiedergabequalität vor allem vom Binning und der Verarbeitungsqualität der verschiedenen Hersteller ab. Man findet Produkte, deren Lichtfarbe mit 5000 Kelvin (kaltweiß) angegeben ist, und man zur allgemeinen Überraschung einen störenden Rosastich bekommt. Manche Produkte sind farbstichig, andere fahl, gute Beispiele dagegen überzeugen mit einer angenehmen Lichtqualität. Wir möchten dabei keine Produkte nennen, aber nachdrücklich ans Herz legen, wie wichtig es ist, LED Leuchten zu bemustern und vor Einsatz die Güte der Lichtqualität zu begutachten. Die qualitativ hochwertige Verarbeitung und das Temperaturmanagement ist die Grundvoraussetzung zur Einhaltung einer hohen Lebensdauer.
Findet man nach eingehender Prüfung gute und überzeugende Produkte, eröffnen sich wiederum Möglichkeiten, die mit traditionell hergebrachten Leuchtmitteln nicht möglich waren. Farbdynamische Steuerungen auch von Kalt- bis Warmweiß, Dimmbarkeit, geringe Anschlussleistung und die geringere Wärmeentwicklung haben Vorteile, besonders im Shopbereich, wo gerade in Blumen- oder Lebensmittelgeschäften die Ware länger frisch
bleibt. Auch im Privatbereich kann gegenüber den Halogenlampen schon spürbar Energie eingespart werden.
Die richtige Lichtplanung
Neben der Auswahl der Leuchtmittel kann natürlich durch die Positionierung der Lichtquellen die psychologische Wahrnehmung von Licht – das Helligkeitsempfinden – wesentlich beeinflusst werden. Tageslichtnutzung im Zusammenspiel von Architektur und Lichtplanung gepaart mit intelligenter Lichtsteuerung stellen ein gravierendes Energieeinsparungspotential dar. Darüber hinaus kann bei qualitativ hochwertiger Lichtplanung durch bewussten Umgang mit der menschlichen Wahrnehmung auch bei Einsatz von weniger Leuchten mehr erreicht werden. Durch gezieltes Modellieren mit Licht und Blendungsvermeidung wird der Helligkeitseindruck des Raumes beeinflusst.
Leider wird im allgemeinen die Betonung nach wie vor auf die Planung der horizontalen Beleuchtungsstärken gelegt, anstatt auf eine farb- und materialbezogene Leuchtdichtenplanung mit der Betonung auf die vertikalen, raumbildenden Flächen. So trägt mitunter die vertikale Beleuchtung bei gleichzeitiger Normerfüllung einen wesentlich größeren Teil zum Helligkeitsempfinden bei als horizontale Beleuchtung.
Doch erst wenn all diese Faktoren wirklich optimal zusammenspielen und bedacht werden, können Projekte sowohl wirtschaftlich und energieeffizient als auch menschenfreundlich, ästethisch befriedigend und damit leistungssteigernd umgesetzt werden.
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Kategorie: Licht